In der heutigen Folge sprechen wir ganz konkret über die für uns wichtigsten Vorteile des gemeinschaftsbasierten Wirtschaften gegenüber dem gängigen marktwirtschaftlichen Modell. Entstanden sind die Punkte vor allem aus unseren Begleitungen in denen anfangs immer wieder gerne die Frage kommt worin den die Vorteile von gemeinanscahftsbasierten Geschäftsmodellen lägen.
Nun, diese Folge ist eine erste ausführliche Antwort auf diese Frage, selbstverständlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt sicher noch einige mehr, schreibt uns gerne, wenn wir für euch wesentliche Punkte vergessen haben sollten – eine zweite Folge ist ja schnell gemacht…
Unterstützt werde ich heute dabei von Stefan Schneider, welcher seit geraumer Zeit im MYZELIUM in der Sichtbarkeit, unserer eigenen Organisationsentfaltung und v.a. in Begleitungen aktiv ist.
Viel Spass beim Hören.
PS:
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Für diese Episode des MYZELIUM Podcast liegt machninell erstelltes Transkript vor. Es wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Im Zweifel gilt immer das gesprochene Wort.
Transkription
Hannah Heller
0:00:09–0:00:12
Herzlich willkommen zur 95. Folge des
0:00:12–0:00:16
MYZELIUM-Podcasts, dem Podcast für gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften.
0:00:16–0:00:21
Heute werden wir uns mit den sieben Gründen für gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften beschäftigen.
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Und wir, das sind wie immer ich, Hanna Heller, und heute Stefan Schneider ist hier mit mir dabei.
0:00:27–0:00:31
Und der war zwar schon ein paar Mal hier in unserem Podcast mit dabei gesessen
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und hat mitinterviewt, eigentlich eher, wenn andere Gäste da waren,
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zum Beispiel vor zwei Folgen Eva Stützel.
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Aber jetzt werde ich ihn heute mal ein bisschen interviewen und zwar zu seinen
0:00:41–0:00:44
Erfahrungen, warum gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften Sinn macht.
0:00:45–0:00:50
Und zwar mehr Sinn als weiterhin am Markt in der Konkurrenzlogik ausgerichtet
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an Profitmaximierung zu wirtschaften.
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Stefan, ich freue mich mega, dass du da bist. Erzähl unseren Zuhörerinnen und
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Zuhörern doch nochmal, wer bist du, warum bist du hier, was motiviert dich, was macht dich aus?
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Ganz einfache Fragen für den Start. Hi Stefan.
Stefan Schneider
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Ja, hallo zusammen. Super einfache Frage, wer bist du? Das versuche ich seit
0:01:09–0:01:11
mehreren Jahrzehnten rauszufinden.
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Also ich heiße Stefan, ich bin 44 Jahre alt, ich lebe in Tübingen in einem Patchwork
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zusammen mit meiner Lebensgefährtin Franka, die ihr auch aus dem Podcast kennt,
0:01:21–0:01:22
die sehr viel öfter noch da ist.
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Wir haben gemeinsam sechs Kinder und haben da sehr viel zu tun.
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Also beruflich, naja, ich bin tatsächlich auch studierter Volkswirt,
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Diplom-Volkswirt und habe nach dem Studium ganz schnell gelernt,
0:01:36–0:01:40
dass ich während dem Studium ziemlich viele komische Sachen gelernt habe,
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die so mit der Realität nicht so viel zu tun haben.
0:01:41–0:01:48
Und bin da seit vielen Jahren unterwegs, war im Prinzip so gut wie immer selbstständig
0:01:48–0:01:52
beziehungsweise habe vor allen Dingen mehrere Projekte in meinem Leben gegründet.
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Am Anfang eher ein bisschen wirtschaftlich orientiertere Sachen und es wurde
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dann immer mehr Richtung Gemeinwohl, immer mehr soziale Projekte,
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habe auch für meine Kids den Naturkindergarten zum Beispiel gegründet.
0:02:02–0:02:06
Ja und bin da eine ganze Weile unterwegs. Das letzte Projekt,
0:02:06–0:02:09
über das mich hier viele auch in Beziehung kennen, war das Franzwerk in Tübingen,
0:02:09–0:02:11
gemeinschaftsbasiertes solidarisches Arbeitszuhause.
0:02:11–0:02:16
Und da habe ich damals Timo kennengelernt und Timo hat uns im Franzwerk begleitet.
0:02:16–0:02:20
Kein Coworking Space mit Preismodell zu machen, sondern eben gemeinschaftsbasiert,
0:02:20–0:02:25
das hat sehr gut funktioniert und inzwischen bin ich Teil des Myceliums und
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mache hier an der Sichtbarkeit mit,
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mache in der Organisationsentfaltung vor allen Dingen mit für das MYZELIUM und
0:02:32–0:02:34
auch immer wieder gern im Podcast und in der Begleitung.
Hannah Heller
0:02:35–0:02:37
Genau, ich wollte es gerade sagen, weil daher kommt ja auch so ein bisschen
0:02:37–0:02:40
der Impuls für diese Folge aus der Begleitung nämlich heraus.
0:02:40–0:02:44
Denn wenn wir Unternehmerinnen oder Initiativen, Projekte begleiten,
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dann kommt schon immer wieder die Frage auf, ja, warum sollten wir denn eigentlich
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gemeinschaftsbasiert wirtschaften?
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Warum, ja, was sind denn die Gründe dafür? Warum wird es denn leichter,
0:02:54–0:02:56
dass wirtschaften, wenn man gemeinschaftsbasiert wirtschaftet?
0:02:56–0:03:00
Und darüber wollen wir uns heute unterhalten und es soll auch konkret sein und
0:03:00–0:03:04
keine Angst, Auch wenn hier zwei Volkswirte sitzen, wollen wir sozusagen nicht
0:03:04–0:03:07
in die großen Theorien abdriften, ich versuche es zumindest,
0:03:07–0:03:12
sondern ganz konkret für die unternehmerische, für die wirtschaftende Praxis
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sozusagen hier sprechen.
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Deshalb Stefan, leg doch mal los, wenn dich jemand fragen würde,
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warum eigentlich gemeinschaftsbasiert wirtschaften statt sozusagen weiter am
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Markt zu wirtschaften, warum ist das der bessere Weg?
Stefan Schneider
0:03:25–0:03:28
Das machen wir gleich. Ich habe gerade noch den Impuls darauf zu antworten,
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dass wir Volkswirte sind nur mit der großen Ebene.
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Und ich mag dazugeben, wie im Kleinen als auch im Großen.
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Also ich glaube, dass tatsächlich es verbunden miteinander ist.
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Und wenn wir uns auf einer Makroebene anschauen, was so die Probleme des Kapitalismus
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irgendwie ausmachen, dann können wir das runterbrechen bis auf die kleinsten Organisationen.
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Und ich glaube, das machen wir auch ein bisschen zusammen.
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Und ich würde nochmal kurz voransetzen, auch die Idee, wenn wir heute so ein
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bisschen im Konkreten sein wollen, wir gehen immer noch viel davon aus,
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als allen klar ist, was gemeinschaftsbasierte Wirtschaften eigentlich genau heißt und bedeutet.
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Ist vielleicht gar nicht so. Wir haben aber inzwischen eine schöne neue Website,
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auf der es immer besser und genauer jetzt erklärt ist.
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Vielleicht in zwei Sätzen eben, habe ich mir davor noch was überlegt.
0:04:12–0:04:15
Das gemeinschaftsbasierte Wirtschaften wird ein Produkt oder eine Dienstleistung
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nicht nach einem festgelegten Preis verkauft, sondern das Angebot wird durch
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eine solidarische und intentionale Gemeinschaft finanziert.
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Das ist vielleicht mal so die Essenz oder der Kern.
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Das heißt, wir wirtschaften nicht
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am Markt, sondern innerhalb sogenannter intentionaler Gemeinschaften.
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Und dazu vielleicht noch zwei Sätze. Im Zentrum dabei stehen anbietende Menschen,
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UnternehmerInnen oder eine kleine Gruppe und die kommunizieren dieses potenzielle
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Angebot, das es geben kann an eine Gemeinschaft, die sie sich suchen oder von
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der sie sich finden lassen, die sie aufbauen.
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Und dann kommen alle in dem wichtigsten Element des gemeinschaftsbasierten Wirtschafts
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zusammen, nämlich in sogenannten Beitragsrunden.
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Früher hieß das Bieterrunden, heute nennen wir es Beitragsrunden und finanzieren
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gemeinsam und solidarisch das Angebot für einen festgelegten Zeitraum.
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In der Regel für ein Jahr in der Solidaritätslandwirtschaft.
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Bei uns in den Anfangsphasen im gemeinschaftsbasierten Wirtschaft auch am Anfang
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gerade mal kürzer, gerne auch mal erst sechs Monate, um schnell in eine zweite
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Beitragsrunde zu kommen.
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So, ich denke, das war mal in ein, zwei, drei Sätzen, worum es eigentlich insgesamt geht.
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Hast du eine kleine Ergänzung, Hannah? Passt du so? Ist das verständlich, glaubst du?
Hannah Heller
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Ich glaube, es ist verständlich genug. Ich habe das Gefühl,
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ein Jahr, wo ich jetzt sozusagen mich stärker mit dem gemeinschaftsbasierten
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Wirtschaften befasse und auch einfach praktische Erfahrungen sammle, Es gibt so viel,
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sozusagen so viel Tief in diesem Konzept und so viel, was sozusagen auch noch
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nicht aufgeschrieben und so formuliert ist,
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weil man es einfach noch sozusagen erst ausprobieren muss und deshalb werden
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wir uns da jetzt sozusagen durchhangeln und gemeinsam auch ein bisschen forschen
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hier in dieser Folge und in unserer Praxis eben auch.
Stefan Schneider
0:05:58–0:06:01
Genau, das Gefährliche bei Definition ist ja mal Definition,
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dann ist ja irgendwie was zu Ende definiert und es geht ja eigentlich erst los.
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Und trotzdem brauchen wir ein bisschen Orientierung, worüber wir eigentlich sprechen.
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Ja, dann würde ich mal einsteigen mit dem ersten Punkt und ich habe den genannt,
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das ist ein BWL, also betriebswirtschaftlicher Grundfehler in der Marktlogik,
0:06:18–0:06:23
nämlich Fixkosten werden vor allem über variable Umsätze finanziert.
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Das heißt, Organisationen haben Fixkosten. Ich gehe mal oft ans Beispiel vom
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Franzwerk oder einem Unverpacktladen, weil die sehr anschaulich sind.
