MP096 –  TEIKEI in Europa

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Hannah Heller

TEIKEI ist ein japanische Wort, wobei TEI etwa „gebend“ bedeuetet und KEI für Kreislauf steht. Felix Schröder gibt uns einen Einblick in die TEIKEI Prinzipien und wie er diese im Aufbau einer regenerativen Ernährungswirtschaft lebt. Und das Tollste daran ist, alle können jetzt schon Teil dieser TEIKEI Bewegung werden.

Mehr Informationen zu TEIKEI aktuell findet ihr hier; wiki.teikei.us/de/home/0_Einstieg-und-Überblick/Glossar/Zehn-Prinzipien-von-TEIKEI.

Ihr könnt über Verbraucherinnengemeinschaften schon verfügbare Produkte einkaufen. Schaut einfach mal, ob es schon eine Verbraucherinnengemeinschaft in eurer Nähe gibt über diesen Link:
de.teikei.shop/gemeinschaft

Falls nicht, dann gründet doch selbst eine Verbraucher*innengemeinschaft: de.teikei.shop/gemeinschaft/gruenden
Das ist ganz einfach und versorgt euch das ganze Jahr mit regenrativen Lebensmitteln und das schmeckt man wirklich.

Viel Spaß beim Kennenlernen von TEIKEI!

Ihr wollt diesen Podcast unterstützen? Dann werdet gerne Fördermitglied im MYZELIUM Ökosystem e.V. unter www.myzelium-ev.com Informationen rund um das Thema Begleitung findet ihr hier: www.myzelium.com

Für diese Episode des MYZELIUM Podcast liegt machninell erstelltes Transkript vor. Es wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Im Zweifel gilt immer das gesprochene Wort.

Transkription

Hannah Heller
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Hallo und herzlich willkommen zum MYZELIUM-Podcast. Hier geht es um eine neue
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Art und Weise des Wirtschaftens, verbindend und lebensdienlich.
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Wir nennen es gemeinschaftsbasiert wirtschaften. Und dieser Podcast unterstützt
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dich dabei, deine Ideen und Unternehmungen gemeinschaftsbasiert umzusetzen.
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Hier teilen wir inspirierende Geschichten des Gelingens, nützliche Methoden
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und erfahrungsbasiertes Wissen aus dem MYZELIUM-Ökosystem und der Wandelbewegung.
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Mein Name ist Hanna Heller und ich freue mich sehr, dass du dabei bist.
Hannah Heller
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Heute haben wir zu Gast Felix Schröder von TAYK in Europa.
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Hey Felix, schön, dass du heute dir die Zeit nimmst und hier bist bei uns.
Felix Schröder
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Hi Hanna, danke für die Einladung.
Hannah Heller
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Du baust ja gerade ein neues Lebensmittelnetzwerk auf, eine neue Ernährungswirtschaft auf.
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Und vielleicht erzählst du einfach mal, wo ihr steht mit TAYK.
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Genau, ich persönlich bin ja in Speyer und habe auch eine kleine Gemeinschaft
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hier, die von dir, von Take Hey, von euch aus Griechenland immer leckeres Obst und Olivenöl,
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Früchte aller Art bezieht, Avocados, Granatäpfel, Orangen, Zitrusfrüchte und
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damit jetzt immer so, weiß ich nicht, 50 Haushalte sind wir gerade aktuell,
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glaube ich, 50 Haushalte beglücke.
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Letzten Monat wurde nicht geliefert und alle sind schon ganz ungeduldig und
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sagen, ich brauche dringend neue Früchte aus Griechenland.
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Wann kommen sie endlich? Was baust du denn da gerade auf?
Felix Schröder
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Ja, ich habe eben die Vision, dass Lebensmittel für alle zugänglich sein sollen.
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Und zwar nicht nur, dass es preislich zugänglich wird, sondern dass einfach
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hochqualitative Lebensmittel, die angebaut werden, wie sich das jeder auch wünscht
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und wie die Höfe das eigentlich gerne machen, auch jeder Mensch Zugang hat.
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Zu diesen Lebensmitteln und dass wir Lebensmittel außerhalb von Handel sehen.
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Also ich finde schon allein der Ansatz, dass wir sagen Fair Trade oder dann
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irgendwie Commerce, das hat mit Lebensmitteln eigentlich nichts zu tun,
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weil ich finde Lebensmittel ist ein Menschenrecht.
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Und das bedeutet einfach, wir sollten das unabhängig von Privilegien organisieren
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und nicht einfach nur, dass wenn du viel Geld hast, kannst du deinen Kindern
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gesunde Lebensmittel aus dem Bioladen kaufen und wenn du nicht viel Geld hast,
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dann musst du halt in den Supermarkt gehen und billig Obst und Gemüse aus Plantagenwirtschaft
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dir einkaufen, wo hochgiftige Spurenelemente von Pestiziden hat.
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Und das ist meine Vision, diese Lebensmittelvernetzung und Organisationsstrukturen
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auf lokaler Ebene, aber auch auf europäischer Ebene so zu gestalten,
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dass wir einfach ohne den Großhandel uns die Grundnahrungsmittel organisieren können.
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Und da bist du mit dieser Abholgemeinschaft in Speyer auch ein Teil davon.
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Und ja, schön zu hören, dass die Menschen dort schon auf die Obstkisten warten,
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die jetzt dann Ende Mai kommen.
Hannah Heller
0:03:44–0:03:49
Ja, und erzähl vielleicht gerade mal, wo ihr da gerade steht oder wie sich das auch entwickelt hat.
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Also du sitzt gerade in Schweden, sagst du, aber eigentlich,
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vom Status quo her gedacht, hast du gerade auch einfach eine Lebensmittelversorgung
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aus Griechenland heraus aufgebaut.
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Vielleicht kannst du da nochmal erzählen, wie ist es dazu gekommen,
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dass du griechische Orangen, griechische Avocados, griechisches Olivenöl hier
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zu uns nach Deutschland, in die Schweiz und so weiter bringst?
Felix Schröder
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Ja, das ist eine lange Geschichte. Da muss ich fast schon ausholen,
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dass ich mal als Flugzeugtechniker gearbeitet habe und nach einer zehnjährigen,
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sehr steilen Karriere für mich beschlossen habe, dass es so nicht weitergehen kann,
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weil ich eben nicht meine Lebensenergie in etwas reinbringen wollte,
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wo ich einfach keinen Sinn sehe für die zukünftigen Generationen.
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Und dann habe ich mich in diesem ganzen Prozess, der ging echt viele,
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viele Jahre, habe ich mich einfach immer wieder besonnen, dass ich als Kind
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Landwirtschaft so geliebt habe.
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Also eigentlich nicht Landwirtschaft, sondern das Kleinbäuerliche,
0:04:54–0:05:00
das Zusammensein mit Pflanzen, mit Tieren, mit dem einfachen Leben, dem guten Essen.
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Und bin nach der Entscheidung, dass ich wirklich meinen Job komplett an den
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Nagel hänge, bin ich erstmal den Jakobsweg gelaufen, 1000 Kilometer,
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und habe eine Köchin kennengelernt, die mich nach Griechenland eingeladen hat.
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Und das Spannende war, dass ich mich in Griechenland so zu Hause gefühlt habe,
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wie noch nirgendwo anders in Europa.
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Und nach dem zweiten Mal dorthin reisen, habe ich entschieden,
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ich bleibe dort, egal was kommt, weil ich wusste ja nicht, was ich machen werde.
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Ich wusste nur, ich werde nicht mehr als Flugzeugprüfer durch die Weltschetten
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und Privatflugzeuge von reichen Millionären und Milliardären reparieren oder
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eigentlich sollte man sagen, die sind ziemlich arm, die haben einfach nur viel Geld.
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Und dann hat mich das griechische, ich sag mal in Anführungszeichen so Touristenleben, sehr gelangweilt.
