MP074 – MYZELIUM Insights: Unternehmer:innen im Fokus

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Isabelle Kempf

In dieser spannenden Podcastfolge tauchen Tobi, Timo sowie die inspirierenden Gästinnen Isabelle Kempf und Franziska Stromberg tief in die Welt des gemeinschaftsbasierten Wirtschaftens ein. Der Fokus liegt dabei auf den einzigartigen Herausforderungen und Chancen, die sich bei der Neugründung oder Umstellung eines Unternehmens ergeben, insbesondere im Kontext anbieterzentrierter Modelle – ein Gebiet, auf das sich das MYZELIUM spezialisiert hat.

Die Gesprächsrunde enthüllt faszinierende Einblicke in die Transparenz und individuelle Kommunikation mit den Mitgliedern. Doch nicht nur das: Die Teilnehmer:innen tauchen tief in das neu definierte Rollenverständnis der Unternehmer:innen ein, wenn es darum geht, mit ihren Gemeinschaften zu interagieren. Hierbei wird die Gemeinschaft selbst zum treibenden Motor, der nicht nur soziale, sondern auch finanzielle Verantwortung übernimmt – ein Paradigmenwechsel weg von der unpersönlichen Kundenrolle hin zu einer engen Beziehung zwischen Unternehmer:in und Gemeinschaft.

Höre, wie die Gemeinschaft nicht nur Energie einbringt, sondern auch Vertrauen schenkt und aktiv in Beziehung mit dem Unternehmen tritt. Die Unternehmer:in wird in dieser neuen Dynamik nicht nur zur Anbieter:in, sondern auch zum Anker, Coach und Community-Manager. Verantwortlich für den Erfolg des Angebots, die Öffnung des Raums und die Beziehungsarbeit mit der pulsierenden Gemeinschaft.

Begib dich mit uns auf eine Reise durch die Zukunft des Wirtschaftens – eine Reise, die nicht nur die Unternehmenslandschaft transformiert, sondern auch die Beziehung zwischen Unternehmer:innen und Konsument:innen neu definiert. Willkommen zu „MYZELIUM Insights: Unternehmer:innen im Fokus“!

MP012 – Die gemeinschaftsbasierte Unternehmer:In mit Steffi Rieger
MP028 – Unternehmer:Innentum als Carearbeit
MP033 – Franz!Werk gemeinschaftsbasiert geht Co-Working besser

Umgekrempelt Ultras

Für diese Episode des MYZELIUM Podcast liegt machninell erstelltes Transkript vor. Es wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Im Zweifel gilt immer das gesprochene Wort.

Transkription
Tobias
0:00:09–0:00:13

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Mezelium-Podcasts.

0:00:13–0:00:17

Folge 74 ist mir gerade bewusst geworden, als wir hier gestartet haben.

0:00:17–0:00:23

Ja, irgendwie schon ganz schön viele Folgen. Und wie immer an meiner Seite der Timo. Hi Timo.

Timo
0:00:23–0:00:24

Hallo.

Tobias
0:00:24–0:00:28

Und ich freue mich ganz besonders, heute haben wir uns noch weibliche Unterstützung

0:00:28–0:00:31

dazu eingeladen. Franzi und Isabel, hallo zusammen.

Franziska
0:00:32–0:00:33

Hallo. Hallo.

Tobias
0:00:33–0:00:37

Ja, ich hole ein bisschen aus. Wir waren am 7.12. in Bochum zusammen,

0:00:37–0:00:42

in ganz unterschiedlichen Rollen beim Zukunftsdialog der GLS Bank,

0:00:42–0:00:47

organisiert von Nela und dem Mycelium und noch vielen weiteren Leuten.

0:00:48–0:00:51

Da gibt es, ich glaube, auf LinkedIn haben die ein bisschen was gepostet dazu,

0:00:51–0:00:52

könnt ihr mal reinschauen.

0:00:52–0:01:00

Ja, und da gab es ja allerlei Austausch zum Thema gemeinschaftsbasierten Wirtschaften.

0:01:00–0:01:05

Und ja, Timo, du hattest Gedanken dazu und hast dann gedacht,

0:01:05–0:01:08

ja, wir müssen da nochmal so ein bisschen einen Nachklapp machen,

0:01:09–0:01:13

weil irgendwie nicht alles dazu gesagt wurde oder noch ein paar Sachen offen

0:01:13–0:01:19

geblieben sind, obwohl wir da wirklich einen langen und schönen und intensiven Austausch hatten.

0:01:20–0:01:26

Ja, und so kommt es, dass wir heute hier zu viert hier zusammensitzen und wie

0:01:26–0:01:31

gesagt uns Franzi und Isabel eingeladen haben, Aber wer die beiden noch nicht

0:01:31–0:01:33

kennt, ihr solltet die auf jeden Fall kennenlernen.

0:01:33–0:01:37

Und dazu gebe ich jetzt den kleinen Ball, den kleinen Vorstellungsball in die

0:01:37–0:01:39

Runde. Ja, Isabel, wer bist du denn?

Isabelle Kempf
0:01:41–0:01:45

Ja, ich bin Isabel. Ich habe einen Laden in Mannheim, der heißt Umgekrempelt.

0:01:45–0:01:49

Den habe ich 2015 schon gegründet, also den gibt es schon acht Jahre.

0:01:50–0:01:54

Auf dem konventionellen Weg bin ich da ein bisschen an meine Grenzen gestoßen,

0:01:54–0:01:59

Fair Fashion zu verkaufen, weil mir Nachhaltigkeit ganz, ganz wichtig ist und

0:01:59–0:02:01

ich das gerne wirklich zu Ende denke.

0:02:01–0:02:04

Also was bedeutet echte Nachhaltigkeit in Bezug auf Mode?

0:02:05–0:02:08

Deswegen haben wir hier von Anfang an Jeans repariert und so,

0:02:08–0:02:12

aber es bleibt eben doch der Knackpunkt, dass wir immer weiter unsere Kundschaft

0:02:12–0:02:14

dazu auffordern müssen, regelmäßig was zu kaufen.

0:02:14–0:02:23

Und jetzt bin ich im Mai 2023 über das Mycelium gestolpert und habe mit dem Timo gesprochen.

0:02:23–0:02:25

Und ja, dann war eigentlich ganz

0:02:25–0:02:28

schnell klar, wir brauchen ein gemeinschaftsbasiertes Geschäftsmodell.

0:02:29–0:02:34

Und das haben wir jetzt seit zwei Monaten und haben eine kleine,

0:02:34–0:02:36

feine Gemeinschaft schon aufgebaut,

0:02:36–0:02:40

die stetig weiter wächst und die uns, glaube ich, jetzt die Möglichkeit gibt,

0:02:40–0:02:45

wirklich da Stabilität reinzukriegen und uns von diesen Schwankungen unabhängig zu machen.

Tobias
0:02:46–0:02:50

Ja, sehr schön. Und Franzi, du bist auch gemeinschaftsbasierte Unternehmerin.

Franziska
0:02:51–0:02:55

Genau, ich hatte ja eines der ersten Projekte von Mithilium eigentlich mitgestartet,

0:02:55–0:03:01

das Franzwerk, der erste solidarische Coworking-Space, den es eigentlich so gab.

0:03:01–0:03:06

Und genau, war da Anbieterin einige Monate und Jahre und bin aber tatsächlich

0:03:06–0:03:11

dann in Mutterschutz und in Elternzeit gegangen und habe mich aus der AnbieterInnen-Rolle

0:03:11–0:03:15

sozusagen wieder verabschiedet und darf heute in einer ganz neuen Rolle da sein,

0:03:15–0:03:19

nämlich ruft mich bald das Mithilium und nach meiner Elternzeit darf ich dort weitermachen.

Tobias
0:03:19–0:03:23

Ja, sehr schön. Ja, wie ich ja schon angedeutet habe, soll es heute noch mal

0:03:23–0:03:26

ein bisschen um gemeinschaftsbasiertes UnternehmerInnentum gehen.

0:03:26–0:03:30

Wir haben dazu, ja, das war eine unserer ersten Folgen, Folge 12,

0:03:31–0:03:36

drei Jahre oder so ist das schon her, eine Folge gemacht mit Steffi Rieger und

0:03:36–0:03:39

dann aber auch noch mal eine mit Nadine Stalpes, Folge 28.

0:03:40–0:03:41

Da geht es dann noch mal ein bisschen

0:03:41–0:03:44

mehr um die Care-Arbeit hinter gemeinschaftsbasierten Unternehmen.

0:03:45–0:03:49

Ja, und wie schon anfangs gesagt, haben wir das Gefühl, wir müssen da noch mal

0:03:49–0:03:51

ein bisschen was nachschieben und klarstellen.

0:03:51–0:03:58

Timo, was hat dich denn da bewegt, das Ganze in Auftrag zu geben oder anzupacken?

Timo
0:03:59–0:04:03

Timo Leipziger Ja, tatsächlich war das so, dass wir nach der Veranstaltung zusammen

0:04:03–0:04:09

im Zug saßen, das ist genau die Uta Krasmannsdorf, die Franzi, Isabel und ich.

0:04:10–0:04:14

Und die Diskussion ging so ein ein bisschen darum zu sagen, so ja,

0:04:15–0:04:19

irgendwie haben wir diese Position gemeinschaftsbasiertes Unternehmertum und

0:04:19–0:04:25

deren Bedeutung darum, ja, da haben wir irgendwie gemerkt, so irgendwie haben

0:04:25–0:04:27

wir da einen Punkt und der ist nicht so ganz deutlich geworden.

0:04:28–0:04:33

Und genau, und da haben wir halt eben gesagt, so ja, lass uns dazu nochmal eine

0:04:33–0:04:36

Folge machen und vielleicht auch nochmal so ein bisschen zur Abgrenzung zu den

0:04:36–0:04:39

bestehenden Folgen, die Folge 12 mit Steffi Rieger,

0:04:39–0:04:43

die gemeinschaftsbasierte Unternehmerin, geht es nochmal sehr stark quasi aus

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der Position des unternehmerischen Handelns heraus. Was macht das eigentlich aus?

0:04:48–0:04:51

Aber auch tatsächlich, diese Folge ist auch schon drei Jahre alt.

0:04:51–0:04:54

Ja, und dann hatten wir noch eine Folge mit Nadine Stalpes.

0:04:54–0:04:59

Da ging es um Unternehmertum als Care-Arbeit, gerade um die Pflege der Gemeinschaft.

0:05:00–0:05:03

Und jetzt, da haben wir einfach gesagt, wir wollen das nochmal,

0:05:04–0:05:09

bündeln, nochmal zusammenbringen und auch aktuell nochmal diskutieren und einfach

0:05:09–0:05:13

nochmal zu sagen, okay, was ist denn dieses gemeinschaftsbasierte Unternehmertum,

0:05:13–0:05:16

Unternehmerinnentum, das wir,

0:05:17–0:05:18

für so Wichtigheiten im Bezählung?

Franziska
0:05:19–0:05:22

Weil ich auch gespürt habe bei dieser Veranstaltung, dass es wie so eine Art

0:05:22–0:05:27

Ablehnung gibt der Anbieter in den Zentrierungen oder so. Oder es wird einfach

0:05:27–0:05:28

nicht richtig verstanden.