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Wir müssen Miete bezahlen, Coworking, Equipment bezahlen, Druckerkosten und so weiter.
0:06:39–0:06:42
Und wir finanzieren das normalerweise im alten Modell darüber,
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dass wir auf unsere Preise, die wir verlangen, dass wir da Margen einbauen.
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Das heißt, wir müssen so viele Preise kalkulieren, so hoch, dass die Fixkosten
0:06:51–0:06:52
alles mitfinanziert werden.
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Und die Folge davon ist Konsumzwang. Und die Folge von dem Konsumzwang auf der
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Ebene ist natürlich die Konsumgesellschaft und allgemein der Wachstumszwang
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in dem vorherrschenden ökonomischen Paradigma.
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Und wenn ich das als Unternehmen schlecht mache, dann verkaufe ich einfach zu
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wenig oder meine Margen sind nicht gut, dann gehe ich eben pleite.
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Und wenn ich das voll gut mache und im Zweifel eigentlich sogar zu viel verkaufe,
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dann werde ich dabei reich.
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Und das öffnet so ein Stück weit auch so ein bisschen, ich sage es mal, der Gier, Haus und Hof.
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Und das wird oft unter dem Deckmantelwort der Skalierung, wird das dann oft, finde ich, verkauft.
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Das heißt, wir haben durch diesen Grundfehler ein Modell geschaffen,
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in dem wir ständig skalieren wollen, in dem wir ständig wachsen wollen,
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in dem wir ständig konsumieren müssen, weil wir sonst die Grundkosten für unser
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Angebot nicht tragen können.
Hannah Heller
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Und noch weitergehend, also wir wollen ja auch gleichzeitig,
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dass die Fixkosten sozusagen sinken Und in diesen Fixkosten sind ja nicht nur
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Miete und das Gebäude drin,
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sondern eben auch die Menschen, die an diesem Projekt beteiligt sind und über
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das Projekt auch irgendwie ihre finanziellen Grundbedürfnisse zumindest bestenfalls,
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also nicht bestenfalls, sondern zumindest die decken können, sollten.
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Und indem man die Fixkosten drückt, wenn man jetzt an Skalierung denkt und dann
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große Konzerne, die viele Filialen aufmachen und dort einfach versuchen,
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einerseits Lohnkosten zu drücken und andererseits Personal einzusparen,
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was dann zu einer Überforderung wiederum der einzelnen Mitarbeitenden führt.
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Aber das ist sozusagen die Idee dahinter. Wir müssen wachsen und andererseits
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müssen wir Menschen immer weiter beschleunigen und unter Druck setzen.
Stefan Schneider
0:08:32–0:08:35
Absolut richtig. Da kommst du schon ein bisschen in den zweiten Punkt rein.
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Und gleichzeitig möchte ich den ersten erst noch was dazu sagen,
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nämlich die Frage, okay, was macht das gemeinschaftsbasierte Wirtschaft jetzt
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eben an der Stelle anders?
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Und wir finanzieren Fixkosten durch fixe Einnahmen und eben nicht durch variable
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Einnahmen. Und das ist der große Unterschied.
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Es ist eine Art Umlagefinanzierung, die durch die Beitragsrunden gewährleistet werden.
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Das heißt, ich weiß, dass ich im Franzwerk für das nächste Jahr einen Finanzbedarf
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habe für das Gebäude, für die Orte, für mich als Anbieter damals,
0:09:09–0:09:10
um damit leben zu können.
0:09:10–0:09:17
Und diese Zahl wird in der gemeinschaftlichen Beitragsrunde finanziert und damit sind sie finanziert.
0:09:17–0:09:20
Und dann muss ich nicht in irgendeinen Verkaufszwang unbedingt gehen.
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Bei Unverpacktläden kann das dahingehend erfolgen, dass der Laden und der Mensch,
0:09:26–0:09:28
der es vor allen Dingen betreibt, grundlegend finanziert ist.
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Und dann können alle Mitglieder dafür die Sachen auch zum Einkaufspreis oder
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mit einem ganz leichten Sicherungsaufschlag kaufen und müssen nicht auf hochwertige
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ökologische Lebensmittel dann auch noch riesen Margen draufsetzen,
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was die Produkte ja dann noch teurer macht.
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Das heißt, tatsächlich können die Angebote, also die wir dann konsumieren,
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können günstiger werden, dadurch, dass wir die Fixkosten gemeinschaftlich und
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solidarisch finanziert haben.
Hannah Heller
0:09:53–0:09:55
Stabilität statt Wachstumszwang, hätte ich jetzt mal gesagt.
0:09:55–0:10:00
Also einfach ein stabiles, ruhigeres Wirtschaften auch und eben nicht dieses
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beschleunigte, auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaften.
Stefan Schneider
0:10:04–0:10:07
Punkt zwei, das ist für mich eine, du bist schon ein bisschen da reingegangen.
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Das ist für mich die direkte Folge von Punkt eins, nämlich also Wachstumszwang
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ist das eine und was passiert denn dadurch?
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Dadurch passiert das schöne volkswirtschaftliche Wort Kapitalakkumulation.
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Bedeutet, immer mehr Geld sammelt sich bei immer weniger. Wir haben ein System
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geschaffen, das Umverteilung von unten nach oben macht.
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Und das Krasse ist, dass das eben nicht die gesamte Ökonomie macht,
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beziehungsweise warum macht das
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die ganze Ökonomie? Weil alle einzelnen Organisationen das auch machen.
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Und dazu bauen wir pyramidale Organisationssysteme, in denen die Menschen,
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die unten in dieser Pyramide sind, weniger verdienen, als sie Wert schöpfen.
0:10:41–0:10:46
Und die Überschüsse werden nach oben transportiert und dann oben von den Eigentümern abgeschöpft.
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So Shareholder Value als die dümmste
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Idee aller Zeiten, steht im Frederick-Laloux-Buch so drin als Zitat.
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Und das ist das, was du gerade meintest. Wir wollen immer mehr verkaufen,
0:10:57–0:11:01
gleichzeitig die Kosten drücken. Das heißt, wir wollen die Umsätze in die Höhe
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treiben und die Margen auch erhöhen und eben skalieren.
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Und das ist das System, was wir haben. Und das funktioniert vor allem durch
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Intransparenz, meiner Meinung nach.
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Das ist mir so klar geworden. Wenn die Menschen bewusst da wären,
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also jetzt stell dir vor, wir machen ein Geschäftsmodell, was gemeinschaftsbasiert ist.
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Und dann gebe ich als meinen Bedarf an. Ich will aber bei Porsche fahren und
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eine Yacht will ich auch.
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Und deswegen brauche ich in der Finanzierungsrunde fürs Franzwerk nicht fürs
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Jahr 100.000, sondern ich brauche eigentlich 500.000 und ihr solltet alles bezahlen
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und dann sucht euch bitte noch viel mehr Leute, damit ich irgendwann meinen
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Porsche kaufen kann und meine Yacht fahren.
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Würde ja wahrscheinlich kaum jemand machen, würde ich mal vermuten.
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Aber es passiert in unserer Welt und im System eigentlich die ganze Zeit.
Hannah Heller
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Das finde ich aber auch spannend, weil woraus resultiert das Recht des Eigentümers,
0:11:51–0:11:57
dass sich selbst so hoch auszubezahlen oder die Shareholder so hoch auszubezahlen,
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ist ja sozusagen die Geschichte dahinter einerseits Intransparenz.
0:12:00–0:12:04
Also vielleicht tut man einfach so, als bräuchte man diese massiven Umsätze,
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um seine Mitarbeitenden zu finanzieren. Das wird ja auch oft gesagt.
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Leute, ihr könnt uns jetzt nicht besteuern, weil wir müssen ja unsere Mitarbeitenden
0:12:12–0:12:15
bezahlen und sonst entsteht Arbeitslosigkeit.
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Das ist das Argument der Intransparenz. Aber das andere Argument dahinter ist
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ja, wir gehen ja auch ins Risiko und wir haben ja alles vorfinanziert.
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Wir haben ja die großen Investitionen gemacht, damit dieses Unternehmen überhaupt entstehen kann.
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Und das finde ich beim gemeinschaftsbasierten Wirtschaften auch so spannend,
0:12:33–0:12:36
weil wenn man das großdenken würde und wirklich mal schauen würde,
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was passiert, wenn alle Menschen,
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die dieses Prinzip verstehen und die sich eine andere Welt wünschen,
0:12:41–0:12:43
sagen, wir investieren jetzt nicht mehr unser Geld, wir lassen es nicht mehr
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auf der Bank liegen, wir investieren es nicht mehr in den Finanzmarkt,
0:12:46–0:12:51
der letztendlich diese Kapitalakkumulation und die Profitmaximierung der reichen
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Menschen sozusagen befördert.
0:12:54–0:13:00
Sondern wir investieren jetzt in die Realwirtschaft, heißt in die gemeinschaftsbasierten
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Unternehmungen und sagen zum Beispiel, hey, wir geben es jetzt,
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was weiß ich, einer Wohnungsbaugenossenschaft.
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Und diese Wohnungsbaugenossenschaft kann einfach mit dem Kapital der vielen
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Immobilien kaufen und dann eben gemeinschaftsbasiert mit diesen Wirtschaften
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und Menschen dort leben lassen oder in Energiesysteme rein investieren oder
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in eine Ernährungswirtschaft,
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Infrastruktur heißt den Boden und Lagerhallen und die Logistik und so weiter,
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um eine nachhaltige Ernährungswirtschaft aufzubauen.
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Wenn wir dieses Kapital sozusagen von den Menschen, die das Prinzip verstanden haben,
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einfach aus dem Finanzmarkt rausziehen und in die solidarische Realwirtschaft
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sozusagen reinleiten würden, ich glaube, das würde das ganze Spiel umdrehen.
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Und das müssen wir uns mal bewusst haben, was für einen Hebel wir eigentlich haben.
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Wir müssen nur die ganzen Menschen überzeugen, dass sie sozusagen in diese Struktur
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noch wirklich ihr Geld umleiten.
Stefan Schneider
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Ja, das hattest du ja auch in der letzten Folge über Geld.
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Die Gästin hat es wunderbar erzählt, wie sie das im Kleinen eben auch macht
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und jetzt hole ich es gerne wieder runter aus der großen Makro-Ebene der Volkswirte
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aufs Kleine und ihr habt das da so schön gemacht.