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Also so Strand, Sonne, Meer und irgendwie alles irgendwie schön,
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aber doch nichts Sinnstiftendes. Und dann wollte ich wissen,
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wie man Olivenöl eigentlich herstellt.
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Und so kam das, dass ich auf den Peloponnes gereist bin.
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Es gab immer wieder Griechen, die haben meine Geschichte gehört und die haben
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gesagt, sprech doch mit unserem Freund, der hat einen Olivenhain hier und wir verknüpfen dich.
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Und als ich dann bei der Olivenernte mithalf und gesehen habe,
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wie viel Arbeit eigentlich bei der Ernte drinsteckt,
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das war so ein Aufwachmoment für mich, dass wir nach so viel Stunden Arbeit
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an einem Tag mit fünf Menschen,
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denn insgesamt, ich glaube es waren damals, hatten wir vielleicht 40 oder 50
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Liter Olivenöl geerntet.
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Das war so in keinem Verhältnis zu dem, dass ich Olivenöl im Supermarkt in der
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Schweiz einkaufe, wo der Liter irgendwie 25 Franken kostet.
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Und das hat so viele Fragen aufgeworfen.
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Dass ich irgendwie diese Fragen, die haben sich wie so tausende von Fragen sind
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plötzlich aufgetaucht und dann habe ich so gemerkt, okay, da möchte ich ansetzen.
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Ich möchte meine Energie dorthin führen, wo einfach wirklich so eine große Arbeit stattfindet.
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Und diese Menschen in diesem Dorf haben mich so berührt und ich habe entschieden,
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ich lebe jetzt dort, werde Olivenbauer und lerne wirklich so diese ganze Arbeit
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kennen mit den Jahreszyklen,
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mit den Problematiken vor Ort.
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Und was mir auch wichtig war, ich wollte mit Menschen zusammenarbeiten,
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die richtig leiden können.
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Und das sind einfach diese Verhältnisse dort, die sind so harsch,
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die sind so streng und das Leben ist dadurch aber auch so gut,
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dass es mich tatsächlich dazu bewogen hat, drei Jahre zu bleiben und Olivenbauern zu sein.
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Und das war natürlich dann eine Beschäftigung mit dem Thema Lebensmittel,
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Lebensmittelvertrieb.
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Da kam dann natürlich auch so viel
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mehr dazu, wie wird dort das Olivenöl eingekauft von den Großhändlern?
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Was finden dort für Gespräche statt?
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Und ich habe so einen Sinn, so eine innerliche Leidenschaft für Gerechtigkeit und Fairness.
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Und manche Sachen konnte ich einfach nicht akzeptieren. Und dann wurde ich dann
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auch im griechischen Dorf wieder sehr deutsch, musste strukturieren,
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koordinieren, neue Systeme aufbauen.
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Und daraus entstand dann über zehn Jahre Tay-Key, diese Plattform,
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die einfach für kleinbäuerliche Strukturen es möglich macht.
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Also weiter zu arbeiten als Landwirte, ohne nach dem Prinzip wachsen oder weichen,
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wie wir das so in Deutschland wahrscheinlich erwarten.
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Enorm schon erfahren haben. Und in Griechenland war das in diesem Kontext tatsächlich
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noch nicht so das Thema, aber es hatte so Richtungen, wo ich einfach fand,
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hey, bitte nicht auch noch dort.
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Und gleichzeitig einfach auch diese Brücken zu bauen zwischen dem,
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was so, ich meine, da gibt es in Griechenland, in diesem Dorf gab es über 100 Kleinbauern.
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Das sind so Verhältnisse, die kennen wir aus unseren Dörfern überhaupt nicht
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mehr. Und das hat mich alles so berührt und so beschäftigt und ich habe so viel
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kennengelernt und so viel Schönheit darin erfahren, dass ich einfach entschieden
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habe, okay, das ist meine neue Berufung.
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Anstatt Flugzeuge zu reparieren.
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Helfe ich jetzt Kleinbauern dabei, zu bestehen und wirklich auch ein gutes Leben zu führen.
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Das habe ich schon viel früher erfahren, das war mir einfach immer schon wichtig,
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dass die Arbeit mit dem Land und die Landwirte, die machen meiner Meinung nach
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die wichtigste Aufgabe unserer Gesellschaft, weil die einfach Lebensmittel herstellen.
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Und ich finde auch mal unabhängig zu sagen, ob das jetzt Biolandwirtschaft ist
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oder irgendwie, wir können es auch industrielle Landwirtschaft nennen oder konventionelle
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Landwirtschaft oder traditionelle Landwirtschaft.
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Es sind schlussendlich alles Menschen, die stellen Lebensmittel her.
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Und ich finde, wir sollten allen Menschen ermöglichen, dass die unter guten
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Bedingungen arbeiten, aber auch,
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dass mit dem, was sie zu tun haben, und das ist die Erde, dass die gut mit dieser
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Erde eine Beziehung führen können und nicht marktwirtschaftlichen Zwängen unterliegen.
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Und dadurch einfach alles zerstören, was wir in Zukunft brauchen, um uns zu ernähren.
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Und ich will mich definitiv nicht aus Vertical Farming ernähren.
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Ich will mich nicht aus irgendeiner Pille ernähren, die in Science Fiction gezeigt
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wird, dass man einfach nur einen Knopf druckt und dann entsteht dort ein Gericht.
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Ich will mich echt mit Lebensmitteln ernähren und will das auch meinen Kindern
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weitergeben und deren Kindern.
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Und genau da habe ich meine eigene Motivation, aber einfach auch irgendwie finde
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ich so, Also das ist so gesellschaftlich die wichtigste Grundlage,
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die wir haben, ist Boden.
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Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ein gesunder Boden auch dazu wieder
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führt, dass wir eine gesunde Gesellschaft erleben.
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Und dass all das, was wir erfahren an Krankheiten, an Isolation,
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an was auch immer für Symptome entstehen,
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die wir versuchen, vielleicht teilweise mit Therapie sogar zu behandeln,
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dass wir eigentlich nicht viel mehr machen müssten,
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als einfach nur entweder unsere Hände wieder in die Erde zu bringen oder wenigstens
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die Menschen wirklich voller Leidenschaft zu unterstützen, die die Aufgabe übernehmen,
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mit diesem Boden in Beziehung zu treten, unabhängig von Urteilen gegenüber diesem
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Landwirt, sondern einfach wirklich zu sagen, hey, das ist ein Landwirt,
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der erzeugt Lebensmittel, der arbeitet mit dem Boden,
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und mit Fragen, hey, wie kannst du eigentlich diesen Boden besser bearbeiten,
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sodass er nicht Grundwasser verschmutzt, sodass er, ich sag mal,
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nicht degradiert, erodiert.
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Kohlenstoffanteile schwinden und so weiter und so.
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Ich finde den Dialog sehr wichtig, über das zu sprechen, urteilsfrei,
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sondern einfach auch wirklich so im gegenseitigen Respekt.
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Und das alles in ein Gefäß zu bringen, ist ziemlich komplex.
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Und Teikei hat mich inspiriert durch die zehn Prinzipien aus Japan,
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wo ich finde, das ist so schön.
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Du hast ein DIN A4-Blatt, da stehen zehn Prinzipien drauf und du kannst dein
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gesamtes Netzwerk, ob das klein, groß, mittel, groß, egal was es eigentlich
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tut, das kann auch über die Landwirtschaft hinaus benutzt werden.
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Du kannst das, was du tust und allen Menschen, die damit teilnehmen,
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einfach so ein Grundgerüst geben, ein Grundverständnis.
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Wie tun wir das? Nach welchen Prinzipien tun wir das?
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Ohne, dass du ein Handbuch hast mit 200 Seiten, wo drinsteht,
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wie du was genau zu tun hast und was gut und richtig ist oder Checklisten.