0:05:28–0:05:31

Und ich habe so das Gefühl, das kommt auf der einen Seite daher,

0:05:31–0:05:35

dass wir einfach wahrscheinlich alle keinen Bock mehr haben auf Unternehmer,

0:05:35–0:05:37

auf patriarchale Strukturen, auf Autorität.

0:05:38–0:05:42

Und gleichzeitig dann oft in die Gegenübertreibung gehen im Sinne von,

0:05:42–0:05:45

okay, jetzt ist da eine Gemeinschaft und alles muss basisdemokratisch entschieden

0:05:45–0:05:48

werden. Und dann gibt es wieder gar keinen Raum mehr für unternehmerisches Handeln.

0:05:49–0:05:51

Und ich glaube, dass das Medizinium genau das eben versucht,

0:05:52–0:05:54

neu zu gestalten und neu zu definieren.

0:05:54–0:05:59

Es gibt eine Anbieterin oder eben einen Anbieter im Zentrum und der darf oder

0:05:59–0:06:04

die darf eben unternehmerisch handeln und die suchen sich dann eine Gemeinschaft,

0:06:04–0:06:05

mit der sie wirtschaften.

0:06:06–0:06:10

Das heißt eben nicht, dass UnternehmerInnen komplett ihre Entscheidungsmacht

0:06:10–0:06:13

abgeben müssen in eine Gemeinschaft, sondern dass sie versuchen,

0:06:13–0:06:17

diese Räume und diese Beziehungen einfach ganz, ganz neu zu gestalten und am

0:06:17–0:06:19

Ende aber trotzdem entscheiden dürfen,

0:06:19–0:06:23

ob sich das Unternehmen vergrößert oder ob MitarbeiterInnen eingestellt werden

0:06:23–0:06:27

oder ob das Sortiment im Laden geändert wird oder, oder, oder.

0:06:27–0:06:30

Und ich glaube, darum muss es einfach heute nochmal ein bisschen gehen,

0:06:31–0:06:34

um diese neue Geschichte, die wir da tatsächlich versuchen zu erzählen und die

0:06:34–0:06:36

aber nicht gleich immer verstanden wird.

Tobias
0:06:37–0:06:41

Ja, was ist denn diese neue Geschichte? Also was wird denn, oder was meinst

0:06:41–0:06:42

du, wird denn da nicht so richtig verstanden?

0:06:43–0:06:46

Weil du hast ja jetzt schon mal so ein paar Anhaltspunkte gegeben,

0:06:46–0:06:51

klar mit dieser Anbieterinzentrierung, vielleicht können wir den Begriff auch nochmal gerade klären.

0:06:52–0:06:55

Ja, aber wo merkst du da, dass da Widerstand ist oder auch Widerstand gegen

0:06:55–0:07:00

das, was die andere Seite des gemeinschaftsbasierten Wirtschafts,

0:07:00–0:07:04

oder ich will es gar nicht so trennen, gar nicht die Seite und unsere Seite oder so, So, aber ja,

0:07:05–0:07:07

was meinst du, ist da so der Knackpunkt?

Franziska
0:07:07–0:07:10

Genau, ich glaube, es gibt einfach ein bisschen Verwirrung auch um diesen Begriff

0:07:10–0:07:12

und um das, was da gerade so rumschwingt.

0:07:12–0:07:15

Also wie gesagt, es gibt auf der einen Seite die UnternehmerInnen,

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die wir irgendwie aus der alten Welt gewöhnt sind, die irgendwie patriarchale

0:07:18–0:07:22

Strukturen haben, einfach nur Macht ausnutzen, Gewinne maximieren, aufkosten von anderen.

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So, das wollen wir nicht mehr. Und was passiert denn dann so?

0:07:27–0:07:29

Also dann gibt es zum Beispiel den Begriff der Commons.

0:07:29–0:07:34

Nein, das verstehen wir tatsächlich auch nicht unter dem neuen Begriff des gemeinschaftsbasierten

0:07:34–0:07:38

Wirtschaften, sondern wir wollen Menschen mit ihren Herzensprojekten ja dabei

0:07:38–0:07:39

unterstützen, diese in die Welt zu bringen.

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Und dann heißt es, es gibt da einen Menschen, der hat das Herzensprojekt,

0:07:43–0:07:46

zum Beispiel wie ich es hatte, einen Coworking Space zu betreiben,

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beziehungsweise Menschen ein Arbeitszuhause oder einen Raum zur Verfügung zu

0:07:50–0:07:52

stellen, in dem sie wieder wirken können.

0:07:52–0:07:58

So, und dann gibt es zum Beispiel Menschen, die wollen an diesem Ort ganz viel Party machen.

0:07:58–0:08:01

Und dann habe ich als Unternehmerin aber ein Problem damit. Und das hat ganz

0:08:01–0:08:06

viele Gründe. Zum Beispiel, weil ich in einem Wohngebiet diesen Raum betreibe

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und keinen Stress mit meinen Nachbarn haben will. Weil ich…

0:08:10–0:08:13

Gar nicht unbedingt dafür versichert bin, weil das meine Betriebshaftpflichtversicherung

0:08:13–0:08:15

gar nicht unbedingt abdecken würde, wenn da Personenschäden passieren,

0:08:16–0:08:20

weil das Bauamt uns nur eine Nutzungsgenehmigung für Coworking gegeben hat und so weiter.

0:08:20–0:08:23

Also tausende von Gründen, warum ich das nicht so gut finde.

0:08:23–0:08:26

Und dann ist die Frage, naja, muss ich jetzt so eine Entscheidung,

0:08:26–0:08:30

dass an diesem Ort nicht die ganze Zeit Party gemacht wird, in die Gemeinschaft tragen?

0:08:30–0:08:33

Und ich habe eine klare Haltung dazu, nein, muss ich nicht.

0:08:33–0:08:36

Und wenn mich jemand fragt, gab es dazu ein Gemeinschaftsprozess,

0:08:36–0:08:40

dann kann ich sagen, nein, den gab es nicht. Ich habe mir darüber Gedanken gemacht.

0:08:40–0:08:44

Ich habe ganz viel Stimmung auch eingeholt. Und ja, ich habe das wahrgenommen,

0:08:44–0:08:45

dass da das Bedürfnis da ist.

0:08:45–0:08:50

Aber ich habe das mit in meine Grundlage der Entscheidung sozusagen einbezogen

0:08:50–0:08:52

und bin trotzdem der Meinung, dass es nicht geht.

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Und das ist zum Beispiel so ein Beispiel, das dann auftaucht,

0:08:57–0:09:02

weil wir eben mit dem gemeinschaftsbasierten Wirtschaften irgendwie Neuland betreten.

0:09:03–0:09:06

Mitglieder nicht unbedingt wissen, naja, was heißt denn Mitgliedschaft oder

0:09:06–0:09:08

was ist denn meine Rolle?

0:09:08–0:09:11

Ist meine Rolle jetzt zu entscheiden, ob da Partys gemacht werden oder nicht?

0:09:11–0:09:15

Ist meine Rolle zu entscheiden, ob da Wände eingerissen werden oder nicht?

0:09:15–0:09:18

Und das müssen wir alles, dafür brauchen wir eben Sprache.

0:09:18–0:09:23

Und wir müssen uns das in einem Organisationsmodell, meiner Meinung nach am

0:09:23–0:09:28

besten, bevor wir starten, darüber Gedanken machen und auch einfach das mit

0:09:28–0:09:32

in unser Angebot integrieren und den Menschen auch immer wieder erklären.

0:09:32–0:09:36

Und für mich bedeutet dieses verantwortungsvolle Mitglied, das da im besten

0:09:36–0:09:40

Fall entsteht, Zum Beispiel, dass die Menschen sich darüber bewusst sind,

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dass sie Verantwortung für die Qualität von diesen Räumen haben,

0:09:44–0:09:45

also mit Verantwortung,

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dass sie sich fragen können, okay, geht es dieser Anbieterin oder diesem Anbieter

0:09:49–0:09:51

gerade gut oder was kann ich auch dafür tun?

0:09:51–0:09:55

Und dass sie zum Beispiel Resonanz geben. Also wir haben ganz viel mit Umfragen

0:09:55–0:09:57

gearbeitet und immer wieder abgefragt,

0:09:57–0:10:01

naja, was sind denn gerade irgendwie eure Bedürfnisse, was sind eure Interessen

0:10:01–0:10:06

und dann sind die in diesem Raum und die werden auch als Entscheidungsgrundlage

0:10:06–0:10:09

mitgenommen und trotzdem möchte ich nicht, dass basisdemokratisch über gewisse

0:10:09–0:10:11

Dinge dann entschieden wird.

0:10:12–0:10:15

Und ich glaube, wir mussten mit dem Franz weg. Wir hatten ein tolles Konzept

0:10:15–0:10:18

für das gemeinschaftsbasierte Wirtschaften, haben das sozusagen auf der finanziellen

0:10:18–0:10:20

Ebene alles wunderbar umgesetzt.

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Und dann kamen diese kleinen Themen dazu.

0:10:22–0:10:26

Diese Aha, wir sind jetzt in Beziehung. Was heißt das denn?

0:10:26–0:10:30

Was entstehen da eigentlich für Konflikte? Und wie gehen wir mit diesen ganzen Themen eigentlich um?

0:10:31–0:10:34

Und das Tolle ist, ja, wir durften unsere Erfahrung machen. Und die würde ich

0:10:34–0:10:36

gerne eben in Zukunft beim Beziehung weitergeben.

Tobias
0:10:37–0:10:42

Also, wie soll man sagen, zynisch gesagt, wer in Deutschland haftet,

0:10:42–0:10:43

der hat auf die Entscheidung.

Franziska
0:10:45–0:10:48

Naja, da ist schon ein bisschen was dran. Also wie gesagt, wenn man so eine

0:10:48–0:10:52

UG gründet, dann gibt es da einen Geschäftsführer und da gibt es im Zweifel

0:10:52–0:10:54

eine Durchgriffshaft, auch auf das Privatvermögen.

0:10:55–0:10:59

Und deshalb, nein, ist es nicht so einfach, das tatsächlich einfach loszulassen oder herzugeben.

0:10:59–0:11:04

Und ich wünschte, dass wir mehr schon an dem Punkt sind, wo die Menschen damit

0:11:04–0:11:08

was anfangen können, was denn Verantwortung am Ende eben bedeutet.

0:11:09–0:11:11

Und dass es eben auch nicht so einfach ist für die Menschen,

0:11:11–0:11:15

die ihre Herzensprojekte da gerade umsetzen, da auch Verantwortung immer wieder

0:11:15–0:11:18

abzugeben, auch wenn es immer wieder unsere Aufgabe ist.

0:11:18–0:11:23

Und da muss man, glaube ich, mal wieder reingehen und auch merken,

0:11:23–0:11:24

aha, wie fühlt sich das eigentlich an?

0:11:24–0:11:27

Kann ich da noch mitgehen? Oder im Zweifel auch einfach Nein sagen können, ja.

Tobias
0:11:27–0:11:31

Und dann auch mit der Resonanz klarkommen, wenn man Nein sagt,

0:11:31–0:11:32

oder? Das ist ja vielleicht…

Franziska
0:11:33–0:11:37

Also das ist total spannend. Ich glaube, am Ende ist es das Wichtige oder auch

0:11:37–0:11:41

eine dieser Tugenden ist tatsächlich Transparenz.