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Also sie hat halt einfach aufgehört, ETF-Fonds zu kaufen mit ihren 10.000 Euro,
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die sie hatte oder 50.000, sondern hat es eben direkt in Permakulturprojekte
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oder in Gemeinschaften gegeben.
0:14:21–0:14:25
Und wenn die es dann nicht mehr brauchen, weil sie es eben am Anfang nur gebraucht
0:14:25–0:14:30
haben, nimmt es wieder zurück und gibt es woanders rein. Also Geld darf dann fließend sein.
0:14:30–0:14:34
Etwas, was wir auch im Mezil- und Ökosystem übrigens tun und noch weiter vorhaben.
0:14:35–0:14:39
Ich überlege gerade der Vorteil, was ist der Vorteil für die gemeinschaftsbasierte
0:14:39–0:14:43
UnternehmerIn, dass wir diese Kapitalakkumulation eben nicht mehr mitspielen.
0:14:43–0:14:47
Und der Vorteil ist, du kannst damit nicht reich werden, sag ich mal wo bekannt,
0:14:48–0:14:50
also nicht vermögend. Reichtum ist für mich eh was anderes.
0:14:51–0:14:53
Du kannst mit gemeinschaftsbasierten Wirtschaften arbeiten.
0:14:54–0:15:00
Nicht massiv viele Überschüsse generieren. Und ich glaube, das ist ein Vorteil.
0:15:01–0:15:07
Wir bauen uns von vornherein etwas rein, was später unsere in uns angelegte,
0:15:08–0:15:10
Gier ist so ein ganz hartes Wort, so meine ich das gar nicht,
0:15:10–0:15:13
aber das ist ja auch in uns Menschen ein bisschen angelegt.
0:15:14–0:15:17
Und wir können das von vornherein entscheiden, dass wir da gar nicht erst in
0:15:17–0:15:20
so eine krasse Versuchung kommen wollen, weil wir es einfach anders aufbauen.
0:15:20–0:15:26
Das ist wie Menschen, die freiwillig ihre Organisation in Verantwortungseigentum geben,
0:15:26–0:15:29
damit sie eben später nicht das Problem haben, oh, jetzt habe ich da auf einmal
0:15:29–0:15:32
so eine wertvolle Organisation und jetzt könnte ich sie ja verkaufen und einen
0:15:32–0:15:37
Exit machen, also wie der Ecosia-Gründer zum Beispiel. Und ich halte das für einen Vorteil.
Hannah Heller
0:15:37–0:15:41
Das ist einfach eine andere Währung des Erfolgs sozusagen.
0:15:41–0:15:45
Also in der jetzigen Welt, in der wir leben, ist sozusagen die Kapitalakkumulation,
0:15:45–0:15:48
viel Vermögen anzuhäufen, ist ja sozusagen das Erfolgskriterium.
0:15:49–0:15:51
Und beim gemeinschaftsbasierten Wirtschaften ist dann, glaube ich,
0:15:51–0:15:56
wahrscheinlich das Erfolgskriterium, weil eben Leute die Bedarfe der Unternehmung
0:15:56–0:16:00
ausfinanzieren, aber eben nicht darüber hinaus sozusagen, die diese...
0:16:00–0:16:04
Sucht nach mehr Kapital von einzelnen Menschen sozusagen bereit sind auszufinanzieren,
0:16:04–0:16:06
weil sich das unfair anfühlt,
0:16:06–0:16:11
sondern was man akkumuliert ist dann, also was man anhäuft, ist dann sozusagen
0:16:11–0:16:14
die Wertschätzung und die Anerkennung, die einfach dadurch entsteht,
0:16:14–0:16:18
dass das Unternehmen gut läuft und dass die Menschen da gerne beitragen zu.
Stefan Schneider
0:16:19–0:16:22
Da kommen wir an zwei anderen Punkten noch so ein bisschen dazu.
0:16:22–0:16:24
Ich glaube, wir haben viele Überschneidungen. Ist ja auch logisch,
0:16:24–0:16:25
hängt ja alles miteinander zusammen.
0:16:26–0:16:30
Punkt drei hatte ich mir damals notiert. Preise.
0:16:31–0:16:35
Also einmal gerade das Thema Preise im alten Modell und Beiträge im neuen.
0:16:36–0:16:40
Und was allen ganz oft klar ist, ist, dass Preise ausgrenzend sind.
0:16:40–0:16:43
Wobei ich weiß noch nicht, ob das allen klar ist. Aber Preise sind ausgrenzend,
0:16:43–0:16:45
aber sie sind auch auf einer anderen Ebene.
0:16:45–0:16:47
Was sie verhindern, Solidarität ist mir aufgefallen.
0:16:48–0:16:52
Preise, feste Preise verhindern Solidarität. Ist ja dann gar nicht möglich,
0:16:52–0:16:53
wenn alle einen Preis zahlen.
0:16:54–0:16:58
Und Preise sind eben exklusiv statt inklusiv. Und dieses Exklusive wird oft
0:16:58–0:17:00
noch als Wert verkauft, also das Ausgrenzende.
0:17:01–0:17:04
Ich habe lange Wohnungen gesucht hier und dann liest man immer so Sachen wie
0:17:04–0:17:07
ein exklusives Haus in exklusiver Lage.
0:17:08–0:17:12
Und das ist ja als positiver Wert wird das Verkauf von wegen,
0:17:12–0:17:15
ich darf irgendwas haben, was anderen nicht zugänglich ist.
0:17:16–0:17:20
Und die andere Seite ist aber eben, also das heißt, wir grenzen Menschen aus
0:17:20–0:17:23
mit unseren Angeboten und das ist für viele ganz arg schwierig.
0:17:23–0:17:29
Ich glaube, in unserer Welt hier, in unserer Wandelbewegung werden ganz viele
0:17:29–0:17:32
Angebote in die Welt gebracht, denen man eigentlich auch Menschen vor allen
0:17:32–0:17:35
Dingen zugänglich machen möchte und zwar irgendwie allen.
0:17:35–0:17:38
Und jetzt habe ich aber mit dem Marktmodell eben ein Problem.
0:17:39–0:17:42
Ich muss ja eine gewisse Preise verlangen, weil sonst kann ich,
0:17:42–0:17:46
wie gesagt, wieder meine Fixkosten nicht decken und verdienen zu wenig Geld damit.
0:17:46–0:17:52
Und das können wir anders machen, indem wir Solidarität zulassen durch Beiträge.
0:17:52–0:17:55
Und dann können Menschen, sie sind dann überhaupt in die Lage zu versetzen,
0:17:55–0:17:57
die viel Geld haben, dass sie auch mehr geben können.
0:17:58–0:18:02
Bisher wird es im Marktmodell anders gemacht, das nennt sich Preisdiskriminierung.
0:18:02–0:18:07
Es werden meist fiktive Zusatznutzungen oder Leistungen erfunden.
0:18:07–0:18:10
Also wer mehr Geld hat, kann sich eine erste Klasse buchen statt eine zweite Klasse.
0:18:10–0:18:14
Da ist irgendwie noch ein gewisser Unterschied da. Es gibt aber auch viele Sachen,
0:18:14–0:18:19
in denen einfach mehr Geld von Reichen abgeschöpft wird, obwohl die Leistung
0:18:19–0:18:20
im Prinzip die gleiche ist und
0:18:20–0:18:24
nur marketingmäßig als ein anderer verkauft wird. Darf ich so was sagen?
Hannah Heller
0:18:24–0:18:29
Kleine Anekdote. Man kann wirklich Luxusartikel studieren.
Stefan Schneider
0:18:29–0:18:29
Echt jetzt?
Hannah Heller
0:18:30–0:18:34
Luxuswirtschaft kann man studieren als Studiengang. Und in diesem Studiengang
0:18:34–0:18:37
lernt man, dass Marken wie, ich kenne mich da überhaupt nicht aus,
0:18:37–0:18:40
aber Essence oder sowas heißt die,
0:18:41–0:18:49
sozusagen bestimmte Handtaschen erst verkaufen, wenn die Person bei dieser Luxusmarke
0:18:49–0:18:52
sozusagen einen bestimmten Umsatz dargelassen hat.
0:18:52–0:18:56
Also sag ich mal, du musst erst 50.000 Euro in diesem Laden umgesetzt haben
0:18:56–0:18:58
und das ist wahrscheinlich schon zu gering angesetzt.
0:18:58–0:19:01
Wahrscheinlich geht es hier um eher 500.000 Euro.
0:19:01–0:19:05
Aber das sind Dimensionen, da bin ich zu weit weg. Also du musst 500.000 Euro
0:19:05–0:19:09
erst in dem Laden gekauft haben, bevor du diese eine Handtasche überhaupt dir
0:19:09–0:19:13
kaufen kannst, auch wenn du sie dir leisten könntest, sodass alle Leute sehen,
0:19:14–0:19:17
aha, diese Person hat schon so ultra viel eingekauft in diesem Laden und hat
0:19:17–0:19:19
sozusagen so viel finanzielle Mittel.
0:19:19–0:19:26
Also solche perversen Tricks oder solche perversen Anreize werden dann gesetzt, damit...
0:19:26–0:19:31
Menschen eben noch mehr Geld für unnötige Sachen ausgeben, die einfach so viel
0:19:31–0:19:34
Geld hätten, auch richtig sinnvolle Sachen zu finanzieren.
Stefan Schneider
0:19:34–0:19:39
Ja, das finde ich voll krass. Also das ist ja so ein Statusthema tatsächlich, ganz viel.
0:19:40–0:19:43
Und der Witz ist ja wirklich, also ich habe in meinem Leben auch richtig viel
0:19:43–0:19:47
Marketing tatsächlich gemacht und habe vor allen Dingen wahnsinnig erkannt,
0:19:47–0:19:50
wie unglaublich manipulativ Marketing ist.
0:19:50–0:19:54
Da kommen wir später auch nochmal dazu. Und an der Stelle ist es ja auch so,
0:19:54–0:19:58
es werden fiktive Zusatzleistungen erfunden oder so fiktive Storys erzählt oder
0:19:58–0:20:01
Scarcity, also künstliche Verknappung eingebaut,
0:20:01–0:20:06
um die Konsumentinnen und die Verbraucher zu melken einfach.
0:20:07–0:20:11
Darum geht es. Es geht einfach darum, okay, die haben halt viel mehr Geld und
0:20:11–0:20:14
wie kriegen wir es geschickt. Und das Spannende finde ich so ein bisschen,
0:20:14–0:20:16
warum die Menschen das mit sich machen lassen.