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Und als ich davon erfahren habe, dass es so etwas gibt, dass sich Menschen schon
0:13:20–0:13:25
sehr, sehr gut Gedanken gemacht haben, was benötigt wird, um solche Bewegungen
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im Kern stabil zu halten.
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Habe ich gefunden, dass, also das war eine Inspiration, Das war eine Delegation aus Japan,
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die nach Thessaloniki kam 2018 und dabei war auch Hansalim zum Beispiel aus Südkorea.
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Es waren aber auch ganz viele andere CSA-Strukturen weltweit,
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kamen in Thessaloniki zusammen und haben, ja, ich würde mal sagen,
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wahrscheinlich echt ein einmaliges Treffen gehabt.
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Und als ich da von TK gehört habe und gleichzeitig dann auch schon gesehen habe,
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dass in manchen Regionen in Deutschland auch schon TK-Projekte entstanden sind, TK-Kaffee,
0:14:10–0:14:13
TK-Kakao gab es damals, TK-Textile,
0:14:13–0:14:15
es gab sogar TK-Chili,
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Hanf gab es in Freiburg.
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Wurde ich auch eingeladen, mit dem damaligen Bauern, die Olivenöl machen, TK Olive zu gründen.
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Und dann ging die Reise weiter, so wie man das überall kennt.
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Gibt es Hoch und Tiefs, dann kam Covid, dann kam einfach all diese innerlichen
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Prozesse in Gruppen, in einem selbst.
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Und schlussendlich habe ich jetzt für TK von meinem Teil entschieden,
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Teikei ist ja ein japanisches Wort und heißt Kooperation, Partnerschaft.
0:14:53–0:15:00
Tei heißt, ist das Gebende in Japan, Kei ist der Kreislauf und das Spannende
0:15:00–0:15:05
ist auch, Teikei auf Japanisch hat verschiedene Bedeutungen.
0:15:05–0:15:10
Das heißt, man muss die Schriften kennen, damit man weiß, von welchem Teikei man spricht.
0:15:10–0:15:15
Und dieses Teikei, diesen Schriftzeichen, die wir bei Teikei verwenden,
0:15:15–0:15:23
bedeutet eben dieses Gebende und dieser Kreislauf und wird in Japan verwendet
0:15:23–0:15:27
für solidarische Landwirtschaften, die nach diesen zehn Prinzipien arbeiten,
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die 1978 gegründet wurden.
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Und genau jetzt, um den Bogen nochmal zu schließen,
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Teikei in Europa ist eine Bewegung, damit wir die Grundlebensmittel,
0:15:43–0:15:48
wie ich finde, deren Zugang ein Menschenrecht ist,
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einfach außerhalb der Handelsstrukturen organisieren können.
Hannah Heller
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Mega. Ich hatte jetzt einerseits Lust zu fragen, kannst du denn die zehn Prinzipien mal kurz runterbeten?
Felix Schröder
0:15:58–0:16:04
Das ist immer so die Frage, ob ich länger darauf eingehen kann oder ob ich einfach
0:16:04–0:16:08
mal kurz sozusagen drüber spreche, wie wir das eigentlich tun.
0:16:08–0:16:12
Aber die zehn Prinzipien, die sind natürlich einfach, das sind festgeschriebene Prinzipien.
0:16:12–0:16:16
Also die sind einfach entweder auf Englisch erhalten oder auf Deutsch.
0:16:17–0:16:25
Und mein Lieblingsprinzip ist das Prinzip zehn und das ist das Prinzip der stetigen Entwicklung.
0:16:27–0:16:36
Und das heißt einfach, dass alle Prinzipien vom ersten bis zum neunten sind
0:16:36–0:16:43
ideale und wahrscheinlich findet man Projekte, Netzwerke.
0:16:44–0:16:49
Organisationen, die schon sehr viel machen können, die schon sehr viel machen
0:16:49–0:16:51
auch vom Prinzip eins bis neun.
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Und ganz oft ist es aber auch so, und das finde ich das Wichtigste,
0:16:55–0:16:59
dass in der heutigen Zeit, wenn man auf die Landwirtschaft schaut,
0:16:59–0:17:02
da ist so viel nicht in Ordnung.
0:17:03–0:17:06
Also eben nicht im Sinne von beurteilen, sondern es ist einfach nicht in einer
0:17:06–0:17:12
Ordnung, wie es eigentlich sein müsste, damit Bodenlebendigkeit stattfinden
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kann, von der wir abhängig sind.
0:17:14–0:17:19
Wenn die Lebendigkeit des Bodens nicht vorhanden ist, haben wir kein Lebensmittel.
0:17:19–0:17:24
Und aber auch kein sauberes Wasser, aber auch ganz viel anderes nicht.
0:17:24–0:17:30
Das heißt, dieses Prinzip 10 beschreibt, dass wir in einer stetigen Entwicklung
0:17:30–0:17:34
sind und uns Menschen suchen und Netzwerke und Partner, die mit uns den Weg
0:17:34–0:17:39
gehen wollen und die Prinzipien 1 bis 9 erreichen wollen und umsetzen wollen.
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Und die Prinzipien 1 bis 9.
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Die kenne ich nicht in- und auswendig, weil ich bin ganz schlecht im Auswendiglernen,
0:17:47–0:17:49
aber ich kenne die ganz gut in der Anwendung.
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Also die sind wie, wenn man sich jahrelang mit diesen, also ich muss auch sagen,
0:17:55–0:18:00
diese Prinzipien, die sind mir wie auf einem Silbertablett serviert worden,
0:18:00–0:18:04
weil ich habe sie durchgelesen und plötzlich habe ich verstanden, was ich da tue.
0:18:04–0:18:09
Ich habe sechs Jahre ohne die Prinzipien gearbeitet und war aber bei manchen
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Gesprächen so klar, so innerlich so, nee, das muss anders sein,
0:18:13–0:18:17
das kann so nicht sein. Was hier besprochen wird, ist einfach falsch.
0:18:17–0:18:20
Das ist prinzipiell falsch und wusste aber noch nicht, woher das kommt.
0:18:20–0:18:23
Ich hatte keine wissenschaftlichen Grundlagen.
0:18:23–0:18:30
Ich hatte irgendwie kein Argument, da reinzukrätschen in diesen Dialog oder
0:18:30–0:18:31
Monolog oder was auch immer das war.
0:18:32–0:18:35
Und als ich dann diese zehn Prinzipien gelesen habe, habe ich so gewusst,
0:18:35–0:18:38
hey, das ist genau das, was wir da eigentlich schon seit Jahren machen.
0:18:38–0:18:41
Einfach in der einfachsten Form in Worte gefasst.
0:18:42–0:18:47
Und deshalb finde ich so, okay, man kann sie runterrattern, man kann sie vorlesen,
0:18:47–0:18:51
aber eigentlich ist es eine Auseinandersetzung, dass jeder selbst diese zehn
0:18:51–0:18:56
Prinzipien durchliest und wirklich schaut, wo wende ich die wie an.
0:18:57–0:19:01
Und ich kann sie jetzt einfach mal, ich sage mal so ehrlicherweise vorlesen.
Hannah Heller
0:19:01–0:19:04
Du kannst auch einfach erzählen, wie du sie denn anwendest.
Felix Schröder
0:19:04–0:19:04
Ja.
Hannah Heller
0:19:04–0:19:08
Also das ist sicher der spannendere Part, weil letztendlich nachschauen,
0:19:08–0:19:15
Take-Age-Prinzipien, laden wir dazu ein, die Hörerinnen und Hörer, das einfach zu tun.
0:19:15–0:19:18
Aber spannender ist natürlich zu hören, wie setzt du sie denn um?
0:19:18–0:19:20
Was machst du denn mit diesen Prinzipien?
Felix Schröder
0:19:20–0:19:25
Ich würde mal sagen, wir haben den Zustand jetzt so, wie er ist.