0:11:41–0:11:48

Also sagen, warum man sich wie entscheidet und dann, also nicht nur die Entscheidung

0:11:48–0:11:51

sozusagen transparent machen, sondern auch das, was da dahinter liegt und den

0:11:51–0:11:55

Menschen erklären, naja, warum bin ich denn nicht dafür, dass da so viel Party gemacht wird?

0:11:55–0:12:00

Und ganz im Ernst, am Ende, wenn man das sich dann dann angehört hat,

0:12:00–0:12:04

dann gibt es ganz wenige Menschen, die immer noch dastehen und sagen, aber warum denn nicht?

0:12:04–0:12:08

Die gibt es auch manchmal und mit denen haben wir AnbieterInnen dann auch unsere

0:12:08–0:12:13

Schwierigkeiten und das ist dann wieder wahrscheinlich ein Wachstumsprozess,

0:12:13–0:12:15

der dann anklopft oder so.

Tobias
0:12:16–0:12:20

Ich würde mal gerne die Frage auch weitergeben an Isabel, weil ich weiß jetzt

0:12:20–0:12:24

nicht, wie es bei dir war im Franzwerk, Franzi, aber Isabel hat ja quasi zwei

0:12:24–0:12:24

Verantwortlichkeiten.

0:12:24–0:12:27

Einmal mit der Gemeinschaft und du hast ja aber auch noch Mitarbeiterinnen.

0:12:28–0:12:32

Das sind, glaube ich, alles Frauen, deswegen die Pause ausgemacht.

Isabelle Kempf
0:12:32–0:12:37

Das war nicht immer so, aber im Moment sind wir eine reine Frauentruppe.

Tobias
0:12:37–0:12:40

Ja, kannst du da mitgehen, was Franzi sagt?

Isabelle Kempf
0:12:40–0:12:44

Ja, absolut. Also kann ich genauso unterschreiben.

0:12:44–0:12:49

Ich glaube, der Trick daran ist, dass es halt Beziehungen sind.

0:12:49–0:12:53

Und das ist wie bei jeder Beziehung, dass es einfach Arbeit ist,

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man da Mühe reinstecken muss.

0:12:55–0:12:59

Also klar, es gibt irgendwelche Regeln, auf die kann man sich einigen,

0:12:59–0:13:04

aber es ist halt, es werden Dinge auftauchen, für die hat man noch keine Lösung

0:13:04–0:13:09

und dann muss man eine finden und dann muss man darüber kommunizieren und es geht ganz stark darum,

0:13:09–0:13:15

dass alle Beteiligten ihre Bedürfnisse da irgendwie vorbringen können und ganz

0:13:15–0:13:18

klar ist, ja, Entschuldigung, wer haftet, hat am Ende die Entscheidung,

0:13:19–0:13:20

weil ich meine, was denn sonst?

0:13:21–0:13:27

Und was ich aber auch die Erfahrung gemacht habe, also habe ich ja schon gesagt,

0:13:27–0:13:29

meinen Laden gibt es schon acht Jahre.

0:13:29–0:13:32

Das heißt, die Leute kennen meine Vision, die kennen mich und wir haben das

0:13:32–0:13:34

ja sozusagen dann von hinten an gedockt.

0:13:34–0:13:38

Sprich, die Leute, die jetzt Mitglied geworden sind, die sind es geworden,

0:13:39–0:13:45

weil sie sowieso schon die ganze Zeit mit mir in Beziehung sind und mich dabei unterstützen wollen,

0:13:46–0:13:51

dass es hier weitergeht, weil sie gemerkt haben, ups, das ist kein Selbstläufer.

0:13:51–0:13:55

Aber ich habe es Ihnen gesagt, ja, also ich schreibe sehr persönliche Newsletter.

0:13:55–0:13:59

Also ich habe auch schon bevor wir jetzt quasi eine Gemeinschaft aufgebaut haben,

0:14:00–0:14:01

habe ich sehr viel mit Direktkrediten gearbeitet.

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Also ich habe schon seit Jahren quasi diese sehr persönliche Beziehung mit meiner Kundschaft aufgebaut.

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Und nach aber auch die Erfahrung, also gerade wo ich jetzt quasi die nächste

0:14:14–0:14:17

Stufe gezündet habe und gesagt habe, ihr könnt jetzt Mitglied werden.

0:14:17–0:14:21

Hier, es gibt die ungekrempelt Ultras. Wollt ihr dabei sein?

0:14:22–0:14:27

Seid dabei, weil… Da kam ganz viel so, aber wir wollen nicht mitentscheiden.

0:14:28–0:14:31

Also es wollen echt auch nicht und nicht alle machen.

0:14:31–0:14:36

Und es gibt halt oft dieses Ding, dass Gemeinschaften sich gründen und da ist

0:14:36–0:14:38

das gewollt, dass man mitentscheidet.

0:14:38–0:14:42

Und dann machen die Leute nicht nur gute Erfahrungen und es ist auch manchmal einfach zu viel.

0:14:43–0:14:46

Die meisten in meiner Gemeinschaft sind, glaube ich, super froh,

0:14:46–0:14:48

dass sie wissen, ich entscheide.

0:14:48–0:14:52

Ich weiß auch, wie dieser Laden funktioniert, weil ich habe damit acht Jahre

0:14:52–0:14:56

Erfahrung und die kämen nie auf die Idee, mir da jetzt reinquatschen zu wollen.

0:14:56–0:15:00

Die sind super happy, dass ich sie anhöre, dass sie Wünsche äußern können,

0:15:00–0:15:04

dass sie eben Transparenz erfahren,

0:15:04–0:15:08

wie du gesagt hast, Transi, Transparenz, super wichtig, die Karten auf den Tisch

0:15:08–0:15:11

zu legen, sagen, so sieht es aus, ich entscheide so, weil,

0:15:11–0:15:16

ich brauche dafür das und das, ja, und dann gehen die halt einfach mit.

0:15:16–0:15:20

Und jeder unterstützt mich dann in der Art und Weise, wie er oder sie kann.

0:15:20–0:15:27

Halt auch, also mit monatlichen Beiträgen ist das eine, aber auch einfach mit emotionalem Support.

0:15:27–0:15:33

Also wir hatten vor kurzem so eine Situation, wo wir einfach hier personell,

0:15:33–0:15:37

persönlich sowieso komplett an unsere Grenzen gestoßen sind und ich musste dann

0:15:37–0:15:40

einfach den Laden für drei Tage schließen.

0:15:40–0:15:43

Das ist noch nie vorgekommen in acht Jahren, aber es war dann einfach dran.

0:15:43–0:15:47

Und ich habe diese E-Mail rausgeschickt und ich habe dann, also die gingen ja

0:15:47–0:15:51

an alle Kunden, nicht nur an die Gemeinschaft, sondern an alle.

0:15:51–0:15:56

Ich habe aber dann wirklich vor allem von den Gemeinschaftsmitgliedern unheimlich

0:15:56–0:16:01

viele super berührende Nachrichten bekommen, die mir einfach gesagt haben,

0:16:01–0:16:05

ja, bitte pass auf dich auf, kümmere dich um dich und du hast das genau richtig entschieden.

0:16:06–0:16:11

Also da fand ich es halt auch echt krass, wo ich diese Beziehung gespürt habe,

0:16:11–0:16:15

die halt jetzt bei uns eben spannenderweise schon länger da war und die jetzt

0:16:15–0:16:18

aber quasi eine Form gefunden hat.

0:16:19–0:16:22

Weil davor, wir haben auch schon die ganze Zeit gesagt, wie können wir dir helfen?

0:16:22–0:16:29

Aber ich konnte ihnen nichts Konkretes anbieten, wie sie mich wirklich sinnvoll unterstützen können.

0:16:30–0:16:33

Und weil du gesagt hast, mit dem Team, also im Moment habe ich eine Mitarbeiterin

0:16:33–0:16:37

und da ist es im Prinzip das Gleiche, ja, also wir reden einfach miteinander.

0:16:38–0:16:42

Im Prinzip, wir wuppen jetzt zu zweit diesen Laden und gerade wenn es darum

0:16:42–0:16:45

geht, wer arbeitet wann, dann sage ich, hey, wie passt das für dich?

0:16:45–0:16:49

Und dann gibt es halt Zeiten, da ist es für sie total einfach und es gibt Zeiten,

0:16:49–0:16:52

da ist es für mich total einfach und manchmal ist es für beide schwierig und

0:16:52–0:16:54

dann gucken wir halt, wie es funktioniert.

Tobias
0:16:56–0:17:02

Ja, Timo, das Gehörte, wie wirkt das für dich ja jetzt auch in unserer Fragestellung

0:17:02–0:17:07

der Folge mit, okay, ich bin ja doch noch Unternehmerin und habe die Entscheidung

0:17:07–0:17:09

und Verantwortung oder halt dieses,

0:17:09–0:17:12

ja gut, alles muss in der Gemeinschaft entschieden werden?

Timo
0:17:12–0:17:16

Ja, also ich glaube, vielleicht ganz kurz, ich glaube, ich gehe mal ganz kurz

0:17:16–0:17:22

auf das Gehörte ein und dann gehe ich so ein bisschen in den Theoriebereich.

Tobias
0:17:23–0:17:26

Ja, wir haben jetzt viel gehört. Einmal einordnen, ja. Genau.

Timo
0:17:26–0:17:28

Also ich glaube, was halt eben sehr wichtig ist, zum Beispiel gerade nochmal,

0:17:28–0:17:32

was Isabel gesagt hat, aber auch was Franzi eingedeutet hat,

0:17:32–0:17:34

was ist eigentlich die oberste Aufgabe eines Mitglieds?

0:17:34–0:17:39

Im Grunde ist, also könnte man sagen, also Care-Arbeit einfach machen, ja.

0:17:39–0:17:47

Also die Mitgestaltung der Gemeinschaft, finanzielle und soziale Verantwortung mit übernehmen,

0:17:47–0:17:52

weil das ist Energie in den Prozess reinnehmen und gleichzeitig,

0:17:52–0:17:55

wenn man sich nicht besonders reif in der Gemeinschaft verhält,

0:17:55–0:17:58

also wenn man zum Beispiel lange einfach, trotz längerer Diskussion,

0:17:58–0:18:00

trotzdem auf die Party besteht, dann kommt man halt in den Moment,

0:18:01–0:18:03

wo irgendwer dann irgendwann mal sagen muss, so nein,

0:18:04–0:18:08

an der Diskussion geht es nicht weiter und das entzieht dann super viel Kraft und Energie.

0:18:09–0:18:12

Und das zeigt halt aber auch, wo die Schwierigkeit drin liegt,

0:18:12–0:18:20

wenn Menschen quasi einfordern, mitunternehmerisch, also unternehmerisch mitentscheiden zu dürfen.

0:18:20–0:18:24

Und das entsteht insbesondere halt eben auch aus Gründungsprozessen heraus,

0:18:24–0:18:28

wie das im Franzwerk eben auch gemacht wurde, wo halt dann wirklich manche Menschen

0:18:28–0:18:30

eben nicht verstehen, nee,

0:18:30–0:18:34

wir haben das ganze Ding hier nicht gleichberechtigt alle zusammen hier aus

0:18:34–0:18:39

da drauf gehoben, sondern es gab Menschen, die haben es gemacht und du hast

0:18:39–0:18:41

sie dabei unterstützt und das ist total toll.