0:20:17–0:20:21
So, wenn einem das mal bewusst geworden ist, wie man da tatsächlich ausgenommen
0:20:21–0:20:27
wird und wie man mit diesem Geld vielleicht einfach andere Sachen tun könnte,
0:20:27–0:20:32
die ein bisschen mehr zum Wohl der Welt und lebensdienlich sind.
Hannah Heller
0:20:32–0:20:35
Jetzt ist der spannende Punkt, aber wir sozusagen beim gemeinschaftsbasierten
0:20:35–0:20:39
Wirtschaften fangen wir jetzt nicht an, irgendwelche künstlichen Verknappungen,
0:20:39–0:20:41
künstlichen Sonderangebote,
0:20:41–0:20:45
künstlichen Rabattaktionen, künstlichen, was auch immer man alles einsetzen
0:20:45–0:20:49
kann, um sozusagen Leute dazu zu bringen, Geld auszugeben,
0:20:49–0:20:53
sie dazu zu manipulieren, auf bestimmte Anreize zu reagieren.
0:20:53–0:20:56
Das machen wir alles nicht beim gemeinschaftsbasierten Wirtschaften,
0:20:56–0:21:01
sondern wir gehen hin und sprechen mit den Leuten darüber, warum ihnen denn
0:21:01–0:21:03
dieser Laden wichtig ist.
0:21:03–0:21:07
Und ich hatte da so eine Erfahrung in einer Gemeinschaft.
0:21:07–0:21:11
Da haben wir eine Runde gemacht, wo jeder aufstehen durfte und sagen durfte,
0:21:11–0:21:14
hey, warum ist es mir eigentlich wichtig, dass dieser Laden existiert?
0:21:14–0:21:15
Was waren schöne Erinnerungen in diesem Laden?
0:21:16–0:21:20
Und das haben wir gemacht, eine Runde lang und danach sind wir in die Beitragsrunde
0:21:20–0:21:24
gegangen und die Rückmeldung war danach, naja, ich habe mich hinten rum,
0:21:24–0:21:29
gehoben gefühlt, also so wieso, man ist schon so gepolt darauf in unserer Gesellschaft,
0:21:29–0:21:31
habe ich das Gefühl, dass man irgendwie,
0:21:31–0:21:35
veräppelt wird, dass alles sozusagen in eine bestimmte Richtung manipuliert
0:21:35–0:21:41
wird, dass man mit diesem ehrlichen Austausch von Gefühlen und von Werten und von Motivationen,
0:21:42–0:21:46
schon das Gefühl hat, okay, jetzt werde ich hier wieder, das ist jetzt hier
0:21:46–0:21:47
irgendein Marketing-Gag.
0:21:48–0:21:50
Und ich finde es total schwierig, da sozusagen...
0:21:52–0:21:55
Ja, also dem zu entgegen auch in einer gewissen Weise und zu sagen,
0:21:55–0:21:57
nee, das geht hier nicht darum, dir das Höchste rauszuziehen,
0:21:58–0:22:01
also dir das Geld aus der Tasche zu ziehen, sondern es geht hier wirklich darum,
0:22:02–0:22:04
miteinander sich als Gemeinschaft zu fühlen und zu überlegen,
0:22:05–0:22:10
was kann ich denn geben, was kann ich denn geben, was ist auch meine Position in der Gesellschaft,
0:22:11–0:22:15
was fühlt sich fair und gerecht an und was möchte ich auch geben,
0:22:15–0:22:19
damit dieser Laden weiter existiert in meinem Spielraum, den ich habe.
0:22:19–0:22:25
Und hier eine realistische und eine solidarische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten,
0:22:25–0:22:27
der eigenen Privilegien auch zu bekommen.
0:22:27–0:22:31
Ich glaube, das ist das, was es halt auch hart macht, das gemeinschaftsbasierte
0:22:31–0:22:33
Wirtschaften. Also es ist auch anstrengend.
0:22:33–0:22:36
Es ist anstrengender, als einfach hinzugehen und zu sagen, aha,
0:22:36–0:22:39
das ist der Preis und jetzt kann ich mir halt überlegen, kann ich mir das leisten oder nicht leisten.
0:22:39–0:22:43
Sondern diese Auseinandersetzung mit den anderen Menschen und mit der eigenen
0:22:43–0:22:48
Fähigkeit und Solidarität ist anstrengend, aber halt auch schön,
0:22:48–0:22:52
weil es irgendwie Tiefe schafft und freudvolle Momente schafft im Leben.
Stefan Schneider
0:22:53–0:22:57
Ja, und ich muss so viele Pins reinstecken gedanklich an den Sachen,
0:22:57–0:23:00
die du jetzt schon angenommen hast, die dann in anderen Punkten noch kommen. Voll gut.
0:23:02–0:23:04
Der Wichtigste ist mir zum Ersten mal zurückgehen. Du hast gesagt,
0:23:04–0:23:08
wir müssen dauernd Rabattaktionen machen, Sonderangebote machen und so weiter
0:23:08–0:23:13
und so fort. Das geht direkt zu Punkt 1, warum müssen wir das machen die ganze
0:23:13–0:23:14
Zeit, weil wir im Konsumzwang sind.
0:23:14–0:23:18
Wir sind im Verkaufszwang, im Umsatzzwang. Wir müssen die ganze Zeit Zeug verkaufen.
0:23:18–0:23:21
Und weil es halt so nicht mehr klappt, weil die Menschen einfach von allem eh
0:23:21–0:23:26
schon zu viel haben, müssen wir uns ständig was einfallen lassen und mit Rabattaktionen
0:23:26–0:23:28
und sonst was die Leute kriegen.
0:23:28–0:23:30
Und das darf alles wegfallen.
0:23:31–0:23:35
Punkt 3 im Abschluss ist Preisegrenzen aus.
0:23:35–0:23:39
Das ist irgendwie klar. Ich kann als gemeinschaftsbasierte Unternehmer und die
0:23:39–0:23:42
meisten haben eine sehr, finde ich, eine sehr lebensdienliche Idee.
0:23:42–0:23:48
Die wollen Dinge in die Welt bringen, die den Menschen gut tun und wollen Menschen nicht ausgrenzen.
0:23:48–0:23:51
Das heißt, ich habe durch die Solidarität überhaupt erst die Möglichkeit,
0:23:52–0:23:54
mein Angebot tatsächlich allen zur Verfügung zu stellen.
0:23:54–0:23:59
Bei uns im Franzwerk waren auch Menschen, die haben nur 20 Euro im Monat Beitrag
0:23:59–0:24:02
geleistet und waren aber fast jeden Tag da, weil es halt nicht anders ging.
0:24:02–0:24:06
Und andere waren zweimal im Monat da und haben 300 reingelegt im Monat.
0:24:06–0:24:11
Und das wird dadurch erst möglich und damit konnten wir alle erreichen und waren
0:24:11–0:24:12
ein wirklich integrativer Ort.
0:24:12–0:24:17
Punkt 4 überspringe ich jetzt, weil 5 ist jetzt viel besser von der Passung.
0:24:17–0:24:20
Wir waren gerade so ein bisschen bei Manipulation und Marketing.
0:24:21–0:24:26
Punkt 5 habe ich genannt, Herzensprojekte statt Marktlücken und Bedürfnisse statt Manipulation.
0:24:28–0:24:31
Wir gucken uns zuerst wieder die alte Welt an. Wie funktioniert es in der alten Welt?
0:24:31–0:24:36
Wir erfinden Produkte und dann suchen wir teilweise Use Cases dafür,
0:24:37–0:24:41
bauen irgendwelche Buyer-Personas und dann wird es über Marketing in die Köpfe der Menschen gebracht.
0:24:42–0:24:47
Indem wir Geschichten erfüllen, finden, ganz tolle Marketing-Clips machen und
0:24:47–0:24:49
den Leuten erzählen, dass sie
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das jetzt unbedingt brauchen, was sie meist bisher noch nicht mal kannten.
0:24:52–0:24:57
Und diese Produkte sind oft Schala-Ersatz für wirkliche Bedürfnisse,
0:24:57–0:24:59
die in unserer Gesellschaft eben nicht erfüllt sind.
0:25:00–0:25:03
Und ich habe letztens die schöne Formulierung von der Vivian Ditt mal gelesen,
0:25:03–0:25:08
die hat gesagt, Bedürfnisse als Konsumpotenzial werden genutzt. Finde ich gigantisch.
0:25:08–0:25:12
Finde ich einfach richtig, richtig gut. Gut, wir haben viele tiefe menschliche
0:25:12–0:25:16
Bedürfnisse, die in der Lebensweise, in der wir sind, das wird jetzt hier sicher
0:25:16–0:25:19
den Podcast sprechen, nicht wirklich erfüllt werden.
0:25:20–0:25:24
Und Marketing hat die Aufgabe, diese Sehnsüchte zu ziehen und uns vorzugaukeln,
0:25:24–0:25:26
wenn du das kaufst, geht es dir besser.
0:25:27–0:25:30
Und das klappt natürlich nicht wirklich, das darf ja auch nicht klappen,
0:25:30–0:25:33
weil wir müssen ständig neue Produkte erfinden und neu verkaufen,
0:25:33–0:25:38
damit wir weiter wachsen können und wieder weiter verkaufen können.
0:25:38–0:25:43
Das ist so, wie es gerade hauptsächlich läuft. Und was machen wir im gemeinschaftsbasierten
0:25:43–0:25:46
Wirtschaften? Wir stellen echte Bedarfe ins Zentrum.
0:25:47–0:25:51
Wirkliche, grundlegende Bedürfnisse. Eins zum Beispiel das Bedürfnis nach Beziehung
0:25:51–0:25:56
und Gemeinschaft, was ein Teil des gemeinschaftsbasierten Wirtschaften ist.
0:25:58–0:26:02
Und es passiert dadurch, dass im Prinzip abgefragt wird, was es braucht und
0:26:02–0:26:04
was die Gemeinschaft wirklich will.
0:26:05–0:26:09
Weil sonst werden wir A, keine Gemeinschaft dafür finden für unser Angebot und
0:26:09–0:26:13
B, werden die Beitragsrunden nicht funktionieren, nicht klappen,
0:26:13–0:26:16
sondern nur, weil es etwas ist, was die Menschen wirklich wollen.
Hannah Heller
0:26:17–0:26:20
Ich finde es spannend, den Punkt, weil ich hatte so einen Aha-Effekt als,
0:26:20–0:26:24
es geht wohl oft darum, dass Unternehmerinnen, einerseits brauchen sie wirtschaftliche
0:26:24–0:26:32
Stabilität, genug Umsätze und so weiter, beziehungsweise um ihre Betriebskosten zu decken.