0:19:26–0:19:30
Und wir schauen uns um und sehen vielleicht ganz viele Dinge,
0:19:30–0:19:33
die gefallen uns super und manche Dinge, die finden wir so, nee,
0:19:33–0:19:34
das kann doch wohl nicht wahr sein.
0:19:34–0:19:39
Dass das so läuft, das ist doch klar, dass das keine Zukunft hat und trotzdem läuft so.
0:19:41–0:19:46
Und das finde ich eine interessante Frage schon mal. Okay, wie kann das anders laufen?
0:19:47–0:19:51
Und was wir bei Tay-Key machen, ist zum Beispiel, wenn wir in die Transformation
0:19:51–0:19:56
der Landwirtschaft blicken, so wie wir uns das wünschen, ist das klar,
0:19:56–0:20:01
dass wir es nicht mit den Wegen lösen können, die wir bisher beschritten haben als Gesellschaft,
0:20:02–0:20:06
aber auch ich als Individuum, aber auch der Landwirt als Individuum.
0:20:06–0:20:11
Das heißt, wie kommen wir dort in eine andere Dynamik, in ein anderes Verhältnis,
0:20:11–0:20:12
in eine andere Beziehung.
0:20:13–0:20:18
Und da finde ich zum Beispiel ein Prinzip so das Prinzip der gegenseitigen Hilfe.
0:20:19–0:20:24
Also wenn ich Hilfe anbiete, dann entsteht dort ein ganz anderer Dialog,
0:20:24–0:20:27
wie wenn ich sage, hey, ich weiß es besser. Ich bin Wissenschaftler,
0:20:27–0:20:29
ich habe jetzt alles gecheckt, wie es läuft.
0:20:29–0:20:33
Schaut mal her, ich habe hier ein Paper und zwar musst du das genau so machen,
0:20:33–0:20:36
weil in diesen Rahmenbedingungen kann Bodenlebewesen entstehen.
0:20:37–0:20:42
Keiner hat Bock auf sowas, echt nicht. Kein Bauer, mit dem ich jemals gearbeitet
0:20:42–0:20:46
habe, hat Bock irgendwie ein Papier zu bekommen, wo draufsteht, was er zu tun hat.
0:20:47–0:20:49
Das heißt, die Wissenschaft versagt da komplett.
0:20:51–0:20:56
Und jetzt ist da die Frage, wie kommt aber dieses Wissen in eine Beziehung rein?
0:20:56–0:21:00
Und da ist auf jeden Fall schon mal ein Prinzip ganz wichtig, so Hilfe anzubieten.
0:21:00–0:21:04
Aber echte Hilfe, nicht nur Wissenstransfer, sondern wirklich,
0:21:04–0:21:05
hey, ich bin hier für dich.
0:21:06–0:21:09
Ich möchte einerseits dir helfen, kann ich dir helfen?
0:21:09–0:21:14
Ich war drei Jahre in Griechenland, in diesem Dorf und habe einfach gesagt,
0:21:14–0:21:16
die haben mich gefragt, was möchte ich?
0:21:16–0:21:19
Ich habe gesagt, ich brauche Essen und einen Schlafplatz.
0:21:20–0:21:24
Und sie haben gesagt, okay, und dann machen wir mit ihr Arbeit.
0:21:25–0:21:28
Und dann habe ich gesagt, gebt mir einfach, wo ich euch eine Hilfe bin.
0:21:29–0:21:32
Dann haben wir Feuer gemacht, Äste verbrannt, wo ich so gefunden habe,
0:21:32–0:21:34
nee, das kann doch wohl nicht wahr sein, die können wir häxeln.
0:21:34–0:21:38
Aber gut, das wollten die. Das war deren Wunsch, dass ich Feuer mache mit diesen Ästen.
0:21:39–0:21:42
Dann haben wir natürlich danach gesprochen darüber, hey, wäre das nicht besser?
0:21:42–0:21:44
Könnten wir die nicht häxeln? Könnten wir die nicht mulchen?
0:21:44–0:21:48
Und daraus sind Gespräche entstanden. Und daraus kam dann sozusagen so eine
0:21:48–0:21:50
Dynamik von, ah, wir können das anders machen.
0:21:50–0:21:53
Aber nicht, dass ich hingegangen bin und ich habe jemand ein Feuermachen gesehen
0:21:53–0:21:57
und bin dann hingegangen und habe gesagt, hey, Alter, mach mal kein Feuer,
0:21:57–0:22:00
sondern häcksel die. Dann guckt er mich an und sagt, verschwind.
0:22:00–0:22:05
Okay, und so ging das weiter mit Glyphosat. Wenn jemand Glyphosat ausgebracht
0:22:05–0:22:09
hat, das hat mir so im Herzen weh getan, das zu sehen, wie die Pflanzen alle
0:22:09–0:22:13
sterben, wie die Insekten, einfach wie das tot ist. Man geht da hin und man
0:22:13–0:22:14
hört nichts mehr, es ist still.
0:22:14–0:22:16
Aber das ist kein gutes Zeichen, wenn man in die Natur geht,
0:22:16–0:22:21
müsste das eigentlich summen, es müsste zwitschern, es müsste rascheln, es müsste knacksen.
0:22:21–0:22:24
Und wenn man in ein Feld geht und es ist einfach Totenstille,
0:22:24–0:22:26
dann sollte man Angst bekommen eigentlich.
0:22:26–0:22:30
Oder zumindest nicht Angst, aber wenigstens man sollte, wie sagt man,
0:22:30–0:22:32
concern, auf Englisch das Wort concern fällt mir jetzt gerade ein,
0:22:33–0:22:38
man sollte sich Fragen stellen.
Hannah Heller
0:22:39–0:22:40
Sich Sorgen machen.
Felix Schröder
0:22:40–0:22:46
Sich Sorgen machen. Und das ist zum Beispiel ein Prinzip gegenseitiger Hilfe.
0:22:47–0:22:55
Anderes Prinzip, wenn man wirklich länger mit einem Bauern zusammengearbeitet
0:22:55–0:23:00
hat und den Kontext kennt, nicht nur von Landwirtschaft und was das bedeutet,
0:23:00–0:23:05
alltäglich auf den Feldern zu stehen, bei Wind und Wetter die Arbeiten zu machen,
0:23:05–0:23:10
diese ganze Vorleistung, die da stattfindet, bis dann mal Ernte stattfindet,
0:23:10–0:23:14
um dann sozusagen nicht mal zu wissen, zu was für einem Preis man das verkauft,
0:23:14–0:23:17
dann müsste man sich mal Gedanken machen, was das für einen bedeutet,
0:23:17–0:23:20
wenn man das macht, was man gerade tut.
0:23:22–0:23:23
Dass man ein Jahr lang in Vorleistung geht.
0:23:25–0:23:31
Und da finde ich das Prinzip der geplanten Produktion einfach eines der wichtigsten
0:23:31–0:23:35
Grundprinzipien, die wir eigentlich den Höfen anbieten müssen,
0:23:35–0:23:40
damit wir jetzt sagen, hey, natürlich haben wir Hunger, natürlich wollen wir Orangen.
0:23:41–0:23:43
Und der Bauer weiß auch, er hat nicht nur dieses Jahr Orangen,
0:23:43–0:23:47
sondern er weiß, sein Baum ist ja nächstes Jahr auch da und übernächstes Jahr
0:23:47–0:23:49
und in fünf Jahren und in zehn Jahren und in 20 Jahren.
0:23:50–0:23:56
Das heißt, dann lasst uns doch diesen Bauern eine geplante Produktion anbieten.