0:18:41–0:18:45

Aber ohne die zwei, Franzi und Stefan zum Beispiel, die das jetzt quasi haben

0:18:45–0:18:48

entstehen lassen, also gerade auch das Organisationsmodell und so,

0:18:48–0:18:51

wäre es dieser Ort so nicht entstanden.

0:18:52–0:18:56

Und das ist etwas, was manche Menschen einfach nicht verstehen wollen,

0:18:56–0:19:02

Also auch in der Wertschätzung nicht verstehen wollen und auch nicht sehen.

0:19:02–0:19:06

Und deswegen ist es an der Stelle auch wichtig, das ganz klar auch zu kommunizieren

0:19:06–0:19:11

und auch zu artikulieren und auch sehr, sehr weit am Anfang klar zu machen,

0:19:11–0:19:15

hey, du möchtest Teil dieser Gemeinschaft werden. werden. Dieser Prozess läuft genauso.

0:19:16–0:19:21

Also wir zwei sind gerade dabei, das zu machen. Wir haben unsere eigenen Bedürfnisse

0:19:21–0:19:23

definiert. Wir wissen, wie wir diesen Ort tragen können.

0:19:24–0:19:26

Und wenn du Teil dieser Gemeinschaft werden willst, sind das zum Beispiel deine Aufgaben,

0:19:27–0:19:32

Eben zum Beispiel nicht explizit mit zu entscheiden, wie dieser Raum geführt

0:19:32–0:19:36

wird, sondern im Wesentlichen auch Verantwortung quasi für die Care-Arbeit zu übernehmen.

0:19:36–0:19:40

Also im Unverpacktladen sagen wir immer liebevoll, was kannst du denn tun?

0:19:40–0:19:42

Ja, schaff es mal einkaufen zu gehen.

0:19:42–0:19:47

So Basisverantwortung. Oder sei in diesem Raum und hinterlasse mehr Energie,

0:19:47–0:19:49

bring mehr Energie rein, als dass du mitnimmst.

0:19:51–0:19:55

So, also auch als innere Haltung. Ich gehe vielleicht in den Raum und erkläre

0:19:55–0:19:58

erstmal allen Beteiligten, wie toll es ist, anstatt reinzugehen und zu sagen, was dich heute stört.

0:20:00–0:20:04

Und gleichzeitig halt eben auch ein Verständnis davon, dass du gehört wirst.

0:20:04–0:20:08

Das ist gar kein Verständnis. Es gibt überhaupt keine Idee davon,

0:20:08–0:20:10

über dich hinweg zu entscheiden.

0:20:11–0:20:14

Sondern es gibt einfach verschiedene Rollen und Aufgaben. Und die Rolle einer

0:20:14–0:20:19

Unternehmerin ist es in der Regel, gerade auch am Anfang, etwas zu schöpfen, was es noch nicht gibt.

0:20:19–0:20:23

Also in der Management-Literatur, gerade bei ganz neuen Dingen,

0:20:23–0:20:27

redet man ja von Entrepreneurship. Ja, Schumpeter redet hier von schöpferischer

0:20:27–0:20:32

Zerstörung, wo ja veraltete, vergrößerte Marktstrukturen aufgerissen werden.

0:20:32–0:20:35

Bei uns, die wir nicht am Markt unterwegs sind, ist es eher,

0:20:35–0:20:39

sag ich mal, ist es eher sowas wie schöpferische Schöpfung, weil wir wollen

0:20:39–0:20:41

ja nichts zerstören, sondern was Neues dazu bringen.

0:20:42–0:20:45

Aber doch ist es etwas, dass es hier Menschen gibt, die sich etwas vorstellen

0:20:45–0:20:48

können, was die anderen noch nicht sehen.

0:20:48–0:20:50

Und dann bringen sie es in die

0:20:50–0:20:53

Realität und machen es auch zu so etwas wie einer gemeinsamen Realität.

0:20:53–0:20:58

Aber dieser Akt quasi in etwas Visionäres hinein zu handeln,

0:20:58–0:21:00

das kann nicht jeder Mensch.

0:21:01–0:21:05

Und dazu ist auch nicht jeder Mensch ausgebildet. Die meisten Menschen in unserer

0:21:05–0:21:11

Gesellschaft sind eher ausgebildet, Prozesse zu optimieren, sind eher Management-Menschen.

0:21:11–0:21:15

Und hier geht es quasi um ein gegenseitiges Verständnis, aber auch Wertschätzung in die Welt zu bringen.

0:21:15–0:21:19

Also diese Unternehmer oder Unternehmerinnen, die sind jetzt nicht leichtfertig

0:21:19–0:21:23

oder leichtfüßig und verantwortungslos. Nein, die handeln anders.

0:21:24–0:21:28

Die sind häufig nicht so detailverliebt, aber gerade deswegen können sie etwas

0:21:28–0:21:30

Neues in die Welt bringen.

0:21:30–0:21:33

Und dieses gegenseitige Verständnis, gerade auch in Gründungsprozessen,

0:21:34–0:21:38

immer wieder wachzuheben und zu sagen, hey, was bin ich, was tut ihr,

0:21:38–0:21:40

was ist meine Verantwortung, was ist eure Verantwortung,

0:21:41–0:21:44

ist, glaube ich, gerade bei Gründungsprozessen schwieriger aufrechtzuerhalten

0:21:44–0:21:46

und muss man expliziter argumentieren.

0:21:46–0:21:49

Also wie zum Beispiel, wenn der bestehende Laden schon klar ist und das Verhältnis

0:21:49–0:21:55

zwischen Anbieterin und Konsumentin klar ist.

0:21:56–0:22:00

Ich glaube, ich würde noch so zwei, drei Sachen einfach nochmal reinbringen,

0:22:00–0:22:02

wozu Leute einfach darüber nachdenken müssen.

0:22:02–0:22:06

Und ich würde sagen, es gibt nochmal eine Unterscheidung zwischen Entrepreneurship,

0:22:06–0:22:09

also was Neues in die Welt zu bringen, was es vorher noch nicht gab,

0:22:09–0:22:12

also ein Kleidungsladen gemeinschaftsbasiert machen oder das Franzwerk.

0:22:13–0:22:17

Und Unternehmertum wäre dann zu sagen, hey, ich mache den nächsten Coworking

0:22:17–0:22:20

Space und den nächsten fairen Klamottenladen.

0:22:20–0:22:23

Also weil wir sind ja alle Meinung, dass man Gemeinschaft nicht einfach kopieren kann.

0:22:25–0:22:28

Und das ist dann eher Unternehmertum und daran ist überhaupt nichts falsch.

0:22:28–0:22:32

Aber der Vorteil ist, diese Leute können sagen, guck mal hier, es gibt das schon.

0:22:32–0:22:36

Wir müssen nicht die ganze Vision aus dem Nichts in Anführungsstrichen schöpfen.

0:22:36–0:22:45

So, es ist leichter, weil sie können sich auf schon bestehende Modelle berufen. So, genau.

0:22:46–0:22:49

Und das auch nochmal ein bisschen zu unterscheiden. Also, dass es einfach nochmal

0:22:49–0:22:52

einen Unterschied gibt, ob ich etwas in die Welt bringe, was es vorher so noch nie gab.

0:22:54–0:22:58

Oder etwas jetzt quasi in meine Region oder mein Dorf bringe. ist so.

0:22:59–0:23:02

Beide Aktivitäten sind super wichtig, aber es ist nochmal ein Unterschied,

0:23:02–0:23:06

was, wenn ja, welche Energie dann am Anfang vielleicht aufgewendet werden muss.

0:23:07–0:23:11

Vielleicht den letzten Punkt, den ich noch mache, bevor ich wieder abgebe.

0:23:11–0:23:16

Ich glaube, es muss immer sehr stark verstanden werden, dass es das eine Akt

0:23:16–0:23:19

des gemeinschaftsbasierten Unternehmertums ja eben ist,

0:23:19–0:23:26

zu sagen, ich gestalte ganz bewusst oder wir in einem kleinen Team gestalten

0:23:26–0:23:28

ganz bewusst unsere unsere Beziehung

0:23:28–0:23:32

zu den Nutzerinnen und Konsumentinnen unserer Leistungen und Güter.

0:23:34–0:23:38

Am Markt wird der Markt, Unternehmerinnen, die an den Markt gehen,

0:23:38–0:23:41

da wird der Markt als Naturzustand akzeptiert und gemeinschaftsbasierte Unternehmerinnen tun das nicht.

0:23:41–0:23:45

Die sagen, hey, wir gestalten hier Beziehungen so und da merkt man schon,

0:23:46–0:23:47

dass es geht um die Gestaltung von Beziehungen.

0:23:47–0:23:54

Ja, dass wir hier einen Rahmen bilden können, wie wir quasi trotz,

0:23:54–0:23:57

wie wir in Gemeinschaftsbasiert unterwegs sein können, wie wir genau die Art

0:23:57–0:23:59

und Weise des Wirtschaftens, die uns wichtig ist, möglich machen können.

0:24:00–0:24:04

Und das heißt halt am Anfang den Menschen zu erklären, wie die Beziehung läuft,

0:24:04–0:24:07

wie sind die Regeln, was muss jeder tun und der nächste Schritt ist dann die

0:24:07–0:24:09

Gestaltung dieser Beziehung.

0:24:10–0:24:14

Und das hat mit autoritärem Durchgreifen nichts zu tun, sondern es hat die ganze

0:24:14–0:24:17

Zeit erst mit Kehrarbeit zu tun wir hatten das an der anderen Seite,

0:24:17–0:24:20

das ist tatsächlich in der Reihe auch eher mütterlich, das ist jetzt vielleicht

0:24:20–0:24:22

auch ein bisschen ketzerisch,

0:24:22–0:24:25

Ja, aber es ist ganz schön, was du sagst genau, es ist eben nicht dieses autoritäre

0:24:25–0:24:29

Durchgreifen und ich bin Unternehmer von oben herab und hab da meine,

0:24:30–0:24:35

meine Entourage, die ich da irgendwie um mir versammle, sondern meine Fans meine

0:24:35–0:24:40

Fans, genau Genau, meine folgenden.

Tobias
0:24:41–0:24:45

Ja, Franzi, du hast die ganze Zeit die Hand gehoben. Hast du was dazu zu sagen?

Franziska
0:24:46–0:24:49

Ich fand es total spannend gerade und würde da auch gerne nochmal was dazulegen.

0:24:49–0:24:53

Also für mich geht es wirklich in gemeinschaftsbasierten Wirtschaften darum,

0:24:53–0:24:56

eigentlich am Ende wieder Räume zu kreieren und Beziehungen zu gestalten,

0:24:56–0:25:01

tatsächlich für ein Miteinander und für Gestaltungsmöglichkeit so.

0:25:02–0:25:06

Definitiv. Also es geht nicht um die Frage, aha, wir entscheiden ja alles zusammen,

0:25:06–0:25:09

sondern dieses, aha, jetzt gibt es zum Beispiel im Franzwerk diesen Raum,

0:25:10–0:25:11

na, wie wird der denn bespielt?

0:25:11–0:25:15

Und wenn da Menschen kommen mit Ideen, dann überlegt man, ist meine erste Frage,

0:25:15–0:25:17

aha, wie kann ich das möglich machen?