0:26:32–0:26:37
Andererseits liegt es aber, die Anspannung des Wirtschaftens für diese Unternehmerin
0:26:37–0:26:42
liegt meist gar nicht primär im Geld, sondern das ist einfach der Druck, unter dem sie stehen.
0:26:42–0:26:46
Also sie haben wahnsinnig viele kleine Aufgaben, sie haben wahnsinnig viel zu
0:26:46–0:26:49
tun, sie haben wahnsinnig wenig Zeit und sie haben diesen Druck,
0:26:49–0:26:52
sozusagen Druck auf ihren Schultern, dass es in ihrer Verantwortung ist,
0:26:52–0:26:57
dass sie das Risiko alleine tragen und jetzt kann man natürlich sagen,
0:26:57–0:26:59
okay, wir geben der Unternehmerin jetzt ganz viel Geld und dann kann sie noch
0:26:59–0:27:03
mehr Leute einstellen, die dann für sie arbeiten und sie entlasten.
0:27:04–0:27:08
Aber das ist ja heutzutage auch gar nicht mehr so einfach, weil wenn man Unternehmerinnen
0:27:08–0:27:12
und Unternehmer heute fragt, findet ihr Menschen, die für euch arbeiten.
0:27:13–0:27:17
Gerade auch wenn es kleine Unternehmen sind, die dann vielleicht nur den Mindestlohn
0:27:17–0:27:20
zahlen können, dann sagen die, nee, wir finden eigentlich gar keine Leute.
0:27:20–0:27:26
Und da ist eben auch die Gemeinschaft oft, dass sie gar nicht übers Geld gehen
0:27:26–0:27:30
muss, um die Bedürfnisse der Unternehmerin nach Ruhe und Erholung sozusagen
0:27:30–0:27:35
zu erfüllen, sondern dass man auch einfach das direkt machen kann.
0:27:35–0:27:39
Nicht übers Geld, sondern einfach, also ich hatte eine Beitragsrunde,
0:27:39–0:27:44
da hat eine Unternehmerin zig Zettel aufgehängt, also bestimmt 50 oder so,
0:27:44–0:27:48
50, 60 kleine To-Dos, die in ihrem Kopf sind vom,
0:27:48–0:27:52
ich muss hier mal diese Ecke streichen, ich muss da den Schrank entrümpeln,
0:27:52–0:27:57
ich muss hier die Kisten lackieren, ich muss da solche Dinge.
0:27:57–0:28:00
Ich will das Projekt angehen, ich möchte hier mich noch ausbauen,
0:28:00–0:28:02
ich muss meine Buchhaltung überarbeiten und so weiter.
0:28:02–0:28:06
Und einfach wahnsinnig viele kleine To-dos, die hat sie aufgehängt im Laden
0:28:06–0:28:09
und die Leute konnten sich eine dieser Aufgaben mitnehmen.
0:28:10–0:28:14
Und es war sozusagen eine direkte Unterstützung, ohne dass mehr Geld gebraucht
0:28:14–0:28:18
wurde, sondern einfach das Bedürfnis direkt befriedigt werden konnte.
0:28:19–0:28:22
Über viele Menschen, die einfach eine dieser vielen Tätigkeiten übernommen haben
0:28:22–0:28:26
und sich dafür verantwortlich gezeigt haben. Und das war, finde ich,
0:28:26–0:28:31
ein sehr schönes Beispiel, wie es eben nicht darum geht, künstliche Bedürfnisse zu schaffen, für die,
0:28:31–0:28:35
mit denen man dann wieder Geld verdienen kann, sondern einfach wirklich die
0:28:35–0:28:41
existenziellen Bedürfnisse, gegebenenfalls auch ohne Geld, einfach gemeinsam zu befriedigen.
Stefan Schneider
0:28:42–0:28:44
Ja, voll, da streifen wir dann gleich die nächsten Punkte auf,
0:28:44–0:28:47
nämlich aus den Kunden, aus der bequemen Kundenhaltung.
0:28:48–0:28:50
Und ich bin Kunde und König, wird ein mitverantwortliches Mitglied,
0:28:50–0:28:54
das ernsthaft interessiert ist an diesem Ort und an dem Angebot.
0:28:55–0:28:59
Genau, zurück nochmal zu diesem Punkt. Also Herzensprojekt statt Marktlücken,
0:28:59–0:29:02
das ist auch noch, Also wir waren jetzt bei Bedürfnisse ganz arg.
0:29:02–0:29:07
Mir persönlich ist es im Leben ein großes Anliegen, dass Menschen ihre Herzensprojekte finden.
0:29:08–0:29:11
Also dass wir so ein bisschen lernen, wer wir eigentlich so sind.
0:29:11–0:29:15
Und dann in der nächsten Frage, was wir in die Welt bringen wollen.
0:29:15–0:29:19
Wofür sind wir eigentlich hier? Was ist meine ganz persönliche Aufgabe in dieser Welt?
0:29:19–0:29:23
Und die kommt irgendwann aus dem Herzen raus. Und Herzensprojekte in die Welt
0:29:23–0:29:29
zu bringen, ist was ganz anderes als ökonomisch und im alten Modell nach Marktlücken zu suchen.
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Wie man es dann auch in der Startup-Szene lernt, irgendwo zu gucken,
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wo ist neue Technologie, da ist schon eine Marktlücke, da kann ich irgendein
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Produkt erfinden und das versuche ich dann den Leuten zu verkaufen,
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sondern von einer ganz anderen Seite zu kommen.
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Und da ist das gemeinschaftsbasierte Wirtschaften eben auch so stark drin,
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würde ich sagen, weil ich kann schon davon ausgehen, wenn ich tief aus meinem
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Herzen heraus was tue, dass das resonieren wird mit anderen Menschen,
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dass es auch Menschen geben wird, die das auch wollen und die dieses Bedürfnis
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tatsächlich auch haben.
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Wenn ich nur tief genug komme in meinem eigenen, dann kommen wir auf die Ebenen,
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wo wir sehr verbindend sind als Menschen.
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Und tatsächlich einfach einen Ort zu schaffen wie das Franzwerk,
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wo Menschen zusammenkommen können, die dort in Ruhe arbeiten wollen,
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die sich begegnen wollen, die gemeinsame Projekte starten wollen und in die
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Welt bringen wollen, da bin ich ja nicht der Einzige, der sowas will.
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Das hat man dann relativ schnell gemerkt, dass das tatsächlich viele Menschen wollen.
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Und das ist eben auch so ein großer Vorteil für dich als gemeinschaftsbasierte UnternehmerIn.
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Du darfst voll und ganz da sein. Nicht nur mit deinem Kopf so von wegen,
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ich überlege mir, womit man hier clever Geld verdienen könnte,
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sondern du darfst mit deinem Herzen in dieser Sache sein.
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Und ich glaube, das ist zutiefst befriedigend für das eigene Leben.
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Und es funktioniert auch, glaube ich, einfach tatsächlich viel besser.
Hannah Heller
0:30:52–0:30:56
Ja, also genau, ich bin da ja sehr konsequent, würde ich sagen,
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dass ich einfach, glaube ich, schon seit ich sozusagen selbst die Entscheidungen
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über meinen Lebensweg treffe,
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tatsächlich immer meiner Mission gefolgt bin,
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nämlich zu schauen, wie diese Welt ein gerechter Ort werden kann für mehr Menschen
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mit weniger Leid und da einfach forschend unterwegs bin, wo genau in dieser
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Mission da mein Platz ist.
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Ich glaube, das verändert sich auch im Leben.
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Also da bin ich noch nicht hundertprozentig, glaube ich, am Ende meines Weges angekommen.
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Aber ich bin auf dem richtigen Weg. Auch hier im MYZELIUM merke ich,
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ich kann hier viel bewirken und das bringt mir eine totale Befriedigung.
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Und dafür nimmt man auch vieles in Kauf, merke ich.
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Also sinnstiftend zu wirken in dieser Welt, auch selbstbestimmt zu wirken in dieser Welt,
0:31:45–0:31:48
Und weil es ein Herzensprojekt ist, weil man es für sinnvoll hält,
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weil man es gerne tut, weil man sich selbst ausgesucht hat und weil man auch
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mitbestimmen kann, womit man seine Zeit verbringt, das gleicht so vieles aus.
0:31:57–0:31:59
Also ich glaube, ich habe irgendwie ein Viertel von dem Gehalt wahrscheinlich,
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was ich hätte, wenn ich irgendwie klassisch volkswirtschaftlich meine Bildungszertifikate
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ausnutzen würde als promovierte Volkswirtin oder so, in irgendeiner Bank oder
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in irgendeinem internationalen Konzern da zu arbeiten.
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Aber ich kenne auch viele Leute, die das machen und die zudiefst unglücklich
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sind, aber reich. Also vermögend, aber unglücklich.
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Und da merke ich einfach, also genau, ich würde gern viel mehr Menschen sozusagen
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diese Erfahrung ermöglichen, dass man merkt, wie schön Arbeiten und Beitragen
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und Gestalten auch sein kann,
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wenn man es für ein Herzensprojekt tut und wenn man sich frei fühlt und in der
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Verantwortung fühlt für das eigene Leben.
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Und ich glaube da, also es macht mich immer sehr traurig, wenn ich mit Bekannten
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oder Freunden, Freundinnen spreche,
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die einfach ausgelaugt sind, die einfach wenig Sinn sehen in dem,
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was sie tun, die einfach wenig Wirksamkeit spüren und deshalb auch oft frustriert sind.
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Und eben dann auch, da neigt man viel eher zu Depressionen und Burnout und so, wird noch eher krank.
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Ich glaube nicht umsonst steigen so auch die Krankenzahlen in unserer Gesellschaft
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immer stärker nach oben, weil es einfach einerseits der gesellschaftliche Kontext
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belastend ist, aber auch weil die Leute oftmals Dinge tun müssen.
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Um Geld zu bekommen, um zu überleben, die sie eigentlich für Quatsch halten.
0:33:22–0:33:26
Aber es ist halt auch so, je teurer das Leben wird, also je teurer Lebensmittel
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werden, je teurer Wohnen wird und so weiter, je abhängiger wir sind sozusagen
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vom Markt und damit vom Geld,
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desto eher müssten wir diese bekloppten Jobs machen, sag ich mal.