0:23:56–0:24:03
Also sagen wir, wir wollen im Dezember Orangen haben und wir sammeln diesen
0:24:03–0:24:05
Bedarf ein und wir gehen zu diesen Bauern hin und sagen, Schaut mal,
0:24:06–0:24:09
wir haben hier das Bedürfnis in der Gemeinschaft,
0:24:09–0:24:13
in Speyer zum Beispiel brauchen wir jährlich 200 Kilo Orangen.
0:24:14–0:24:18
Und dann weiß der Bauer, okay, 200 Kilo Orangen an dem Monat,
0:24:18–0:24:20
ich kann mich da ausrichten und ich plane.
0:24:20–0:24:24
Das ist ein ganz wichtiges, elementares Grundprinzip.
0:24:25–0:24:28
Macht natürlich Großhandel auch. Der Unterschied ist,
0:24:29–0:24:33
Großhandel ist nicht in der Lage, divers zu denken und klein strukturiert,
0:24:33–0:24:37
sondern der Großhandel geht hin und sagt zu dem Hof, wo ich jetzt zum Beispiel
0:24:37–0:24:44
bin, 60 Hektar hat dieser Hof, der sagt dann, okay, ich möchte 20 Hektar Möhren.
0:24:45–0:24:49
So, jetzt leben wir in einem klimatischen Verhältnis, wo nicht klar ist,
0:24:49–0:24:51
wie verhält sich eigentlich das Wetter.
0:24:52–0:24:55
Das heißt, es kann ein absoluter Erfolg sein für die Möhren,
0:24:55–0:24:57
es kann aber auch ein absoluter Fail sein.
0:24:57–0:25:00
Das heißt, der Bauer, der hat vielleicht eine Möhre, die ist nicht gut für den
0:25:00–0:25:02
Markt, in dem standardisierten Markt.
0:25:03–0:25:06
Das heißt, der Großhandel sagt dann, ja, danke für deinen Einsatz,
0:25:06–0:25:08
aber diese Möhren, die kaufen wir dir nicht ab. Punkt, aus, fertig.
0:25:09–0:25:13
So, das ist auch geplante Produktion, aber nicht bis zum Ende gedacht.
0:25:13–0:25:18
Das heißt, der Bauer, der kann nicht statt einer Feldfrucht müsste der eigentlich
0:25:18–0:25:20
fünf anbauen oder zumindest fünf oder noch mehr,
0:25:21–0:25:24
damit der die verschiedenen klimatischen Verhältnisse abfangen kann,
0:25:25–0:25:28
damit der zum Beispiel bei einem sehr trockenen Sommer trotzdem was hat und
0:25:28–0:25:32
bei einem sehr feuchten Sommer auch was hat. Das heißt, auch wir Menschen haben dann was zu essen.
0:25:32–0:25:35
Das heißt, auch lokale Regionen haben etwas zu essen.
0:25:35–0:25:39
Anstatt dann zu sagen, okay, 20 Hektar Lebensmittel sind jetzt einfach nicht vorhanden.
0:25:41–0:25:47
Das heißt, das alles ist geplante Produktion plus weitere Prinzipien von Take-Aber berücksichtigt.
0:25:47–0:25:52
Also das ist das Wichtige. Es ist nicht ein Prinzip herausgepickt und dann gehe
0:25:52–0:25:55
ich sozusagen nur in dieses Prinzip, sondern es ist wichtig,
0:25:55–0:25:59
dass wir alle zehn Prinzipien einhalten in jeder Beziehung, die wir leben.
0:26:01–0:26:05
Und das ist zum Beispiel dann die dritte, das dritte Prinzip ist das Prinzip
0:26:05–0:26:07
der Akzeptanz der Erzeugnisse.
0:26:08–0:26:11
Das heißt einfach, der Bauer hat diese Karotten angebaut für dich.
0:26:12–0:26:16
Der Großhandel sagt jetzt, nö, sind hässlich, sind krumm, sind schief, nehme ich nicht.
0:26:16–0:26:21
Und wir als TK-Gemeinschaft sagen, ah, du hattest Wetter. Wetter kennen wir alle.
0:26:22–0:26:27
Wir kennen den Wetterbericht, der nicht nach unserem Wunsch handelt,
0:26:27–0:26:31
sondern das ist einfach Wetter. und wir haben ziemlich schwieriges Wetter derzeit.
0:26:32–0:26:35
Manche würden das Klimawandel nennen, manche Klimazusammenbruch,
0:26:35–0:26:38
andere sagen einfach wie auch immer dazu.
0:26:38–0:26:43
Trotzdem, die Akzeptanz der Erzeugnisse, die ein Resultat sind von so vielen
0:26:43–0:26:46
Faktoren, ist unglaublich wichtig.
0:26:46–0:26:50
Nicht nur die geplante Produktion, sondern Prinzip der Akzeptanz auch.
0:26:51–0:26:55
Das heißt, wir nörgeln nicht, wenn die Karotte krumm ist, sondern wir sagen,
0:26:55–0:27:01
hey, danke, dass du die angebaut hast. Wir bieten sozusagen Prinzip 1, 2 und 3 an.
0:27:02–0:27:05
Gegenseitige Hilfe, geplante Produktion, Akzeptanz der Erzeugnisse.
0:27:06–0:27:11
So, jetzt haben wir Prinzip 4, gegenseitiges Entgegenkommen bei der Preisfestlegung.
0:27:11–0:27:18
Das heißt, ich habe mal jemandem zugehört, das hat mich sehr berührt,
0:27:18–0:27:22
er war in Südkorea bei Han Salim und hat erzählt,
0:27:22–0:27:29
wie die Bauern und die Menschen, die die Erzeugnisse der Bauern entgegennehmen,
0:27:29–0:27:31
wie die verhandeln und verhandeln.
0:27:33–0:27:38
Ich glaube, das ist das schönste Verhältnis, das passieren kann,
0:27:38–0:27:46
dass der Bauer einen Preis sagt und der Konsument möchte, dass der Bauer mehr
0:27:46–0:27:50
erhält und der Bauer möchte, dass der Konsument weniger zahlt.
0:27:51–0:27:56
Also dass es wirklich so ist, dass man aufeinander zuschreitet und nicht aus
0:27:56–0:28:00
der Perspektive, ich möchte das Beste für mich, sondern ich möchte das Beste
0:28:00–0:28:03
für den anderen und gleichzeitig aber ich habe auch im Blick,
0:28:03–0:28:06
dass das, was wir tun, eine Auswirkung hat auf den Preis.
0:28:06–0:28:13
Das heißt, ich kann nicht einfach nur meine gesamte Zeit Arbeit für zehn Karotten investieren.
0:28:13–0:28:15
Das gibt Menschen, die würden das am liebsten tun.
0:28:15–0:28:20
Die schauen den Karotten gerne beim Wachsen zu, aber das kann ein Bauer nicht tun.
0:28:20–0:28:25
Der muss natürlich die Verantwortung übernehmen, dass diese 20 Hektar auch Produktion
0:28:25–0:28:28
herbringen für diese Menschen, die von diesen 20 Hektar leben.
0:28:28–0:28:33
Und dass das Einfluss hat auf den Preis, auf das, wie er mit seinen Ressourcen
0:28:33–0:28:36
umgeht, wie er das anbaut, wie er erntet, das ist auch wichtig.
0:28:36–0:28:41
Und das sind Gespräche, dass wir da uns gegenseitig entgegenkommen bei der Preisfestlegung
0:28:41–0:28:48
und die verschiedenen Perspektiven verstehen. Was das nächste Prinzip ist?
0:28:48–0:28:52
Freundschaftliche Beziehungen. Wir sind keine knallharten Verhandlungspartner,
0:28:52–0:28:57
sondern wir wollen eigentlich Freunde sein oder Freunde werden.
0:28:58–0:29:02
Und das kann man eigentlich auch nur, wenn man mit Menschen zusammenkommt.
0:29:03–0:29:07
Die auch Bock aufeinander haben und die sich kennenlernen wollen.