0:25:17–0:25:22

Also es geht nicht darum, dass ich eine vordefinierte Lösung oder sowas habe,

0:25:22–0:25:29

sondern es geht darum, das am Ende in ein Gesamtkonzept oder einzugliedern irgendwie.

0:25:30–0:25:34

Und dafür braucht es diese Anbieterin oder diesen Unternehmer,

0:25:34–0:25:39

der am Ende guckt oder die am Ende eben guckt, na passt das irgendwie noch zusammen

0:25:39–0:25:42

und kriegen wir das hier alles unter einen Hut und was für Nutzungskonflikte

0:25:42–0:25:44

entstehen da zum Beispiel.

0:25:44–0:25:46

Das hat ja vielleicht der Mensch, der mit der Anfrage kommt,

0:25:47–0:25:53

bei uns ein Café zu errichten oder Crepe zu verkaufen, gar nicht unbedingt auf dem Schirm.

0:25:53–0:25:57

Und das ist auch nicht schlimm, weil es gibt ja zum Glück diese wenigen Menschen

0:25:57–0:26:01

irgendwie im Zentrum, die dann am Ende versuchen, das zusammenzupuzzeln und

0:26:01–0:26:03

sich zu überlegen, ob das eben geht oder nicht.

0:26:03–0:26:08

Und ich glaube, was wir nicht gewohnt sind, ist dieses, es geht nicht um eine rhetorische Frage.

0:26:09–0:26:13

Also die stellen wir nicht. Wenn wir eine Frage stellen oder auf Resonanz oder

0:26:13–0:26:17

auf Rückmeldung hoffen, dann ist das wirklich ernst gemeint.

0:26:17–0:26:21

Und dann passiert mit diesen Antworten was. Und die wirken in mir,

0:26:21–0:26:24

die sind nicht einfach nur abgefragt, damit ich irgendwie sagen kann,

0:26:24–0:26:27

ach ja, ich habe doch gefragt und dann haben die einen so gestimmt und die anderen so.

0:26:27–0:26:32

Sondern die machen was mit diesen gemeinschaftsbasierten UnternehmerInnen und

0:26:32–0:26:36

sind eben Teil von Entscheidungsgrundlagen. Und das ist so neu.

0:26:36–0:26:40

Und vielleicht ist es was, wo vielleicht nicht alle gleich eben ein Vertrauen

0:26:40–0:26:43

darin haben in diesem Prozess, weil wir es einfach nicht wirklich kennen.

0:26:43–0:26:47

Wir sind es gewohnt, unser Kreuzchen irgendwo zu machen oder dann eben eine

0:26:47–0:26:52

blöde rhetorische Frage gestellt zu kriegen, wo eigentlich niemand die Antwort interessiert.

0:26:52–0:26:56

Und das ist so neu in dieser Art und Weise, wie wir jetzt versuchen,

0:26:56–0:26:59

Angebote oder Unternehmen tatsächlich zu gestalten.

Tobias
0:27:00–0:27:02

Ja, ich finde das ganz spannend, weil du ja auch sagst, okay,

0:27:02–0:27:05

diese Fragen machen was mit dir.

0:27:06–0:27:09

Das merke ich auch als gemeinschaftsbasierter Unternehmer.

0:27:09–0:27:12

Es ist eben, okay, ich mache nicht irgendwie eine Marktanalyse mit Zahlen und

0:27:12–0:27:19

werte irgendwie Klicks aus und gucke, wie viel Prozent von da und da meine Kunden

0:27:19–0:27:21

und Kundinnen sein könnten,

0:27:22–0:27:26

sondern ja, ich habe einfach echte, richtige Menschen,

0:27:26–0:27:33

mit denen ich rede Und die dann mein unternehmerisches Handeln lenken oder auf

0:27:33–0:27:38

die ich halt eingehe in einer ganz persönlichen Ebene. Ja, das finde ich auch nochmal sehr wichtig.

0:27:39–0:27:42

Also von meiner Seite. Ja, wie ist das für dich, Isabel?

Isabelle Kempf
0:27:42–0:27:46

Ich würde vielleicht noch hinzufügen, dass es einfach auch eine positive Verstärkung ist.

0:27:46–0:27:51

Also das merke ich halt ganz krass, weil ich habe acht Jahre alles alleine entschieden

0:27:51–0:27:54

und klar, ich habe mich mit meinem Team ausgetauscht und das ist auch super

0:27:54–0:27:58

wertvoll, aber da ist halt definitiv, ja, ich bin die Arbeitgeberin gewesen

0:27:58–0:28:00

und das war mein Team und da habe ich halt auch immer entschieden.

0:28:00–0:28:06

Und jetzt ist es irgendwie so, ich kriege so ganz wohlwollende Rückmeldung.

0:28:06–0:28:11

Ja, also natürlich auch konstruktive Kritik oder hier, da könnte man doch und so.

0:28:11–0:28:16

Gute Vorschläge, aber ich, also gerade wenn es schwierig wird und wenn meine

0:28:16–0:28:20

Energie im Keller ist, dann tut es halt unheimlich gut zu wissen,

0:28:21–0:28:24

da ist diese Gemeinschaft und ich kann mich an die wenden und dann sagen die mir,

0:28:24–0:28:28

hey, das ist einfach cool, was du machst, bitte mach weiter.

0:28:28–0:28:31

Und das ist so wertvoll, wenn du in der Krise bist.

0:28:32–0:28:35

Ja, einfach als Bestärkung, ja.

0:28:35–0:28:38

Also eigentlich wie wenn man einem kleinen Kind sagt, hey, du bist gut,

0:28:38–0:28:41

mach einfach weiter, üb noch ein bisschen, dann klappt es schon irgendwann.

Tobias
0:28:43–0:28:45

Gut, aber der Unterschied ist ja, es klappt ja bei uns.

Isabelle Kempf
0:28:46–0:28:50

Naja, also es klappt nicht immer alles. Also das gehört, glaube ich,

0:28:50–0:28:51

auch zum Unternehmertum dazu.

Tobias
0:28:52–0:28:52

Ja, das stimmt.

Timo
0:28:53–0:28:56

Aber man macht es dann wieder passend, das ist dann wieder unternehmerisch.

0:28:57–0:28:59

Also das ist, glaube ich, vielleicht ganz kurz noch ein Unternehmer.

0:28:59–0:29:04

Also ich finde halt auch, ein Unternehmer hat so ein gewisses Müssen in sich.

0:29:04–0:29:08

Also so dieses, sie haben eine Aufgabe, sie haben eine Rolle,

0:29:08–0:29:11

sie haben aber das auch vielleicht auch rechtlich kodiert, zum Beispiel mit Geschäftsführer.

0:29:11–0:29:14

Also ein Geschäftsführer kann in seiner Rolle nicht einfach sagen,

0:29:14–0:29:15

ist mir jetzt egal, tschüss.

0:29:15–0:29:18

Ja, so, diese Person muss.

0:29:19–0:29:23

Und das ist auch ein klarer Unterschied zu Mitgliedern. Die dürfen, müssen aber nicht.

0:29:24–0:29:27

Und das ist zum Beispiel auch bei ehrenamtlich geführten Unternehmen so,

0:29:27–0:29:30

da sind ganz viele, die dürfen, aber ganz wenige, die müssen.

0:29:31–0:29:34

Und das ist halt, glaube ich, auch nochmal so eine Sache, wo einfach jemand

0:29:34–0:29:36

wirklich dann auch dasteht und sagt so.

0:29:37–0:29:40

Und also wenn ich zum Beispiel in einer Organisation bin, da frage ich mich

0:29:40–0:29:42

eigentlich immer, wer muss hier eigentlich und wer darf.

0:29:43–0:29:46

Und die, die müssen, die haften.

0:29:48–0:29:52

Und dann merke ich, es ist wichtig, dass die dürfen verstehen,

0:29:52–0:29:56

stehen, aha, meine Aufgabe ist es, den Leuten, die auch die Haftung haben,

0:29:56–0:29:58

das Leben leicht zu machen.

0:29:58–0:30:02

Ja, also in der Art und Weise, wie ich mit ihnen agiere, ist es,

0:30:02–0:30:05

ich gebe dort Energie hin, ich gebe dort Kraft hin.

0:30:05–0:30:08

Und das ist zum Beispiel, ganz viel wird ja gefragt, ja, kann ich denn eigentlich

0:30:08–0:30:11

in 100 gemeinschaftsbasierten Organisationen Mitglied sein?

0:30:11–0:30:16

Klar, gib in 99 einfach Kraft hin, indem du keine Energie ziehst und freundlich

0:30:16–0:30:21

bist und lieb bist und in einer, weil du da Lust hast, tust du dich halt noch mehr engagieren.

0:30:21–0:30:25

Wenn jeder diese eine Organisation hat, dann läuft es, ja, es ist gar nicht so, dass ich so.

0:30:26–0:30:31

Und ich glaube, dass dieses, da auch ein positives Verständnis von Autorität

0:30:31–0:30:34

einfach verstanden wird, so, es geht nicht, ich muss hier nicht quasi,

0:30:36–0:30:39

die Person, die auch eine natürliche Autorität in diesem Rahmen ausschaltet,

0:30:39–0:30:44

das ist nicht meine Aufgabe, das zu unterbinden, sondern die Frage ist eher dazu zu gucken,

0:30:45–0:30:49

wie handelt die Person und was macht das mit mir, wenn ich sie handeln sehe

0:30:49–0:30:52

und vielleicht ein richtig tolles Mitglied, das ich mir wünschen würde,

0:30:52–0:30:54

das sich vielleicht getriggert führt Durchmischung des Handelns,

0:30:54–0:30:59

sich vielleicht erst die Frage stellt, ist das mein Thema oder ist das ein Thema der Organisation?

0:31:00–0:31:05

So, und mein Traummitglied geht dann auf die Unternehmerin zu und sagt,

0:31:05–0:31:08

guck mal, dieses und jenes Handeln, das löst bei mir dieses Gefühl aus,

0:31:09–0:31:10

kann ich mit dir darüber reden?

0:31:12–0:31:15

Und dann merkt man schon, was Beziehungen einfach möglich machen.

0:31:16–0:31:23

Aber wie wichtig auch sowas ist wie gewaltfreie Kommunikation als Grundfähigkeiten in Gemeinschaften.

0:31:23–0:31:26

Man könnte natürlich auch ganz anders handeln. Man könnte natürlich auch sagen,

0:31:26–0:31:27

oh, ich fühle mich getriggert.

0:31:27–0:31:30

Ich renne zu drei anderen Mitgliedern, erzähle denen, wie fett ich mich getriggert fühle.

0:31:31–0:31:35

Dann machen wir einen kleinen Zirkel, wollen dann großen Gemeinschaftstreffen haben.

0:31:35–0:31:38

Und dann sitzen wir Getriggerten gegenüber der Unternehmerin,

0:31:38–0:31:41

die sich dann auch bitte jetzt mal erklären muss, warum wir uns schlecht fühlen. So, ne?

0:31:43–0:31:46

Und damit solche Sachen nicht passieren oder möglichst nicht passieren,

0:31:46–0:31:49

merkt man schon, okay, wer gestaltet so einen Prozess?

0:31:49–0:31:53

Es ist eher die Unternehmerin, die den Mitgliedern erzählt, wie sie mit ihren

0:31:53–0:31:57

Gefühlen in Gemeinschaften dann bestmöglich umgehen, damit es fördernd ist. Ja, so.