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Und je weniger unser eigener Wohlstand abhängig ist von unserem Einkommen, von unserem Geld,
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Also sei es über Foodsharing-Möglichkeiten, sei es über eine Genossenschaft,
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in der man wohnt, wo man geringere Mieten zahlen muss, sei es über Carsharing
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im Viertel, wo man eben kein eigenes Auto braucht und so weiter und so fort.
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Also da gibt es ja Möglichkeiten, die eigene Abhängigkeit vom Geld zu reduzieren,
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um dann eben diese Freiheit zu haben, das zu tun, was man für wirklich sinnvoll hält.
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Und das ist, glaube ich, der große, große Vorteil am gemeinschaftsbasierten
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Wirtschaften, dass man das lernt.
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Also nicht nur im eigenen Tun, sondern auch in der Verbindung mit anderen Unternehmerinnen,
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die das auch tun und wo man sich dann eben mit wenig Geld oder sogar mit gar
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keinem Geld eben gegenseitig unterstützen kann und gegenseitige Bedürfnisse befriedigen kann.
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Gut, das waren die ersten vier Gründe. Jetzt kommt der fünfte Grund.
0:34:35–0:34:38
Der fünfte Grund für gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften, Stefan.
Stefan Schneider
0:34:38–0:34:41
Ja, wir haben es vorhin schon ein bisschen erwähnt. Ich habe es mal genannt,
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aus Kunde ist König wird ein mitverantwortliches Mitglied.
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Man kennt das ja so ein bisschen, das hat man früher beigebracht bekommen.
0:34:49–0:34:51
Kunde ist König und für den tue ich alles.
0:34:52–0:34:57
Und wir haben davor schon, also erst manipuliere ich ihn eigentlich oder versuche
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den Kunden zu manipulieren, indem er mein Zeug kauft, was er vielleicht eigentlich
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gar nicht richtig braucht. Und gleichzeitig hofiere ich ihn die ganze Zeit und
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bediene ihn die ganze Zeit.
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Da steckt er auch in dem Wort Dienstleistung tatsächlich drin, merke ich gerade.
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Und das dreht sich im Gemeinschaftsbasierten tatsächlich ein bisschen um,
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weil wir eben nicht irgendwas in die Welt bringen, nur um Geld zu verdienen,
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der Kunde quasi Mittel zum Zweck machen für unser Geld verdienen,
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sondern weil wir was in die Welt bringen, was wir in die Welt bringen möchten.
0:35:26–0:35:32
Und weil wir quasi ein Angebot machen. Also im Zentrum stehen Anbieter und AnbieterInnen
0:35:32–0:35:36
und die Frage, möchtet ihr das? Wollt ihr das?
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Und wenn ihr das wollt, dann okay, dann kann ich es unternehmerisch möglich
0:35:41–0:35:45
machen, aber ihr übernehmt bitte auch Mitverantwortung.
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Und eben im Kern mit Verantwortung in der Finanzierung, indem ich nicht jetzt
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erst alles machen muss und euch dann,
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wenn ich Glück habe, kauft ihr es dann und ich kann alles wieder finanzieren,
0:35:56–0:36:02
sondern wir machen eine gemeinsame Beitragsrunde am Anfang und das nächste halbe
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oder das nächste Jahr wird von euch verantwortlich vorfinanziert und die Ernte,
0:36:06–0:36:07
die dann eben kommt, wird geteilt.
0:36:07–0:36:11
Das heißt, wir teilen das Risiko in der klassischen Sola, wie auch das Risiko
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von Ernteausfällen, liegt dann nicht auf dem Landwirt allein,
0:36:15–0:36:18
sondern auf der gesamten Solidargemeinschaft.
0:36:18–0:36:22
Und was dann spannenderweise krass passiert, ist, dass auch sowas wie echte
0:36:22–0:36:26
Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber den anbietenden Menschen entsteht.
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Und das habe ich auch selber erfahren und ich glaube, das erfahren ganz,
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ganz viele. und da sind wir dann in diesem Beziehungsraum auch unterwegs oder
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das ermöglicht überhaupt erst Beziehung, weil Kunde ist König,
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ist ein Machtgefälle und das ermöglicht und verhindert Beziehung.
0:36:40–0:36:44
Gemeinsam Verantwortung, was übernehmen ermöglicht überhaupt in Beziehung zu
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sein und ermöglicht dann bei einer Beitragsrunde, wie in deinem Beispiel vorne
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zu stehen, zu sagen, hey Leute, mir ist gerade so zu viel,
0:36:52–0:36:56
finanziell sind wir echt okay, das steht gut da, aber ich habe so viele Sachen,
0:36:56–0:37:01
schaut mal, könnt ihr hier mir helfen? Könnt ihr hier was mit übernehmen?
0:37:01–0:37:03
Oder mir geht es gerade nicht gut.
0:37:04–0:37:07
Und irgendjemand in der Gemeinschaft sagt so, hey, komm, lass mal einen Waldspaziergang
0:37:07–0:37:09
machen. Vielleicht kann ich dir irgendwie helfen.
0:37:09–0:37:12
Oder auch eine Freiheit noch, die ich auch kannte.
0:37:13–0:37:17
Wir sind mal, obwohl ich formell der Geschäftsführer des Franzwerks war,
0:37:17–0:37:19
einfach vier Wochen Urlaub gefahren.
0:37:19–0:37:24
Und es ging wunderbar, weil eine Gemeinschaft dahinter stand,
0:37:24–0:37:30
die in dieser Zeit einfach den Laden so weit weitergeschmissen haben. Und all das ist,
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Erstmöglich, wenn wir gemeinsam verantwortlich für dieses Angebot sind und die
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Mitglieder eben nicht mehr in der passiven Kunde-ist-König-Haltung verbleiben,
0:37:42–0:37:45
was sich eben massiv ändert in Gemeinschaftsversicherung und Wirtschaften.
Hannah Heller
0:37:45–0:37:50
Es ist für die Unternehmerinnen, merke ich, eine große Herausforderung, das anzunehmen.
0:37:50–0:37:56
Also wirklich anders mit den Menschen zu reden, die ihr Angebot in Anspruch nehmen.
0:37:56–0:37:59
Also gerade wenn man lange sozusagen in der Marktlogik gewirtschaftet hat,
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dann ist es total herausfordernd für die Unternehmerinnen und Unternehmer diesen
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Schleier des Scheins, dass alles super ist, man immer lächelt.
0:38:09–0:38:15
Hey, hier ist pure Freude und pure Happy Life und keinerlei Wolken und Schatten,
0:38:16–0:38:20
die dich sozusagen hindern, hier dein Geld zu lassen oder dich mit irgendwas
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anderem auseinanderzusetzen außer Konsum.
0:38:23–0:38:28
Sondern diesen Scheinvorhang fallen zu lassen und wirklich zu sagen,
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hey, so sieht es aus und das passiert ja in der Beitragsrunde über die finanzielle
0:38:32–0:38:37
Zahl auf der anderen Seite, aber sich auch persönlich zu öffnen als Unternehmerin und zu sagen,
0:38:38–0:38:43
so läuft es und so geht es mir.
0:38:43–0:38:47
Und auch eben um Hilfe zu bitten, das haben wir total verlernt,
0:38:48–0:38:51
finde ich, in unserer Gesellschaft wirklich rauszugehen und zu sagen,
0:38:51–0:38:55
hey, es wäre total toll, wenn ich hier deine Unterstützung haben könnte.
0:38:55–0:38:59
Und sobald man das ausspricht, also meine Erfahrung ist, wenn ich das ausspreche,
0:38:59–0:39:02
Und mir fällt es tatsächlich auch sehr schwer, um Hilfe zu bitten und in der
0:39:02–0:39:04
Schuld zu stehen bei anderen ja dadurch auch.
0:39:05–0:39:08
Also Freundinnen oder Freunde irgendwie mal zu bitten, kannst du mich irgendwie,
0:39:08–0:39:15
keine Ahnung, da hinfahren oder kannst du mir Geld leihen oder kannst du mir
0:39:15–0:39:18
helfen, mein Haus auszumisten, weil ich schaffe es nicht alleine oder sowas.
0:39:19–0:39:22
Fällt mir total schwer und ich merke aber in dem Moment, wo man so ein Bedürfnis
0:39:22–0:39:23
ausspricht, wo man um Hilfe bittet.
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Es ist eine totale Herzlichkeit, eine totale Freude springt einem da entgegen,
0:39:29–0:39:34
weil die meisten Leute helfen wirklich gerne und nehmen sich dafür auch die Zeit.
0:39:34–0:39:37
Und diese Erfahrung zu machen, auch wirklich um Hilfe zu bitten,
0:39:37–0:39:39
ist eine schöne Erfahrung.
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Und die macht man auch leichter, wenn man selber auch schon mal in der schenkenden Position war.
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Also zu merken, ich kann geben und unterstützen und helfen auf der einen Seite.
0:39:50–0:39:55
Und es ist auch okay, wenn ich um Hilfe bitte und Unterstützung und Solidarität auch annehme.
0:39:55–0:39:59
Und das ist, glaube ich, auch einer der Knackpunkte, die wir wieder lernen dürfen
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beim gemeinschaftsbasierten Wirtschaften und die wahnsinnig das Leben bereichern, finde ich.
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Also es ist so ein anderes Gefühl,
0:40:08–0:40:12
durchs Leben zu gehen und beschenkt zu werden und durchs Leben zu gehen und
0:40:12–0:40:17
zu schenken und zu helfen und zu unterstützen, als immer in dieser Marktlogik
0:40:17–0:40:20
und in diesem Geldsystem unterwegs zu sein. Das merke ich schon.
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Gut, nächster Punkt, Nummero sechs.
Stefan Schneider
0:40:23–0:40:26
Der passt auch total gut dazu. Der heißt nämlich Resilienz.
0:40:27–0:40:32
Und wie entsteht Resilient im alten System? Also Sicherheit entsteht im alten System durch Geld.
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Wenn ich viel Geld habe, fühle ich mich sicher und unterliegt der Illusion,
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dass das Geld was mit Sicherheit zu tun hätte.
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Die neue Sicherheit entsteht durch Beziehung, durch Beziehungsqualität und eben
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durch dieses Helfen und dieses Dabeisein.
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Und meine ganz persönliche Erfahrung damit war eben auch mit dem Franzwerk.
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Wir haben ein solidarisches Arbeits-Zuhause, aka Coworking Space, gegründet.
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Und zwar habe ich die Organisation dafür eine Woche vor dem ersten Corona-Lockdown angemeldet.
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Also wir haben einen analogen Treffpunktort, weil er eben in dieser Zeit zu
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uns gekommen ist. Also dieses Gebäude war halt einfach da und wir waren Leute
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und wir wollten da halt was machen. Und das war so eine einmalige Chance.