0:29:07–0:29:11
Das heißt, da sind andere Beziehungsverhältnisse, als wenn man zum Beispiel
0:29:11–0:29:18
auf eine große Messe geht und man pitcht dann seine Produktion und ist Vertreter
0:29:18–0:29:21
von einem ganzen Land und dann hat man hier die Großmächte am Tisch und dann
0:29:21–0:29:25
werden Verträge geschlossen und die Verträge müssen eingehalten werden,
0:29:25–0:29:29
sondern es sind einfach im Prinzip freundschaftliche Beziehungen,
0:29:29–0:29:33
die über die Zeit entstehen und dadurch auch wirklich vertrauensvolle Beziehungen.
Hannah Heller
0:29:34–0:29:38
Ja, beziehungsweise im Großhandel, um da nochmal auf das Beispiel einzugehen, diese Ansage,
0:29:38–0:29:44
was ja echt öfter passiert, so wir planen dir diese Menge abzunehmen und wenn
0:29:44–0:29:47
deine Karotten aber nicht schön genug sind, dann lassen wir dich fallen und
0:29:47–0:29:52
dann ist uns auch egal, wie es dir damit geht und was du mit deinen Karotten machst.
0:29:52–0:29:57
Also das ist ja sozusagen der massive Gegenkontrast, weswegen auch kleinbäuerliche
0:29:57–0:30:01
Strukturen hier in unseren Graden einfach nicht mehr existieren konnten,
0:30:02–0:30:05
weil sie es nicht mehr alleine stemmen können, dieses Risiko fallen gelassen
0:30:05–0:30:09
zu werden von der anderen Seite, obwohl man sogar ein Jahr in Vorleistung geht. Das ist ja absurd.
Felix Schröder
0:30:10–0:30:14
Ja, und da könnten wir jetzt einen ganzen Podcast draus drehen,
0:30:14–0:30:18
wie absurd das ist und was für grauenhafte Geschichten es gibt und wie viel
0:30:18–0:30:21
Verständnis ich für die Landwirte habe, die einfach jetzt auch sagen,
0:30:21–0:30:24
mir rutscht das alles den Buckel runter.
0:30:24–0:30:29
Ich spritze die Früchte voll mit Giftstoffe, damit sie standardisiert werden können.
0:30:29–0:30:32
Das ist mir so egal, wie es meinem Boden geht, obwohl es eigentlich nicht egal ist.
0:30:32–0:30:36
Im Herzen bin ich mir sicher, dass die meisten Landwirte, dass deren Herz blutet
0:30:36–0:30:42
eigentlich, dass die eigentlich schlaflose Nächte haben, weil sie ganz genau wissen, was sie da tun.
0:30:42–0:30:48
Auf der einen Seite. Und der anderen Seite ist, sie sind in einem System gefangen,
0:30:48–0:30:53
das so schlecht designt ist, wo ich einfach finde, okay, neue Systemarchitektur.
0:30:54–0:30:56
Könnten wir auch einen neuen Postkasten dazu machen.
Hannah Heller
0:30:56–0:31:01
Aber lass doch da mal reingehen. Neue Systemarchitektur. Was baust du gerade auf, Felix?
Felix Schröder
0:31:01–0:31:05
Ja, das ist jetzt eben diese Frage. Was baue ich auf? Ich würde mal sagen,
0:31:05–0:31:06
ich baue gar nicht so viel auf.
0:31:06–0:31:11
Ich trage einfach dazu bei, dass manche Sachen anders laufen können,
0:31:11–0:31:14
wie sie bisher laufen und bin Klebstoff für Dinge, die ich wichtig finde,
0:31:15–0:31:16
dass die zusammenhalten sollen.
0:31:16–0:31:21
Bin Brückenbauer für Wege, die neu gegangen werden möchten und schaue dann,
0:31:22–0:31:24
dass dort die Beziehungen lebendig bleiben.
0:31:24–0:31:27
Und prinzipiell bedeutet das aber eben, ich habe es vorhin schon benannt,
0:31:27–0:31:31
dass wir Grundnahrungsmittelversorgung resilient machen,
0:31:32–0:31:35
dass wir sie direkt machen, dass wir sie fair machen, dass wir sie zugänglich
0:31:35–0:31:39
machen für alle Menschen und nicht nur privilegierte Minderheiten,
0:31:39–0:31:43
die, was bedeutet eigentlich, mehr Geld haben als andere.
0:31:43–0:31:49
Und das bedeutet in diesem Kontext eine europaweite Solavie.
0:31:50–0:31:56
Die verschiedene Ebenen der Produktion berücksichtigt, die regionale Produktion
0:31:56–0:32:00
als etwas versteht, das wirklich als Region gedacht ist.
0:32:00–0:32:03
Das kann ein Land sein, das kann aber auch grenzüberschreitend sein.
0:32:03–0:32:06
Zum Beispiel dort, wo ich aufgewachsen bin, ist Deutschland,
0:32:06–0:32:07
Frankreich, Schweiz zusammen.
0:32:07–0:32:10
Das heißt, da kann man auch länderübergreifende Regionen denken.
0:32:10–0:32:14
Dann aber auch eine lokale Ebene, die einfach auch wirklich so sagt,
0:32:14–0:32:18
hey, wir haben hier einen Hof, der ist genau unser Nachbar,
0:32:18–0:32:25
warum sollte der seinen Salatkopf bis nach Verteilzentrum XY schicken,
0:32:25–0:32:28
damit wir es wieder im Alnatura dann irgendwie abholen aus der Theke?
0:32:28–0:32:35
Macht keinen Sinn, sondern lokale, saisonale Grundstruktur bedeutet auch je
0:32:35–0:32:37
Region unterschiedlich.
0:32:37–0:32:42
Schweden, andere Lokalitäten als Deutschland, wiederum andere Lokalitäten als Griechenland.
0:32:43–0:32:47
Und dann haben wir die europaregionale Ebene für all das, was in der lokalen
0:32:47–0:32:50
Ebene nicht produziert wird und in der regionalen Ebene nicht produziert werden
0:32:50–0:32:55
kann, bringen wir aus Griechenland nach Deutschland zum Beispiel.
0:32:55–0:32:57
Das ist dann Olivenöl, Orangen und so weiter.
0:32:58–0:33:04
Und im Sinne ist es eigentlich die Aufgabe der Großhändler, die einfach in meinen
0:33:04–0:33:08
Augen jahrzehntelang nicht verantwortungsvoll genug gehandelt haben und wir
0:33:08–0:33:10
warten jetzt nicht auf die Politik,
0:33:10–0:33:15
bis die das sozusagen steuert und so starke Reglementation den Großhändlern
0:33:15–0:33:19
vorgibt, dass die in gewissen gesunden Rahmengrößen arbeiten können.
0:33:19–0:33:23
Sondern ich finde, das Kraftvollste, was wir tun können, ist eigentlich,
0:33:23–0:33:28
indem jeder diesen kleinen Extraschritt geht, aufeinander zu,
0:33:29–0:33:33
können wir eigentlich direkte Kreisläufe schaffen.
0:33:33–0:33:38
Entweder Menschen, die an einen Hof gehen vor Ort oder eben Höfe,
0:33:38–0:33:42
die sich zusammenschließen oder Bestellgemeinschaften, die sich bilden,
0:33:42–0:33:44
in Verbindung gehen mit anderen Höfen.
0:33:44–0:33:51
Und das eben nicht als Insellösung, sondern einfach als Zugang für jeden Mensch, der Lust auf sowas hat.
Hannah Heller
0:33:52–0:33:55
Genau, und da schließt sich ja die Frage an für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer.
0:33:56–0:33:58
Wie kann man jetzt bei euch mitmachen? Wie funktioniert das?
Felix Schröder
0:33:59–0:34:06
Das ist ziemlich einfach. Und zwar baut sich das alles auf auf Bestellgemeinschaften.