0:31:57–0:32:01

Und das ist halt auch in vielen natürlichen Gemeinschaften, auch wenn wir da

0:32:01–0:32:05

in Teilen auch ablehnend sind oder sagen, ja, wir wollen das neu gestalten,

0:32:06–0:32:09

geht es nicht darum, quasi alles in die Tonne zu treten, was dort passiert.

0:32:09–0:32:12

Weil die gemeinschaftsbasierte Unternehmerin, die ist in der Regel einen Ticken

0:32:12–0:32:17

weiter, ja, was Gemeinschaftsgestaltung, was Unternehmertum angeht,

0:32:17–0:32:20

ja, und trägt deswegen auch eine bestimmte Form von mehr Verantwortung.

0:32:20–0:32:25

Und das Mitglied, ja, du bist Mitglied einer Gemeinschaft, aber das ist am Anfang

0:32:25–0:32:30

eine Entscheidung und kein Status und spriegelt auch noch nicht deine Haltung wieder,

0:32:30–0:32:34

sondern du sagst einfach nur, ich will da dabei sein, aber im Inneren hast du

0:32:34–0:32:36

vielleicht noch super fett die Haltung einer Kundin, so.

0:32:36–0:32:40

So, willst es aber vielleicht lernen abzulegen.

0:32:40–0:32:44

Und die Unternehmerin bietet dir im Grunde den Prozess an, wie du das ablegen kannst.

0:32:45–0:32:50

Ja, aber jetzt auch nicht so quasi, also mit so einem 10-Punkte-Plan und höre

0:32:50–0:32:53

dir bitte diese 10 Folgen an und mache hier diesen Multiple-Choice-Test,

0:32:53–0:32:56

sondern es geht ums Dasein, ums offene Dasein so.

0:32:57–0:33:00

Und um es zu erleben, in Resonanz zu gehen und daraus quasi zu lernen, ja.

0:33:01–0:33:07

So, aber was man hier ganz, ganz stark merkt ist, ist, in dem Moment,

0:33:07–0:33:10

wo du die entsprechende Haltung hast und es möchtest,

0:33:11–0:33:15

wirst du die Verantwortung übernehmen dürfen, weil sich die Unternehmerin freut,

0:33:15–0:33:16

wie Bolle da jemand zu haben.

0:33:17–0:33:21

Gleichzeitig schützt die Unternehmerin aber auch die Gemeinschaft.

0:33:21–0:33:25

Also bestimmte Dinge gehen den gemeinschaftsbasierten Unternehmen einfach nicht.

0:33:26–0:33:29

Und alle Beteiligten können sich darauf verlassen, dass die Unternehmerin diese

0:33:29–0:33:30

Gemeinschaft schützen wird.

0:33:31–0:33:34

Weil es Teil ihrer Aufgabe ist. Und das ist aber auch eine Form von Sicherheit,

0:33:34–0:33:36

die alle haben, die sich da reinbegeben.

Franziska
0:33:38–0:33:41

Genau, ich merke gerade, also wenn Timo so spricht,

0:33:41–0:33:48

dass wir eben im Beziehung nicht nur ein Netzwerk sind, wo wirtschaftliche Kompetenz

0:33:48–0:33:49

irgendwie weitergegeben wird oder so,

0:33:49–0:33:54

sondern im Gegenteil, wo wir vor allem uns wieder damit beschäftigen und das

0:33:54–0:33:57

tatsächlich auch gemeinsam wieder lernen und es dann eben die Erfahrung auch

0:33:57–0:34:01

weitergeben und so weiter, dass es eigentlich am Ende eben um Beziehungskompetenz geht.

0:34:01–0:34:05

Das heißt, um dieses, naja, was sind denn eigentlich meine eigenen Bedürfnisse?

0:34:05–0:34:07

Und ja, liebe Leute, was sind denn eigentlich Bedürfnisse?

0:34:07–0:34:10

Dann geht es da um Gefühle und wie teile ich die eigentlich mit?

0:34:11–0:34:13

Also wir hatten gerade das Stichwort gewaltfreie Kommunikation.

0:34:13–0:34:17

Wir hatten das Thema Konflikte. Wie gehen wir denn eigentlich mit Konflikten

0:34:17–0:34:20

um? Und wie können wir die transformieren in Chancen eigentlich?

0:34:20–0:34:24

Und naja, was ist denn eigentlich Gemeinschaft? Und was braucht es denn, damit die entsteht?

0:34:24–0:34:30

Also mir wird gerade wieder so klar, dass es viel weniger darum geht,

0:34:30–0:34:35

um diese Zahlen und um das in Anführungsstrichen ökonomische,

0:34:35–0:34:39

beziehungsweise wir einfach aus dem ökonomischen wieder was ganz,

0:34:39–0:34:42

ganz anderes machen, nämlich vor allem Beziehungskompetenz.

0:34:42–0:34:47

Und das schöne Ambithylium ist eben, dass es ein Netzwerk ist für UnternehmerInnen,

0:34:47–0:34:50

die genau das alles da gemeinsam lernen können und teilen können.

Timo
0:34:51–0:34:53

Vielleicht ein Punkt, den ich an der Stelle auch ergänzen will,

0:34:53–0:34:57

ist, das Unternehmerische ist ja gerade jetzt zum Beispiel auch,

0:34:57–0:34:59

und das vielleicht so neudeutsch auch so ein bisschen Coach,

0:34:59–0:35:04

dass die Unternehmerin die Mitglieder gar nicht, also mit diesem ganzen Hintergrund

0:35:04–0:35:06

und dem, was da alles noch mitspringt, permanent überfrachtet.

0:35:07–0:35:11

Ja, also im Grunde geht es eigentlich auch darum, Menschen, die sich entwickeln wollen,

0:35:11–0:35:15

aber die auch quasi sonst in ihrem ganzen anderen alltäglichen Leben zu geben,

0:35:15–0:35:18

quasi in verschiedenen Phasen so viele Informationen zu geben,

0:35:18–0:35:22

dass sie in der Lage sind, quasi das in ihren Alltag einzupflegen,

0:35:22–0:35:24

dass es sie nicht überfordert, aber dass sie auch bereit sind,

0:35:24–0:35:25

Verantwortung zu benehmen.

0:35:25–0:35:31

Und dann nach und nach quasi auch nicht alle, aber bestimmte Menschen quasi

0:35:31–0:35:35

dann, klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber so ein bisschen zu coachen.

0:35:35–0:35:38

Und das hat, ich haue jetzt mal einfach ein bisschen Begriffe aus,

0:35:38–0:35:39

weil das für mich die Assoziation ist.

0:35:40–0:35:43

Nicht jedem allen das Gleiche, sondern die, die sich zeigen,

0:35:43–0:35:44

das, was sie gerne hätten.

0:35:45–0:35:49

Und das ist halt zum Beispiel auch so etwas mit, zu sagen, klar,

0:35:49–0:35:52

könntest du jedes einzelne Gemeinschaftsmitglied mit einer gigantischen Fibel

0:35:52–0:35:56

überfrachten und ihnen das ans Kopf werfen und sagen, hier steht alles drin.

0:35:56–0:35:59

Und wenn du dich mit irgendwas beschwerst, dann blätter ich nochmal nach und

0:35:59–0:36:04

weise dir nach, dass du auf Seite 130 Absatz 3, du hättest ja schon nachlesen

0:36:04–0:36:06

können, was dein Problem jetzt ist.

0:36:07–0:36:09

So funktionieren Gemeinschaften nicht.

0:36:10–0:36:14

Haben sie noch nie funktioniert. Sondern es gibt Menschen, die gestalten diese

0:36:14–0:36:19

Gemeinschaften und die sind Halt und Anker und aber auch so etwas wie Coach

0:36:19–0:36:24

oder Erzieher klingt so ein bisschen böse, aber man schaut einfach.

0:36:24–0:36:28

Also ich in meiner Art des Unternehmertums, ich sage manchmal,

0:36:28–0:36:30

ich bin manchmal sowas wie so ein gemeinschaftsbasierter Headhunter.

0:36:31–0:36:36

Ich suche Menschen, finde sie und dann beginne ich im Grunde,

0:36:36–0:36:40

mit ihnen eine Beziehung aufzubauen und es entwickelt sich nach und nach.

0:36:40–0:36:43

Und dieses Vertrauen in diese Art von Gemeinschaftsgestaltung,

0:36:43–0:36:46

das heißt nicht davon, dass Informationen vorenthalten werden,

0:36:46–0:36:50

sondern es ist auch ein Verständnis dafür, du führst ein Leben,

0:36:50–0:36:52

du bist eingebunden, du bist schon voll.

0:36:53–0:37:01

Und komm in diese Gemeinschaft und dein Leben, wie du es gerade führst, wird auch verstanden.

0:37:02–0:37:06

Aber in dem Moment, wo die Unternehmer merken, hier beginnt jemand Fragen zu

0:37:06–0:37:11

stellen, jemand will mehr erfahren, ist der Laden offen.

0:37:11–0:37:16

Also ich meine, die können in die Finanzen gucken, die können sämtliche Sachen erfahren.

0:37:16–0:37:20

Es macht nur nicht Sinn, allen Beteiligten die Sachen ständig vor die Nase zu

0:37:20–0:37:21

latzen und am Ende liest es niemand.

0:37:22–0:37:25

Aber es braucht so ein gegenseitiges Verständnis. Wenn ich Sachen erfahren möchte,

0:37:26–0:37:29

werde ich es erfahren. Das ist das Versprechen, das existiert.

0:37:30–0:37:33

Wenn du aber jetzt gerade okay bist mit der Art und Weise der Informationen,

0:37:33–0:37:35

dann ist es auch okay, sie nicht zu erfahren.

0:37:36–0:37:39

Aber es hat auch was mit, du kommst dann in Kommunikation.

0:37:40–0:37:44

Es löst auch einfach nur Stress aus, ständig Transparenz zu bieten an Leuten,

0:37:44–0:37:45

die davon überfordert sind.

0:37:47–0:37:50

Wenn du aber merkst, ich hätte gern mehr Transparenz, Dann fordere nicht ein,

0:37:50–0:37:55

dass alle auch Transparenz mögen, sondern komm auf die Unternehmerin zu,

0:37:55–0:38:01

versuche diese Frage so zu formulieren, dass es möglichst viel Energie gibt,

0:38:02–0:38:04

weil diese Fragen können auch Energie geben, aber so eine Frage kann auch Energie ziehen.

0:38:05–0:38:07

Also überleg dir, wie kann man so eine Frage stellen, wenn du Mitglied bist.

0:38:08–0:38:11

Und wir sind ja alle irgendwie auch Mitglied in gemeinschaftsbasierten Organisationen.

0:38:11–0:38:14

Und ich auch. auch. Und.

0:38:16–0:38:19

Dann beginnt daraus ein Prozess und der Prozess kann am Ende sein,

0:38:19–0:38:22

dass du deutlich mehr Verantwortung übernehmen möchtest, kannst,

0:38:22–0:38:23

darfst, als du es am Anfang denkst.

0:38:23–0:38:28

Aber es ist auch dieses Maß an Transparenz und so weiter, es ist alles nie unschuldig.