0:41:14–0:41:19
Und ich habe beim Notar die Firma dafür gegründet, einfach kurz vor dem Corona-Lockdown,
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für einen Ort, in dem ganz viele Menschen sein sollten, ein Begegnungsort sein sollte.
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Und das war richtig spannend und wir haben es trotzdem geschafft und weil wir
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Menschen zusammenbekommen haben, die diesen Ort wollten und die wussten,
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hey, diese Krise geht vorüber und selbstverständlich zahle ich trotzdem meine Beiträge.
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Wir haben eine digitale Beitragsrunde für einen analogen Ort gemacht. Völlig absurd.
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Und es hat geklappt. Da waren 50 Menschen da und haben den Ort finanziert,
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gleich wo sie zu bestimmten Zeiten gar nicht kommen konnten oder durften.
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Und gleichzeitig, Marktmodell ist komplett gegen die Wand gelaufen mit einer
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riesen Pleitewelle deutschlandweit von allen möglichen Coworking Spaces.
0:41:57–0:42:00
Zum Beispiel auch Beta-Hauskette in Berlin hat Insolvenz angemeldet.
0:42:00–0:42:04
Weil wenn ich natürlich in eher so einem Fitnessstudio-Abo-Modell bin,
0:42:04–0:42:07
wenn ich halt nicht in die Muckibude gehen kann das nächste halbe Jahr,
0:42:07–0:42:10
dann melde ich mich als eine Marktlogik ohne Beziehung natürlich ab.
0:42:10–0:42:14
Weil warum soll ich denn Geld für was bezahlen, wenn ich nicht gerade durch
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irgendwelche Vertragsfristen gebunden bin, sondern melde ich mich ab,
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weil das ist ja dann nicht mein Problem. Weil ich habe keine Beziehung.
0:42:21–0:42:25
Und da möchte ich einen kleinen Punkt dazu reinlegen in der Resilienz,
0:42:25–0:42:29
was ich von dir gehört habe, Hannah, im letzten Podcast. Und das fand ich so richtig cool.
0:42:29–0:42:32
Die Sache, hey, was ist eigentlich, wenn Krisen kommen? Was passiert da eigentlich?
0:42:32–0:42:36
Und du hast gesagt, wenn ich mich richtig erinnere, die Makroebene bricht irgendwie zusammen.
0:42:36–0:42:39
Also die große Struktur, Staat und alles kommt massiv unter Druck.
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Wird alles gekürzt und Sozialhilfen, was weiß ich was.
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Und die individuelle Ebene kann auch nicht durch Krisen gehen.
0:42:46–0:42:50
Also ich als Individuum bin ja völlig machtlos und ohnmächtig,
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muss ich mich den Krisen hingeben. Was hält, ist die Mesoebene,
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die Ebene von Gemeinschaft.
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Und ich glaube, das kennt jeder, dass aus der Not heraus sich Gemeinschaften bilden.
0:42:59–0:43:03
Und wenn wir clever sind, fangen wir halt schon vorher damit an,
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die Gemeinschaften aufzubauen, mit denen wir dann resilienter durch die Krisen gehen können.
0:43:09–0:43:12
Also dieses Resilienzvermögen von gemeinschaftsbasierten Wirtschaften schätzt
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sich um ein Vielfaches höher ein, als wenn du dich mit dem Marktmodell auf den Weg machen würdest.
Hannah Heller
0:43:17–0:43:21
Voll, ganz aktuelles Beispiel, Stromausfall in Spanien und Italien,
0:43:22–0:43:28
man hatte keinen Strom und sie haben dann spontan sozusagen,
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wurden in dem Viertel die Leute ausgemacht, die die Gasherde noch hatten und
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dann haben sich die Leute so aufgeteilt und gesagt,
0:43:34–0:43:36
okay, wir kochen bei dem Gasherde, wir kochen bei dem Gasherde,
0:43:36–0:43:37
wir kochen bei dem Gasherde, wir kochen bei dem.
0:43:37–0:43:40
Also man hat sich wirklich dann so, also die Leute mit dem Gasherd haben das
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dann angeboten, wir können noch kochen, wir kochen gemeinsam für alle.
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Ich glaube, es ist wirklich, also wenn man Krisensituationen sich anschaut,
0:43:48–0:43:54
auch in dem Buch von Rutger Brechmann, im Grunde gut, sehr zu empfehlen,
0:43:54–0:44:00
beschreibt er auch immer wieder, wie sozusagen es wirklich in der Natur des Menschen liegt.
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Und da würde jetzt sozusagen die alte Marktlogik sagen, das eigene Wohl zu maximieren
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und nur egomanisch durchs Leben zu laufen.
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Nein, die Natur des Menschen, wenn man sich Krisensituationen anschaut und wenn
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Menschen wirklich auf einen Überlebensmodus zurückgeworfen sind,
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ist, sich gegenseitig zu schützen, sich gegenseitig zu unterstützen in der Gemeinschaft
0:44:22–0:44:26
und sich in kleinen Gruppen zu organisieren.
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Und ich glaube, das wird wieder relevant sein. Und wenn wir davor schon einüben,
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sozusagen, wie das gut funktionieren kann, ohne dass die ganze Zeit Chaos ausbricht,
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weil wir keine Institutionen und keine alten Regeln mehr haben,
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sozusagen, dann hilft das auf jeden Fall.
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Heißt, die Resilienz, auch für krisengewappnet zu sein, liegt auf jeden Fall,
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ist ein Kern des gemeinschaftsbasierten Wirtschaftens und, glaube ich,
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auch ein Kern, warum gerade in diesem Bereich so viel passiert,
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weil Leute das anfangen zu verstehen.
Stefan Schneider
0:44:56–0:45:00
Ich bin in einem ganz wichtigen Paradigmenwechsel und das ist eine der größten
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Übertreibungen unserer heutigen Zeit und das haben wir vor allem im Ökonomienstudium
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gelernt, also Konkurrenzparadigma statt Kooperation.
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Und ich glaube daran, also es ist für mich sowohl als auch, es ist beides da.
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Wir Menschen können sowohl in der Konkurrenz sein als auch in der Kooperation
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und in der Natur hat vielleicht sogar auch beides eine gewisse Berechtigung,
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aber es ist definitiv völlig aus der Balance. Wir sind nur in der Idee von Konkurrenz unterwegs.
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Wir lernen unser Bildungssystem, lernen wir in Konkurrenz zueinander zu stehen die ganze Zeit.
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Und im gemeinschaftsbasierten Wirtschaften dürfen wir kooperieren wieder lernen.
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Und das ist die Aufgabe an der Stelle.
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Und das macht resilienter. Also wir haben unsere Gesellschaft oder überhaupt
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Zivilisation ist durch Kooperation entstanden, nicht durch Konkurrenz.
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Wir machen sie eher gerade durch Konkurrenz kaputt, glaube ich.
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Gut, dann kommen wir nämlich zu dem schönen letzten abschließenden Punkt,
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nämlich wirtschaftliche Aufklärung, Bildung und Persönlichkeitsentwicklung.
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Du hast es vorhin schon gesagt, ja, das ist auch ein bisschen anstrengender.
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Wenn ich irgendwo hingehe und ich bleibe in meiner unbewussten Konsumentinnenrolle,
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dann kaufe ich halt einfach irgendwas und habe nichts gelernt.
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Und wenn wir gemeinschaftsbasiert wirtschaften, haben wir alle einen Lern- und Bildungsweg vor uns.
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Wir werden über Geld sprechen müssen, wir werden über Macht sprechen müssen,
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wir werden über Wirtschaft reden.
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Ich war fast ein bisschen schockiert und gemerkt, wie betriebsblind ich bin
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als Volkswirt und auch mehrfach irgendwie Unternehmer,
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wie Leute von einem Franzwerke, die überhaupt keine Ahnung hatten,
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was so ein Laden kostet und was da überhaupt Geld kostet und was Fixkosten sind
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und wie eigentlich Preise entstehen in unserer Welt, warum sie eigentlich irgendwo
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bezahlen, was sie bezahlen.
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Und dann gehen wir noch einen Schritt weiter und gucken mit den Menschen gemeinsam hin, so, ja, was,
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würdest du denn gern geben für diesen Ort und was kannst du geben und was für,
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finanzielle Privilegien hast du, wie Privilegien, ja, ich habe halt Geld,
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weil ich so viel gearbeitet habe, aha, und hast du vorher geerbt und bist du
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in einer reichen Familie aufgewachsen und wieso bist du eigentlich,
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wieso konntest du eigentlich,
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Hannah promulieren, ja, weil du halt wahrscheinlich in einer,
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sehr bildungsaffinen Umgebung aufgewachsen bist oder aufwachsen durftest.
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Hast du ganz selber gemacht.
Hannah Heller
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Auf jeden Fall. Nein, weil ich ganz voll alleine so schlau auf die Welt gekommen bin.
Stefan Schneider
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Absolut dein Verdienst.
Stefan Schneider
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So, und das heißt, genau, das heißt, also um es ein bisschen überspitzt zu formulieren,
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und das habe ich vor vielen Jahren schon, ist mir das klar geworden,
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in dieser Idee von Ökonomie der Vieren.
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Also wir hatten ja mal so eine bisschen politische Aufklärung von damals französischer
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Revolution und Kant hat dann was Tolles gesagt, das brauchen wir jetzt hier
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nicht zitieren, das brauchen wir nicht so angeben, aber es geht ja um Aufklärung
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und Unmündigkeit und die selbstverschüttelte Unmündigkeit der Menschen.
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Und es ist eine steile These, dass wir jetzt politisch mündig werden durch die
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Aufklärung. Das sieht eher gerade wieder ein bisschen anders aus.
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Was ich auch mal hinaus will, was es sicherlich überhaupt nicht gegeben hat,
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ist auch irgendeine wirtschaftliche Mündigkeit.
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Also wir sind unmündige Konsumenten, also richtige Puppets.
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Und aus denen können mündige WirtschaftsbürgerInnen werden.
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Das ist das, was wir anbieten können im gemeinschaftsbasierten Wirtschaften.
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Schluss mit Konsumentenlämmern auf der Schlacht der Konsumgesellschaft, sondern,
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auch da, wir holen uns wieder was zurück, wir empowern uns, indem wir wissen,
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wie eigentlich Ökonomie funktioniert und tatsächlich, wie sie uns ausnimmt und
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wie sie im großen Ganzen sehr mitverantwortlich ist, unseren Planeten,
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unsere Lebensgrundlagen geradezu zu zerstören.