0:34:06–0:34:10
So eine Bestellgemeinschaft zu gründen, ist überhaupt nicht schwer.
0:34:10–0:34:13
Ja, das sind fünf Minuten einloggen.
0:34:13–0:34:20
Wir haben eine Agora, da kann man im Internet eine Seite öffnen. Man gibt die Daten ein.
0:34:21–0:34:29
Zum Beispiel Adresse, E-Mail-Adresse, Abholzeiten und dadurch entsteht ein Punkt auf einer Karte,
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der für jeden zugänglich ist und diese Karte, die könnt ihr ja vielleicht auch
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verlinken dann im Podcast, dass man die direkt öffnen kann.
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Dort findet man dann verschiedene Abholorte, die es schon gibt.
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Und wenn man der glückliche Mensch ist und schon einen Abholort vor der Haustüre
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hat, dann kann man diesen Abholort einfach benutzen und seine Ernteanteile über
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diesen Abholort bestellen und anmelden, also den Jahresbedarf.
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Und wenn man noch keine Gemeinschaft vor der Haustüre hat oder vielleicht ein
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Netzwerk kennt, das mitmachen möchte, dann kann man eine Gemeinschaft gründen
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und dann geht es in den nächsten Schritt.
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Das heißt, wir als Support-Team von der TK Agora besprechen dann mit den Organisatoren
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von diesen Abholorten die Lieferrhythmen,
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welche Produkte sind denn interessant und auch die Logistik, die dann dorthin führt.
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Das auch ein ganz, ganz wichtiges Prinzip ist von Tay-Key, dass wir die Logistik,
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das ist das wichtigste Bindeglied aller Orte, dass wir die internalisieren.
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Das heißt, wir als Mitglieder und Bauern haben die Logistik komplett in der
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Hand, anstatt dass wir die zum Beispiel an einen großen Konzern wie DHL übergeben
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und einfach Päckchen verschicken deutschlandweit.
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Das ist nicht Teil von Take-Hate. Das ist zum Beispiel ein ganz wichtiger Schritt,
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der dazu führt, dass man plötzlich,
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Auf einer Ebenenarbeit, die wirklich Probleme löst, die die Wurzel anpackt und
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nicht aus dem Zustand, den wir hier haben, das Bestmögliche macht.
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Zum Beispiel, also das ist dieses Silo-Denken.
Hannah Heller
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Also die Version wäre eigentlich, wenn wir das jetzt mal aus dem Jetzt heraus und dann groß denken,
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dass wirklich Stadtteile eigentlich Orte haben,
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wo Lebensmittel einfach aus allen, also lokale Lebensmittel,
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aber auch vielleicht regionale Lebensmittel und dann vielleicht auch überregionale
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Lebensmittel, die eben bei uns nicht wachsen, wie Olivenöl,
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Orangen und so weiter, wie wir sie jetzt gerade aus Griechenland auch beziehen
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hier in Speyer über Tay-Key.
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Dass es solche eigentlich kooperativen Ernährungszentren oder so was,
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Lebensmittelzentren gibt, wo direkt von den Bauern sozusagen die Lebensmittel
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bei den Verbraucherinnen landen.
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Hansa Lim, du hast es ja schon ein paar Mal erwähnt, in Südkorea versorgt ja,
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was weiß ich, mehrere Millionen Menschen tatsächlich solidarisch.
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Und zwar immer sozusagen, die sehen aus wie Supermärkte, die Orte,
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wo Verbraucherinnen reingehen können,
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aber sie sind eben komplett anders konzipiert, weil eben solidarisch mit den
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Bauern gemeinsam die Preise festgelegt werden und die nicht übers Ohr gehauen
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werden und die Bauern wirklich so wirtschaften können,
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wie sie sich das wünschen und vorstellen und auch so wirtschaften,
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dass es regenerativ ist.
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Das Regenerativ haben wir noch gar nicht benutzt als Begriff,
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aber dass eben nicht ausgebeutet wird Mensch und Natur, sondern dass es erhalten
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bleibt und in Kreisläufen sich immer wieder regeneriert.
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Genau und diese Verbraucherinnengemeinschaften, die werden gerade aufgebaut
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an verschiedenen Orten.
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Es gibt schon ein paar hier in Deutschland und es ist wirklich kein Stress,
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also ich sage es mal aus eigener Erfahrung, es ist wirklich kein Stress auch
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so eine Verbraucherinnengemeinschaft aufzubauen.
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Also im Kleinen, im Jetzt sozusagen bedeutet das einfach nur,
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man sucht sich jemanden mit einer leeren Garage und einmal im Monat wird diese
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Garage gefüllt mit allem, was die Gemeinschaft sozusagen bestellt hat.
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Das funktioniert über ein direktes Bezahlsystem. Da habt ihr ja auch wahnsinnig
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viel Arbeit jetzt schon geleistet, dieses Agora, wie du es sagst,
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aufzubauen, auch wirklich digital aufzubauen, sodass man da bestellen kann und
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direkt auch abrechnen kann,
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sodass ich eigentlich nur diese Früchte im Empfang nehmen muss und dann einlade
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dazu, diese Früchte abzuholen.
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Und die Menschen kommen dann alle in diese Garage und die Leute,
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die da vorbeilaufen, denken immer, was ist eigentlich hier los?
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Was macht die da in dieser Garage? Warum stehen da so viele Orangen- und Olivenölkanister?
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Was ist das für ein geheimer Handel?
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Aber genau, letztendlich ist es diese direkte Verbindung zu den Bäuerinnen und
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Bauern in Griechenland und eine faire Bezahlung und so,
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dass die eben auch gut davon leben können und regenerativ ihre Böden bewirtschaften können.
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Genau, das Gruß gedacht, würde das bedeuten, jeder kleine Ort,
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jede kleine Gemeinschaft hat so ein Dorfzentrum, wie es ja früher die landwirtschaftlichen
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Höfe auch waren in den Dörfern,
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also die regionalen, also die lokalen Höfe vor Ort waren ja wirklich auch kulturelles
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Dorfzentrum, wo sich die Leute getroffen haben und das müsste man eigentlich
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wieder aufbauen oder das bauen wir, baut ihr gerade wieder auf.
Felix Schröder
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Schön, dass du gesagt hast, das bauen wir auf, weil dieses Bild von den anderen,
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das gibt es bei Take Here nicht.
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Jeder ist verantwortlich für jede Handlung, damit das lebendig wird und lebendig bleibt.
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Das ist so die Selbstverantwortung auch und dadurch auch eben dieses Momentum,
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das entsteht, wenn man auch mal erfahren darf. Ich glaube, es macht richtig
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Spaß, diese Kisten zu empfangen und dann zu sehen, wie die Menschen die abholen.
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Ich finde, das sind so ganz tolle Momente, wo man so sieht, hey,
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es ist eigentlich so einfach und es kann so schön sein.
Hannah Heller
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Genau, deshalb keine Angst sozusagen, eine Gemeinschaft auch aufzubauen,
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wenn es die bei euch nicht gibt.
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Vielleicht kannst du da nochmal ganz kurz sagen, wie das eigentlich konkret funktioniert.
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Also was muss ich tun, wenn ich jetzt sage, Mist, bei mir gibt es noch keine
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so eine Verbraucherinnengemeinschaft. Ich habe jetzt Felix hier eine halbe Stunde
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zugehört. Ich finde das mega.
0:40:21–0:40:24
Ich will Teil von dieser Bewegung werden. Was muss ich tun?
Felix Schröder
0:40:25–0:40:31
Also du klickst auf den Link, dann gibst du die Daten ein und wenn du diese
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Daten eingegeben hast, dann gehen wir mit dir in Kontakt.
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Dann haben wir ja deine Anfrage erhalten und dann haben wir ein Team,
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das sich darum kümmert, mit dir in Kontakt geht, die die Sachen bespricht,
0:40:42–0:40:45
auch offene Fragen bespricht und dann kann es schon losgehen.