0:38:29–0:38:33

Und unser Transparenzverständnis ist häufig aber auch, kommt aus einer anderen

0:38:33–0:38:36

Welt, es kommt eher aus einer Welt, wo ich nicht in Beziehung bin,

0:38:36–0:38:39

wo ich kontrollieren will, weil ich den Menschen nicht kenne.

0:38:40–0:38:44

Im Gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften ist Transparenz eher hat eher die Funktion,

0:38:44–0:38:45

oh, du willst mehr erfahren?

0:38:46–0:38:49

Toll, ich gebe dir mehr Informationen, damit du mehr lernen kannst.

0:38:50–0:38:53

Wie die Organisation versteht. So, da sitzt, so ist es eine ganz,

0:38:53–0:38:57

ist es ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander.

0:38:57–0:38:59

Und das verstehen wir nicht, weil wir in anderen Organisationen sozialisiert

0:38:59–0:39:02

sind. Wir sind eine Organisation, wo sich Menschen nicht kennen,

0:39:02–0:39:03

die trotzdem funktionieren müssen.

0:39:03–0:39:06

Aber wir wollen ja gerade andere Organisationen aufbauen und deswegen können

0:39:06–0:39:09

wir nicht alles eins zu eins kopieren, was woanders geht.

0:39:09–0:39:12

Das heißt für dich als Mitglied, wenn du denkst, ja woanders funktioniert es

0:39:12–0:39:15

so, kannst du nicht einfach sagen, weil es woanders so funktioniert,

0:39:15–0:39:21

empfinde ich das als professionell und richtig, sondern man Man formuliert es als Frage zum Beispiel.

0:39:21–0:39:24

Guck mal, woanders funktioniert es so. Warum machen wir es nicht auch so?

0:39:25–0:39:27

Warum machen wir es anders? Und dann bekommst du eine Antwort und das ist toll.

Tobias
0:39:28–0:39:31

Ich möchte mal gerade nochmal zusammenfassen, was ihr beide gesagt habt,

0:39:31–0:39:37

weil mir ist dabei wirklich so gekommen, okay, was für eine krasse Leistung und Anstrengung,

0:39:37–0:39:40

Unternehmerinnen im gemeinschaftsbasierten Wirtschaften abbringen müssen,

0:39:41–0:39:46

weil klar, wir machen das, was ihr ja gesagt habt, also Beziehungen,

0:39:46–0:39:48

eine neue Art der Kommunikation,

0:39:49–0:39:53

dieses gemeinschaftsbasierte Wirtschaften erstmal irgendwie festigen und in

0:39:53–0:39:58

die Leute bringen und an die Leute bringen und ganz viel Pionier- und Pionierinnenarbeit.

0:39:59–0:40:03

Und aber gleichzeitig müssen wir ja auch noch diese, ich sag mal,

0:40:03–0:40:05

Oldschool-Unternehmerfähigkeiten haben.

0:40:06–0:40:11

Keine Ahnung, Steuern und Bank und Geld und Finanzamt.

0:40:12–0:40:18

Und das haben wir ja trotzdem auch noch im Blick, weil wir leben nun mal trotzdem

0:40:18–0:40:21

immer noch in unserem System hier und müssen ja das Ganze trotzdem auch noch im Blick haben.

0:40:22–0:40:28

Und Marketing-Experten müssen wir auch noch sein und Mitarbeiterführung.

0:40:29–0:40:34

Und ja, also ich möchte gerade noch einmal gerade das so, ja auch wirklich mal

0:40:34–0:40:39

benennen, wie anstrengend das ist, diese ganzen Bälle irgendwie hochzuhalten.

0:40:39–0:40:44

Und dann hat man ja auch noch ein Privatleben und Kinder haben wir alle auch.

0:40:44–0:40:48

Ich weiß jetzt auch nicht, ob unsere Augenringe von den Kindern oder von unserem Unternehmen kommen.

0:40:49–0:40:52

Ja, das ist mir gerade so gekommen und war mir wichtig noch zu sagen.

0:40:54–0:40:56

Wie anstrengend und erschöpfend das auch manchmal sein kann.

0:40:57–0:41:02

Dieses, ja, okay, wir machen es anders, aber weil wir es anders machen,

0:41:02–0:41:05

müssen wir ja vieles gleichzeitig irgendwie im Blick haben.

Timo
0:41:06–0:41:10

Und deswegen ist die Sache mit der Energie so wichtig. Also,

0:41:10–0:41:13

und Isabella hat es ja eben schon erklärt, es ist einfach die Welt,

0:41:13–0:41:15

wenn jemand auf dich zukommt und sagt, hey, ich sehe dich.

0:41:15–0:41:18

Und es ist halt auch nochmal wirklich ein Unterschied, ob du einen Angestelltenjob

0:41:18–0:41:21

hast und da drin gestresst bist oder Beamtin bist, aber weißt, dein Geld kommt.

0:41:23–0:41:28

Oder ob du halt die ökonomische Unsicherheit tragen musst.

0:41:28–0:41:32

Also es ist so, du bist trotzdem gestresst, du hast trotzdem viel zur Arbeit,

0:41:32–0:41:37

aber deine ökonomische Sicherheit ist nicht zwangsläufig schon gegeben.

0:41:38–0:41:42

Mach dir das einfach bewusst, wenn du mit so einer Person interagierst und fragst

0:41:42–0:41:43

sie, hey, wie kann ich dir Energie

0:41:43–0:41:47

und Kraft schenken, wenn ich mit dir interagiere? Das ist die Welt.

0:41:48–0:41:52

Auch im gemeinschaftsbasierten Wirtschaften ist es in wesentlichen Energie.

0:41:53–0:41:56

Ich beschreibe das manchmal so, es gibt einfach Menschen, die sind so Dementoren.

0:41:56–0:42:00

Die treten zur Tür rein und du weißt, fuck, ich bin gleich geliefert.

0:42:00–0:42:01

Die nehmen alles mit, was ich habe.

0:42:02–0:42:07

Ja, so und gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften und die Gemeinschaft sollte eher

0:42:07–0:42:11

so, wie heißt das, Petronas oder Patrona, also dieser Zauberspruch,

0:42:11–0:42:16

den man dann gegen diese Dementoren macht,

0:42:16–0:42:20

so diese Tierwesen, okay gut, also für Harry Potter Fans, vielleicht wollt ihr

0:42:20–0:42:23

es uns ja sagen, die zuhören, man kann dann so einen Zauberspruch machen und

0:42:23–0:42:26

die Dementoren, die Dementoren, die Energiesauger dann vertreiben,

0:42:27–0:42:29

genau, okay, Sein, Petronas.

Isabelle Kempf
0:42:30–0:42:33

Vielleicht ganz kurz einhacken, weil ich habe ja beides erlebt.

0:42:33–0:42:38

Also ich mache das ja schon eine Weile länger und war nur Unternehmerin in Anführungsstrichen.

0:42:39–0:42:42

Und wenn du dann fertig bist, ja, dann bist du halt fertig und du bist alleine damit.

0:42:43–0:42:51

Und klar, diese Gemeinschaft zu führen, zu pflegen, mit ihr in Austausch zu

0:42:51–0:42:54

gehen, das braucht Zeit, das braucht Energie.

0:42:54–0:43:00

Aber das, was zurückkommt, ist so viel mehr als das, was man da reinstecken muss.

0:43:00–0:43:07

Deswegen lohnt es sich halt auf jeden Fall, diese zusätzliche Arbeit zu tun.

Tobias
0:43:08–0:43:14

Ja, das stimmt. Immer geht man aus so Gemeinschaftsdialogen oder auch,

0:43:14–0:43:18

also egal, ob man jetzt mit allen Mitgliedern sich trifft oder einzeln,

0:43:18–0:43:20

eigentlich immer bestärkt raus.

0:43:21–0:43:24

Weil man auch zusammen an einer Lösung arbeiten kann, das ist ja auch irgendwie

0:43:24–0:43:27

ganz schön, wenn man nicht, klar, entscheiden wir dann doch auch immer noch

0:43:27–0:43:31

ein bisschen mehr, aber manchmal ist ja auch ganz schön, dann trotzdem so ein

0:43:31–0:43:32

kleines Stück geholfen zu bekommen.

Isabelle Kempf
0:43:33–0:43:38

Du hast ja viel mehr Ressourcen zur Verfügung also gerade im Laden gibt es so

0:43:38–0:43:43

viel Kleinkram auch manchmal zu regeln oder man müsste einfach mal irgendwo

0:43:43–0:43:45

kurz fünf Löcher bohren und so und dann,

0:43:46–0:43:49

weiß ich nicht, hast du vielleicht sofort jemanden, der dir eine Bohrmaschine

0:43:49–0:43:51

ausleiht oder wie auch immer, also du hast,

0:43:52–0:43:57

einfach viel mehr zur Verfügung auf das du zugreifen kannst um deine Probleme

0:43:57–0:44:03

zu lösen So, jetzt haben wir ja ganz viel aus dem Leben von euch UnternehmerInnen gehört.

Tobias
0:44:03–0:44:07

Ich möchte nochmal ganz zum Anfang kommen, wo wir auch darüber über Commons,

0:44:07–0:44:11

Cummining und ja, wie das ist, wenn sich ja aus einer Gemeinschaft heraus so

0:44:11–0:44:15

ein gemeinschaftsbasiertes Projekt entsteht. Da möchte ich auch nochmal drüber sprechen.

0:44:16–0:44:20

Timo, kannst du das einordnen? Wie steht das Mycelium dazu? Also Commons oder

0:44:20–0:44:24

Anbieter zentriert oder schließt sich das aus? Ist das das Gleiche?

Timo
0:44:24–0:44:27

Ja, ich glaube, also ausschließen tut sich nichts.

0:44:28–0:44:32

Ich glaube, wichtig ist einfach zu verstehen, dass das Mycelium ein Ökosystem

0:44:32–0:44:35

ist von Menschen, die sich explizit als Unternehmerinnen verstehen.

0:44:36–0:44:39

Das ist, glaube ich, richtig wichtig zu verstehen. Das heißt,

0:44:39–0:44:41

auch wenn du zum Beispiel dein Unternehmen nicht mehr gibst oder du es wechseln

0:44:41–0:44:45

möchtest, bist du weiterhin ein Teil unseres Ökosystems und hast eine neue Aufgabe.

0:44:47–0:44:50

Das heißt zum Beispiel aber auch, wenn man zum Beispiel sagen würde,

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ich komme aus einer Unternehmung, die ist quasi aus einem Kollektiv heraus entstanden,

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und du wirst Kontakt mit einem von uns haben, dann würden wir wahrscheinlich

0:45:01–0:45:05

auch die ketzerische Frage stellen, ja, wer trägt bei euch die Verantwortung?

0:45:06–0:45:09

Wer ist die Unternehmerin? Wer übernimmt die Care-Arbeit bei euch dafür,

0:45:09–0:45:10

dass der ganze Laden läuft?

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Und wenn dann darauf alle die Frage stellen, alle, dann ist die Gefahr ganz

0:45:16–0:45:17

groß, dass es keiner macht.

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Oder auch keiner, die Macht hat.

0:45:22–0:45:27

Also es ist vielleicht schon jeder, dass es jemand macht, diese Person aber

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nicht die Macht hat, auch Entscheidungen zu treffen oder es ja auch gesehen wird.

0:45:31–0:45:35

Und das ist eben das, was mit CEDEUM ganz stark heraus entstanden ist.