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Und ja, das kann ich im Großen nicht ändern, aber ich kann es eben im Kleinen machen.
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Ich kann es hier bei mir in meinem Viertel machen, mit meinem Carsharing und
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wir können uns alle auf so einen Bildungsweg begeben, sowohl so einen inhaltlichen
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Bildungsweg als auch Persönlichkeitsentwicklung.
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Wenn wir in Gemeinschaft gehen, selbst noch nicht mal in Gemeinschaft leben,
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sondern nur gemeinschaftsbasiert zusammen wirtschaften, werden wir viele Reibungspunkte
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haben und wir haben alle eine Riesenchance zu wachsen.
Hannah Heller
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Ja, ich würde gerne auch nochmal das Thema Demokratie daneben legen.
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Hat auch nicht den besten Ruf gerade, also Partei, also das Vertrauen in die
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Institutionen, in den demokratischen Institutionen auch, geht zurück.
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Genau, die Menschen vertrauen nicht mehr darauf, dass die Probleme gelöst werden. Warum?
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Und da ist das Verhältnis von Wirtschaft und politischer Sphäre,
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also Demokratie so spannend, weil eigentlich wurde unsere Wirtschaft auch nach
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dem Zweiten Weltkrieg, nachdem es in den 30er Jahren schon so mit Black Friday
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und so weiter so schief gegangen war.
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Weltwirtschaftskrise war da Ende der 20er. Es gab Deflation,
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Inflation und dann so eine Destabilisierung der Wirtschaft, dass es eben auch,
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dazu kommen konnte, dass die Nazis in Deutschland an die Macht kamen und so weiter.
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Ich will jetzt hier nicht ewig ausholen, aber dann hat man ein System konstruiert,
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wo man gesagt hat, okay, Wirtschaft wird jetzt sozusagen, muss eigentlich ein
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ideologiefreier Raum sein.
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Hier geht es nur um wirklich Zahlungstransaktionen,
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Tauschlogik hin und her und die moralischen Regeln
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für dieses Wirtschaften und die Werte sozusagen
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wie wir wirtschaften wollen und die regeln wie man wirtschaften darf die werden
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sozusagen von der politik von der demokratie gemeinsam festgelegt von mündigen
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bürgerinnen und bürgern wie du es gerade schon gesagt dass die am sonntag nicht
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arbeiten sondern eben in die
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kirche oder zur wahl gehen so damals das bild und jetzt ist ja aber dieser.
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Der unmoralische Teil der Wirtschaft so gewachsen, das eigentlich auch international
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so verflechtet, dass eigentlich die nationalen Demokratien,
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Europa ist jetzt auch noch nicht ganz justiert und kann nicht eigentlich wirtschaftspolitisch
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so viel Einfluss nehmen.
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Die können immer wieder Geld reinbuttern, um Banken zu retten und so weiter.
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Aber wirklich die Regeln aufzusetzen, da haben wir noch einen langen Weg vor
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uns als europäische Demokratie auch. Siehe Lieferkettengesetz,
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was jetzt gerade wieder abgeschwächt wurde und so weiter, aber wie auch immer.
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Auf jeden Fall ist es im Moment so, dass die Wirtschaft die Regeln bestimmt
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für auch die politische Sphäre und nicht mehr umgekehrt.
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Und was durchs gemeinschaftsbasierte Wirtschaften eben so deutlich wird und
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so wieder möglich wird, dass wir eben uns diese Mitbestimmung wieder zurückholen
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in der wirtschaftlichen Sphäre.
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Und zwar nicht, gar nicht mal über den Staat.
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Also wäre schön, wenn der Staat irgendwann mitziehen würde und man es auf eine
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staatliche Ebene heben würde.
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Aber aktuell, wie es aussieht, fangen wir jetzt nicht an, über die aktuelle
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Bundesregierung zu sprechen.
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Aber ich habe das Gefühl, Friedrich Merz ist nicht der Typ für das gemeinschaftsbasierte
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Wirtschaften aus den Universen, aus denen er kommt.
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Aber wir können das direkt tun. Wir können direkt über gemeinschaftsbasierte
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Netzwerke, über gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften eben uns selbst diesen Raum
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der werteorientierten,
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demokratischen, gleichberechtigten Mitbestimmung einfach wiederholen. Und das liebe ich.
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Das liebe ich wirklich am gemeinschaftsbasierten Wirtschaften,
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einfach direkt die Probleme gemeinsam, solidarisch zu lösen,
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dabei Resilienz aufzubauen. Und ich könnte sie alle nochmal in einem Satz zusammenfassen,
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glaube ich, diese sieben Gründe.
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Weil, ja, ich sage es eigentlich bei jedem Mal, da liegt der Kern,
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dass man so sagt, okay, wir können hier selbst mitbestimmen.
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Und ich glaube ja sehr stark an das Gute im Menschen und glaube auch,
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dass wenn der Mensch sich bewusst für Dinge entscheidet in einer sozialen Dynamik
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mit anderen Menschen, dass dann Gutes daraus kommt.
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Weil wir eigentlich im Grunde gut sind.
Stefan Schneider
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Ja, das ist vor allen Dingen eine Form von Empowerment. Wir holen uns einfach
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wieder was zurück und wir holen uns das vor allen Dingen aus dem Großen wieder ins Kleine.
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Und das war für mich auch so schwer zu lernen.
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Ich habe auch noch so lange früher immer gedacht, wie kriege ich denn einen großen Hebel?
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Aber ich sitze da nicht. Ich kann das, wovon du gerade sprichst,
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auch die EU und so, das ist einfach, ich kann da nichts tun.
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Und jetzt kann ich einfach da sitzen und sagen, ja, dann kann ich ja nichts
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tun, weil die Probleme müssen von denen da oben gelöst werden.
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Und das werden sie halt nicht. Oder vielleicht auch. Also es braucht sicherlich ein Sowohl-als-auch.
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Und gleichzeitig ist die Frage, okay, was ist, und da sind wir wieder bei diesem
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Thema vom letzten Podcast, von
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der Wirkmacht und meinem eigenen Gestaltungskraft, wo kann ich was tun?
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Und wie kann ich mich da empowern? Und das kann ich hier. Und das ist einfach
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voll das gute Gefühl. Und was ich dann halt noch ein bisschen brauche,
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ist das Vertrauen, dass das eben viele machen.
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Und eben nicht die Idee von wegen, das skaliert jetzt. ich muss jetzt was machen,
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was riesig wird, sondern wir haben ja den schönen Begriff inzwischen dafür gefunden,
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es darf sich horizontal vervielfältigen.
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Und dafür ist sowas wie so ein Podcast jetzt wichtig, weil einfach,
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ja, wenn viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, dann passiert vielleicht dann doch was.
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Und da kann man jetzt so sagen, ja, nö, das wird sicher nicht reichen,
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ist ja alles Quatsch. Oder man kann sagen, doch, ganz bestimmt.
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Oder man kann sagen, ich weiß es nicht.
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Ich weiß nicht, ob es reicht. Ich weiß es nicht, was es wirklich braucht.
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Ich kann nur herausfinden, was ich eben selbst tun kann.
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Und in dem gemeinschaftsbasierten Wirtschaften noch als letzter Satz ist die
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Möglichkeit, kleine Inseln im bestehenden System zu bauen. Das ist mir irgendwann klar geworden.
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Dadurch, dass wir schon eine Gemeinschaft um uns herum haben,
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können wir einen kleinen Raum schaffen, innerhalb dem es anders läuft.
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Innerhalb von dem wir auf einmal solidarisch sind. Innerhalb von dem wir in
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Beziehungen miteinander sind.
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Auch innerhalb eines Systems, was das alles nicht tut.
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Und dahin steckt das große Geschenk. Und das sage ich aber auch ehrlich,
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gleichzeitig die Anstrengung.
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Vor allen Dingen für die anbietenden Menschen in der Mitte, für die Unternehmerpersönlichkeiten,
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weil an den Rändern kommt es zur Reibung.
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Und die Reibung auszuhalten ist schwierig. Also wir schaffen irgendwie einen
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tollen Ort des Franzwerkes, wir machen intern alles, aber an den Rändern nach
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außen muss ich mich ja trotzdem mit einem Finanzamt auseinandersetzen,
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ich muss mich mit einem Bauamt auseinandersetzen.
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Das heißt, ich muss mich trotzdem ständig mit der anderen Welt,
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mit der alten auseinandersetzen und muss versuchen, das in Einklang zu bringen.
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Das ist eine große Herausforderung. Das möchte ich nicht schönreden, aber es geht.
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Und innerhalb unseres Raumes können wir ganz anders miteinander umgehen,
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als uns die Marktlogik draußen vorgibt.
Hannah Heller
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Und bestenfalls verbinden sich ja diese verschiedenen Inseln miteinander.
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Also es sind jetzt kleine Inseln an verschiedenen Orten und wir arbeiten ja
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aber hart daran im Myzelium, auch diese Inseln miteinander zu verbinden,
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dass es keine Inseln bleiben oder keine einzelnen Bäume bleiben,
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um in unserer Metapher zu sein,
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sondern zu einem Wald zusammenwächst und dann eben was Größeres daraus entsteht.
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Aber ich glaube, es waren schöne Schlussworte, Stefan.
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Und ich glaube, es hat nochmal gezeigt, warum wir zumindest leidenschaftlich
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hier für diesen Weg eintreten.
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Und wenn ihr auch Teil der Ökonomie der vielen werden wollt,
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wenn ihr auch Teil des gemeinschaftsbasierten Ökosystems, des MYZELIUM-Ökosystems
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werden wollt, dann tretet näher an uns heran.
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Besucht unsere Seite MYZELIUM-ev.com und unsere neue Seite MYZELIUM.com.
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Bald wird es nur noch eine Seite geben. Entschuldigt die Verwirrung.
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Aber wenn ihr Fördermitglied werden wollt und diesen Podcast unterstützen wollt,
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dann geht auf MYZELIUM-ev.com und füllt da alles aus.
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Es ist ganz einfach und schnell zu machen und damit unterstützt ihr unsere Arbeit
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und werdet auch eingeladen zu spannenden Austauschräumen rund ums gemeinschaftsbasierte Wirtschaften.
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Ich danke euch fürs Zuhören und wünsche euch noch eine gute Woche.
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Tschüss Stefan, danke, dass du da warst.
Stefan Schneider
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Tschüss zusammen, danke, dass ich da sein durfte. Bis bald.