Hannah Heller
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Mega. Genau, den Link findet ihr unten in der Podcast-Beschreibung.
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Vielleicht noch eine letzte Frage.
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Genau, wir leben in der Welt, wie sie gerade ist. Wir sehen aber auch,
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wie sie zerfällt und das MYZELIUM, aber auch TK und viele andere Organisationen
0:41:06–0:41:09
und Menschen da draußen sind auch einfach,
0:41:09–0:41:15
haben dieses Bild, wie es gut laufen kann, wie es richtig läuft.
0:41:15–0:41:17
Kann, aus diesem Falschen heraus.
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Sie sehen das Falsche und sehen aber auch das Gute vor sich, das Richtige.
0:41:21–0:41:26
Und ich wollte dich einfach nochmal persönlich fragen, was denkst du denn,
0:41:26–0:41:30
was sind deine größten Herausforderungen gerade oder deine größten,
0:41:31–0:41:36
Struggles, sage ich mal, in diesem Pionier sein, in diesem das Gute sehen,
0:41:36–0:41:41
im Falschen stehen und dann den Weg dahin sozusagen zu gehen.
0:41:42–0:41:44
Vielleicht magst du da noch erzählen, was bewegt dich?
Felix Schröder
0:41:45–0:41:48
Ja, gerne. Ja, ich denke,
0:41:48–0:41:55
dass das Schwierigste ist, also das kann ich vor allen Dingen zurückblickend
0:41:55–0:41:58
beantworten, weil ich würde sagen, jetzt ist die Schwierigkeit,
0:41:58–0:42:03
mit den ganzen Anfragen umzugehen.
0:42:03–0:42:09
Also überhaupt das Schwierige ist gerade für mich, mir Freiräume zu schaffen, damit ich.
0:42:10–0:42:14
Ganz simpel gesagt, einfach auch Zeit für mich habe,
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auf meine Gesundheit achten kann, meine Tagesrhythmen einhalten,
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Zeit für Freundschaften habe,
0:42:20–0:42:24
weil es ist klar, es ist so viel, was eigentlich passieren müsste,
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damit es in eine andere Richtung geht und gleichzeitig ist es auch so schön
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zu sehen, dass so viel passiert aus meiner Perspektive.
0:42:34–0:42:37
Und wenn ich jetzt zurückblicke, fünf Jahre zurückblicke oder zehn Jahre zurückblicke,
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als ich diese Entscheidung getroffen habe, da war mein größter,
0:42:40–0:42:42
größter, größter Struggle,
0:42:43–0:42:49
dass ich mich getraut habe, das zu tun, was ich für richtig halte und mich dadurch
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aber auch zur Wehr setzen musste von Mitmenschen, die mich wirklich angegriffen haben.
0:42:53–0:43:00
Und dieser Kampf, der da stattfindet, den finde ich einerseits so unfair und
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andererseits kann ich da einfach
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nur sagen, hey, dann heißt es halt auch wirklich Verbündete suchen.
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Menschen suchen, die Bock drauf haben. Menschen, die zusprechen. Ein Support.
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Es braucht immer diese Support-Strukturen. Und ich denke.
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Wenn sich da ein Wandel innerlich vor allen Dingen so zeigen kann,
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also dass man sich selbst traut, sich selbst zu sein,
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was man so für die Welt spürt, sich für die Welt wünscht und sich Menschen sucht,
0:43:34–0:43:36
die einen zu unterstützen.
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Die müssen nicht mal Verständnis haben dafür, aber die müssen Vertrauen haben,
0:43:40–0:43:42
so, nee, nee, das ist schon gut, was du da machst.
0:43:42–0:43:45
Ich unterstütze dich, kann ich dir bei irgendetwas helfen?
0:43:46–0:43:51
Oder vielleicht auch Fragen stellen aus einem anderen Blickwinkel,
0:43:51–0:43:56
die nicht verurteilen sind, sondern wirklich so Neugierde wecken.
0:43:56–0:43:59
Dadurch entstehen Gespräche, die sind so wertvoll.
0:43:59–0:44:02
Und ich denke wirklich, das war mein größter Struggle am Anfang,
0:44:02–0:44:06
dass ich einfach in einer Struktur, in einem...
0:44:08–0:44:12
In einer Gesellschaft aufgewacht bin, wo ich nicht diesen Support hatte.
0:44:13–0:44:16
Und wenn ich derzeit natürlich auch wieder an so Punkte komme,
0:44:16–0:44:19
wo ich diesen Support nicht spüre, dann weiß ich einfach, hey,
0:44:19–0:44:21
ich mache einen großen Hilfeschrei.
0:44:21–0:44:25
Und ich sage so, hey, sorry, ich bin hier am Struggle und ich brauche einfach
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Hilfe. Wer ist da und kann mich unterstützen?
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So, diesen Mut zu haben, verletzlich zu sein, keine Antworten zu wissen,
0:44:33–0:44:35
aber doch zu wissen, so ist es nicht richtig.
0:44:35–0:44:40
Das ist eigentlich so die Qualität der heutigen Zeit Und ich kann jeden nur
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dazu aufwundenen, diesen Schritt zu gehen, weil es passiert dann plötzlich so
0:44:44–0:44:47
viel, was man sich nicht mal hätte erträumen können.
Hannah Heller
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Das sind auch wirklich schöne letzte Worte, glaube ich, die Mut machen.
0:44:52–0:44:56
Die Mut machen, sich zu trauen, rauszugehen und die Mut machen auch,
0:44:56–0:45:00
um Hilfe zu rufen und Hilfe anzunehmen.
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Ich glaube, das ist auch was, was schwierig geworden ist in unserer heutigen
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Gesellschaft, dieses Hilfe auch, um Hilfe bitten und Hilfe auch annehmen zu können.
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Das ist, glaube ich, ein größer Punkt, den wir gemeinsam wieder lernen dürfen,
0:45:14–0:45:15
indem wir uns gegenseitig helfen
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und gegenseitig aber auch uns verletzlich zeigen und um Hilfe bitten.
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Felix, ich danke dir mega, dass du da warst. Ich danke dir, dass du dich hier
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in die verschlagene Klo-Kammer begeben hast in Schweden.
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Ihr seht es ja nicht, wo Felix gerade sitzt, aber wir haben ein Weilchen gebraucht,
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bis wir auf dem großen Hof, auf dem er sich gerade befindet,
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wo ganz viel Hanf angebaut wird.
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Tatsächlich für auch Gebäude, Dämmung und auch Textilien nehme ich an und so
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weiter. Aus Hanf kann man ja wirklich sehr viel machen.
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Aber genau, du erkundest gerade neue Gefilde ganz im Norden.
Felix Schröder
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Im Auftrag der Turmqualität.
Hannah Heller
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Genau, und im Auftrag der Turmqualität hast du dir dieses kleine Klo begeben.
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Vielen Dank dafür auch, dass du so lange ausgehalten hast in dieser kleinen Klo-Kammer.
Felix Schröder
0:46:07–0:46:08
Sehr gerne.
Hannah Heller
0:46:08–0:46:12
Ja, dann tschüss, noch eine gute Woche, bis bald.
Felix Schröder
0:46:12–0:46:14
Bis bald, Hanna, danke, tschüss.
Hannah Heller
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0:46:20–0:46:25
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0:46:25–0:46:31
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0:46:31–0:46:35
Denn die Gemeinschaft von heute ist der Wandel von morgen.
0:46:35–0:46:38
Schön, dass du heute mit dabei warst. Wenn du andere Menschen kennst,
0:46:39–0:46:42
für die das auch hilfreich sein könnte, dann teile doch gerne diese Folge und
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hilf uns, die Idee des gemeinschaftsbasierten Wirtschaftens weiter zu verbreiten.