0:45:35–0:45:39

Also ich habe ja zum Beispiel Care-Arbeit für eine Solawi gemacht und hatte keine Macht.

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Also da wurde auch nicht gesehen. Und da wurde auch gesagt, okay,

0:45:43–0:45:46

es gibt diese Menschen und lasst uns ins Zentrum rücken.

0:45:46–0:45:50

Und deswegen, wenn ihr in einem Kollektiv seid, das etwas gründet,

0:45:50–0:45:52

dann würden wir schon auch, würden wir quasi die Frage stellen,

0:45:52–0:45:56

Hey, definiert das Unternehmertum nicht weg.

0:45:56–0:45:59

Wer hat euch zusammengerufen? Wer guckt, dass Sachen passieren?

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Wer schaut, dass es allen gut geht?

0:46:01–0:46:04

Das ist in der Regel unsere Unternehmerin und ich glaube, wir würden die These

0:46:04–0:46:05

aussprechen, sie ist immer da.

0:46:05–0:46:09

Die Frage ist, ob sie gesehen wird, ob sie sich selber sieht,

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also ihre eigenen Bedürfnisse, ob die anderen die auch wertschätzen oder ob sie wegdefiniert wird.

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Und auch nochmal die Frage stellen, warum sitzen wir eigentlich eigentlich an dem Tisch?

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Wer war die Quelle? Wer hatte die Idee? Kannst du auch alles wegdefinieren von wir sind alle gleich?

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Oder man schätzt das eben wert. Und ich glaube, wenn man zum Beispiel so ein

0:46:30–0:46:32

Kollektiv ist, dann sehe ich das so.

0:46:32–0:46:35

Es gibt Menschen, die sind wesentlich Mitglieder, Nutzerinnen.

0:46:36–0:46:40

Und dann gibt es aber eine zweite Ebene, die kann extrem produktiv sein.

0:46:40–0:46:42

Das nennen wir dann zum Beispiel Co-Anbieter.

0:46:42–0:46:45

Also die haben für bestimmte Bereiche Verantwortung. Verantwortungen,

0:46:45–0:46:49

aber die sehen ihre Aufgabe schon auch darin zu sagen, wir helfen der Anbieterin

0:46:49–0:46:51

quasi die Gesamtverantwortung zu tragen.

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Und es sind in der Regel nicht zehn Leute, die wirklich Anbieterinnen in einer Gemeinschaft sind.

0:46:56–0:47:01

Es ist eine Person, zwei Personen, maximal drei, aber größer wird es nicht.

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Die anderen Personen sind in der Regel eher Co-Anbieter, also die bestimmte

0:47:04–0:47:05

Teilbereiche Verantwortung übernehmen.

0:47:05–0:47:08

Aber die Aufgabe von Co-Anbietern ist es halt eben auch zu sagen,

0:47:08–0:47:10

nein, ich bin nicht die Person mit der Gesamtverantwortung, ich trage einen

0:47:10–0:47:15

Teil der Verantwortung, ich bin noch eine Zwischenebene zu den Anbietern.

0:47:15–0:47:19

Und ich würde die ketzerische Frage in den Raum werfen, dass das meisten Kollektiven

0:47:19–0:47:21

diese Unterscheidung Sinn machen würde.

0:47:22–0:47:26

Und wenn sie nicht getroffen wird, dann resultieren dann Streitigkeiten.

0:47:26–0:47:29

Und gerade der Punkt mit der Care-Arbeit, es gibt immer jemand.

0:47:30–0:47:33

Es gibt eigentlich immer in der Regel eine Person, die die Care-Arbeit übernimmt.

0:47:33–0:47:37

Und das ist einfach super wichtig, diese Person als auch in ihren unternehmerischen

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Tätigkeiten für Gemeinschaften eben einfach wertzuschätzen.

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Weil du wirtschaftest auf Basis deiner Gemeinschaft, wenn da niemand die Care-Welt

0:47:43–0:47:44

übernimmt, wird es schwierig.

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Und gerade ist es halt auch wichtig, wir sind eher dabei, auch Tätigkeiten in

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Kollektiven überzubewerten, die was mit Handeln zu tun haben,

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auch in einem männlichen Sinne irgendwie einen Hammer in die Hand zu nehmen

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und irgendwas zu bauen, dann hat das eine super große Bedeutung.

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Aber die Person, die geguckt hat, dass es allen gut geht, die wird auch heute einfach nicht gesehen.

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Und da geht das Mycelium halt rein und sagt, nee, lass uns die Rollen bitte alle klarziehen.

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Und dann macht es, glaube ich, auch Sinn. Oder, und das ist das,

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was wir halt viel machen, ist, also und wir helfen auch den Unternehmerinnen

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in solchen Organisationen dann, Rollen auch klarzuziehen.

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Und oder auf der anderen Seite ist es halt so, bei Neugründungen oder bei Umstellungen,

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dann ist es verhältnismäßig einfacher, weil die Rollenverteilung eigentlich

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schon gegeben ist. Genau, aber das ist so ein bisschen unser Take dazu.

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Und trotzdem ist es natürlich total wichtig, dass es diese Organisationen auch gibt.

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Warum ist das mit dem Unternehmertum einfach nochmal wichtig?

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Ich glaube, es ist einfach für jede Organisation wichtig zu verstehen.

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Bin ich eher eine Management-Persönlichkeit, die Unternehmen und Prozesse besser machen will, super.

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Oder bin ich die Persönlichkeit, die Neues in die Welt bringt,

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aber auch vielleicht guckt, dass unsere Organisation sich anpasst.

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Weil wenn die Unternehmerin irgendwann mal verschwindet und nur noch die Manager

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zurückbleiben, dann kann es auch ganz häufig passieren, dass die Organisation

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sich selbst einfach genug ist und ihr transformatives Potenzial halt nicht mehr voll ausschöpft.

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Ja, genau. Und beim Gemeinschaftsbasierten sagen wir halt immer ganz bewundert,

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dass es gibt Unternehmerpersönlichkeiten, die wirtschaften auf Basis von einer

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Gemeinschaft, sie gestalten diese Beziehungen aktiv.

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Das ist halt nochmal ein deutlich anderer Weg, als wie er sonst üblich ist.

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Genau. Und einen letzten Satz zum Thema Cumming.

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Ich würde sagen, auch Mercedes-Benz-Organisationen machen Cumming.

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Sie kennen nur ihre Unternehmerpersönlichkeit.

Tobias
0:49:31–0:49:35

Hättet ihr euch gesehen als Unternehmerin, Isabel, Franziska?

Isabelle Kempf
0:49:35–0:49:40

Ja, auf jeden Fall. Ich habe da jetzt auch gar nicht groß irgendwas hinzuzufügen.

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Es ist einfach schön, dass es gesehen und wertgeschätzt wird.

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Und für mich ist auch ein bisschen das Besondere im Mycelium,

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quasi selber eine Gemeinschaft aufzubauen und da diese Beziehung zu pflegen,

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aber eben auch selber Teil von Gemeinschaften zu sein.

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Also ich bin zum Beispiel Teil von Tobis Mediengemeinschaft,

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und mache da eben Erfahrungen, von denen profitiere ich dann wiederum für meine

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eigene Gemeinschaft, wo ich dann diese andere Rolle eben habe.

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Und ich glaube, das macht es aus. Und ich meine, Timo, du hast jetzt schon mehrmals

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gesagt, hier mit dem Netzwerk für Unternehmerinnen, nicht für Unternehmen.

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Also die Vorstellung, es würde den Laden nicht mehr geben und wir würden dann

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aufhören, zusammenzuarbeiten, die ist einfach nur absurd. Also da merke ich

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das einfach ganz deutlich.

Franziska
0:50:31–0:50:35

Das ist toll, da darf ich gleich anschließen, weil ja auch wieder mein Fall zeigt,

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also im Sinne von, ich darf Anbieterin von einem Ort sein, vom Franzwerk,

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dann aber auch einen Wandlungsprozess wieder machen und am Ende bin ich aber

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weiterhin eben mit Thelium aktiv und wechsle jetzt eben eine Rolle.

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Rolle zeigt auch wieder, ja, es ist nicht primär eben das Netzwerk für Unternehmen,

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sondern ja, ich darf da als Mensch,

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als Anbieterin sein und kann dann innerhalb des Netzwerks sogar meine Rolle

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wechseln und dann eben nach der Elternzeit tatsächlich im Mycelium arbeiten.

Tobias
0:51:05–0:51:09

Sehr schön. Hast du dir die beste Kompetenz eingekauft, Timo, oder?

Timo
0:51:13–0:51:16

Eingekauft, also einkaufen kann das Mycelium schon mal gar nichts.

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Also wir bieten sehr viel intrinsische Motivation, glaube ich.

Tobias
0:51:23–0:51:24

Ja, sehr schön.

Timo
0:51:24–0:51:30

Das ist ja eigentlich auch das Schöne. Also im Mycelium lernen ja eigentlich

0:51:30–0:51:33

sehr, sehr viele Menschen wie Gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften funktioniert.

0:51:33–0:51:34

Also ich lerne es ja auch jeden Tag aufs Neue.

0:51:35–0:51:39

Und das gibt halt ja dadurch, dass wir ja ständig Prozesse begleiten,

0:51:39–0:51:43

jeden, der mitlernt, die Möglichkeit zu sagen, ja, ich könnte jetzt auch auf

0:51:43–0:51:48

die Idee kommen zu begleiten oder möchte das jetzt tun und das macht jetzt auch Isabel und Franziska.

0:51:48–0:51:53

Und ich glaube, das Schöne ist halt, dass wir halt eben Menschen haben,

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die es halt selber tun und leben.

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Wir haben in Anführungsstrichen so frisch von der Uni, der irgendwas theoretisch gelernt hat.

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Das geht bei uns leider nicht oder zum Glück, je nachdem und ja,

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das ist schon ein krasses Potenzial, was da einfach schlummert und wir auch

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eben schöpfen können und dürfen, ja. Das ist großartig.

Tobias
0:52:13–0:52:17

Ja, ihr drei, ich bedanke mich für euren Einblick ins gemeinschaftsbasierte

0:52:17–0:52:24

Unternehmertum Wer jetzt ganz niederschwellig die Erfahrung einer Gemeinschaft machen möchte,

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kann doch einfach mal eine E-Mail an info.mizelium.com mit dem Stichwort Podcast-Gemeinschaft

0:52:32–0:52:34

schreiben und Mitglied in der Podcast-Gemeinschaft werden.

0:52:34–0:52:38

Wir haben dazu einen monatlichen Austausch.

0:52:38–0:52:42

Ihr bekommt exklusiven Zugriff auf noch ein paar extra Folgen.

0:52:42–0:52:46

Ja, und seid einfach schon mal so ein bisschen in diesem, ja ich sag mal so

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ganz niederschwellig in diesen gemeinschaftsbasierten Wirtschaften einmal so

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reingetippt. So wie wenn man Eisbaden geht, so intensiv, aber schon nur kurz.

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Und dann kann daraus irgendwie noch weiter was entstehen und ihr könnt vielleicht

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eure eigene Idee irgendwann mal umsetzen.

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Ja, nochmal danke an euch und bei allen Zuhörenden bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit.

Franziska
0:53:10–0:53:11

Danke und tschüss.

Timo
0:53:11–0:53:12

Danke.

Isabelle Kempf
0:53:12–0:53:13

Tschüss.